DAS FEST            22.-24.07.11 Karlsruhe, Günther-Klotz-Anlage 

(hier u. a. mit: Bad Religion, Razorlight, Sondaschule, Mono)

 

Es war mal wieder so weit: Ende Juli ist in Karlsruhe FEST-Zeit!!

Unter eher mangelhaften Wetterbedingungen trafen wir am Freitag rechtzeitig zu Bad Religion am Fuße des Hügels ein. Die machten ihre Sache zwar gut, doch kam leider vom Klang der Gitarren meist nur so ein Hintergrundkratzen und Rauschen an, was sehr schade war. Von Bass und Schlagzeug wiederum war zuviel zu hören, so dass der Sound mal kurz zu überwiegend rhythmischem Gewummere ohne viel Charakter umgemodelt schien. Ausgesprochen schade, das, denn die Bänd spielte zwar offensichtlich gut und energetisch, doch kam aufgrund des Soundbreis zwischenzeitlich fast etwas Langeweile auf. Ihr Set hielten die Kalifornier in guter Ausgewogenheit neuerer Stücke und altbekannter  Klassiker samt ein paar weniger eingängiger Stücke - kurz: alles drin (u. a. "This Is Just A Punkrock-Song", "21st Century Digital Man", "American Jesus"). Also eiiiiigentlich recht gut, aaaaber der Sound halt... Danach gab's eh nicht mehr viel Grund zu bleiben, der liebe Petrus zog es vor, die Leute nach Hause zu schicken.

Am frühen Samstagabend schlichen wir uns dann, wieder mit Klamotten für Regen, Wind und Schneesturm ausgestattet, an den (unglaublich lästigen) Scännern vorbei erneut zur Hauptbühne, wo sich Razorlight aus England bereits warm zu rocken schienen. Auch hier fiel alsbald wieder ein eher mäßiger Sound auf, der zwar erneut wieder ordentliches Bumm-Bumm der Bass-Drum veranstaltete, leider aber den manchmal etwas bluesigen Rock'n'Roll der Briten nicht so ganz richtig in Erscheinung treten ließ. So war's dann zwar ganz nett gewesen, richtig kicken konnte mich die Bänd jedoch nicht. Immerhin, bis jetzt waren wir von oben trocken geblieben. Frau Skin und ihre wiedervereinigten Skunk Anansie ließen wir dann mal lässig links liegen und verabschiedeten uns vom Hauptgelände, bevor wieder das lästige Gedrängel and den diversen Nadelöhren überhand nahm - ab zur Zeltbühne. Wohlgemerkt: nun im zweiten Jahr ohne Zelt.

Es blieb unser kleinen Truppe gar noch etwas Zeit zum Herumlungern, bis zur Prime Time abends um zehne die Sondaschule auf die Bühne trat. Im Laufe deren eindreiviertelstündigen Sets stellte ich mir des Öfteren die Frage, warum man eine Bänd mit solch hohem Unterhaltungswert nicht auf die Hauptbühne stellt. Nicht nur stimmlich erinnerte der Sänger zeitweilig an Farin Urlaub, er hatte auch ein ziemliches Händchen dafür, die Anwesenden für sich zu gewinnen. So dauerte es nicht lange und fast die ganze Audience war in Bewegung. Dieser Auftritt stellte - trotz zwischendurch wieder mal Nässe von oben - das bisherige Highlight der Veranstaltung. Stilistisch bedienten die Jungs aus dem Pott so ungefähr alles zwischen Ska-Punk über Pop und Rock, Funk und Reggae - wieso also nicht auch mal die breite Hügelmasse damit beglücken? Aber nächstes Jahr ist ja auch noch ein Jahr, und vielleicht darf der "Ich bin dumm - aber glücklich"-Sänger ja dann zum Schluss des Auftritts von der Hauptbühne aus mit Anlauf ins Volk springen...

Am Sonntag schafften wir dann sogar um kurz nach vier ein Gipfelbier, während Full Spin, ein Trio aus Karlsruhe mit Durchschnitts-Rock von der Hauptbühne her den Hügel beschallten. (Auf dem Weg dahin mussten wir leider Ohrenzeugen von grässlichen Karaoke-Gesängen auf der Zeltbühne werden -. ganz schwere Kost, das...). Hiernach schwenkten wir mal kurz rüber zur Kleinkunstbühne, wo ein Berliner Möchtegernklamauk-Duo (deren Namen mir glücklicherweise längst entfallen ist), soeben ihre teils kunstvoll akrobatische, doch leider mit überwiegend flachem Witz gespickte Perfomance zeigten. Also weiter, wieder zur Hauptbühne, um zu hören und sehen, was Aura Dione aus Dänemark so zu bieten hatte. Das war dann erstmal eine zwar unbestritten schöne Stimme, das Auftreten dagegen war mir deutlich zu teenie-mädchenhaft, eher so "hach, ist das alles so schön hier", was mich recht bald ein paar Nerven kostete und wir uns alsbald lieber kulinarischem Genüssen zuwendeten.

Nun spaltete sich unsere Truppe, die große Mehrheit wollte Wir sind Helden, ich als einköpfige Minderheit flanierte lieber ein wenig übers Gelände, ließ mich hier mal aus-, da wieder ein-, dort erneut aus-scännen. So scänn..., äh, schlenderte ich herum, bis auf der Zeltbühne Rocky Votolato, ein Songwriter aus Seattle, startete. Der machte seine Sache bestimmt ganz gut, mit Gitarre, Mundharmonika und Gesang, doch spielte er leider für meinen Geschmack eher belanglose, außerdem einander recht ähnelnde Stücke, weshalb ich nach einer dreiviertel Stunde doch noch einen kleinen Schwenk rüber zu Frau Holofernes und ihren Jungs tätigte. Hier war dann wieder das Nadelöhr-Problem, man kam einfach an gewissen Stellen nicht durch. Kurz hörte ich dann noch ein oder zwei Stücke, dann fing die Dame leider an, irgendwelchen Mist zu erzählen von wegen "viele im Publikum sind ja auch nicht mehr so jung, so wie wir hier oben auch" (die Frau wird dieses Jahr fünfunddreißig!!) und "euer letztes großes Festival, da hat wahrscheinlich Janis Joplin gespielt" (Super-Witz!!) und "wer weiß, wann wir wieder so ein großes Festival spielen werden - ihr überwältigt uns" - AU BACKE!! Jetzt aber lieber schnell weg hier, dachte ich, bevor ich noch ein Taschentuch zücken muss... Also ließ ich mich statt dieses Befindlichkeitsgefasels lieber noch auf ein Bierchen an der DJ-Bühne beschallen, bevor es ab zum Treffpunkt Zeltbühne ging. Denn den folgenden Herrn Clueso wollte nun wirklich keiner unseres Trüppchens hören...

Zur Versöhnung gab's als allerletzten diesjährigen FEST-Act einen astreinen Abschluss - zum Glück, nach so viel Genörgel (verzeiht): Mono aus Japan. Das Quartett bot feinste Instrumentalmusik, mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, zur angenehmen Abwechslung gelegentlich unterlegt mit Einspielungen vom Band oder auch mit E-Piano-Klängen gespickt, welche die Bassistin übernahm. Durchweg mit tollem Sound, schöner Licht- und Lasershow, spielten die vier ohne ein einziges Wort ans Publikum zu richten ihr anderthalbstündiges Set, pendelten dabei immer wieder zwischen laut und leise, entspannten, hypnotisierten, bauten Wände auf und wieder ab und stellten dabei jederzeit eine Wohltat für's Gehör dar.

So waren die Japaner abschließend das musikalisch mit Abstand Beste beim diesjährigen FEST -  von den um ihren Sound betrogenen Bad Religion und den köstlich unterhaltsamen Sondaschülan mal abgesehen... Doch werd' ich sicher nicht gleich das Handtuch schmeißen, auch wenn ich mittlerweile zugestehen muss, dass mir langsam das geliebte Flair auf dem ehemals freibeweglichen Gelände doch zu arg leiden muss, mit immer mehr Absperrungen und den leidigen Scän-Geschichten an Ein- und Ausgängen, teilweise überspannten OrdnerInnen, puh... Warten wir doch am besten mal das näxte Jahr ab...

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