DAS FEST        20.-22.07.12  Günther-Klotz-Anlage, Karlsruhe       

(hier mit: Donots, Maxïmo Park, Casper, Deichkind, Monsters of Liedermaching, Dylan-Revue-Band, Urlaub in Polen, Culcha Candela)

 

Was mir wirklich selten passiert, ist dass ich so gar keine Lust habe, einen Bericht über ein von mir besuchtes Konzert zu schreiben. Leider verhält sich das beim diesjährigen Fest genau so. Und ich muss hierzu noch nicht einmal prokrastinieren, nein, ich hab einfach keinen Bock, einen Haufen mehr oder weniger Verrisse zu notieren. Schade, eigentlich. Doch möchte ich natürlich meiner treuen Leserschaft nix vorenthalten und hab einfach mal darauf gesetzt, dass manche Erlebnisse, je länger sie der Vergangenheit angehören, durch zunehmende Verklärung der Erinnerung heimgesucht werden; und nicht selten fallen ja negative Erlebnisse retrospektiv gar nicht mehr soooo schlecht aus - anyway, die Konzerte, die ich dieses Jahr beim Karlsruher Fest erlebt habe, waren überwiegend nix - zumindest für mich. 

Das ging am Freitagabend los mit den Donots. Fun-Punk mit etwas Pop-Appeal. Grade mal anderthalb Akkorde waren zu hören gewesen - und schon klang's wie tausend Mal gehört. Da hat's auch nix gerissen, dass der Sänger, offenbar um den Fun im Punk aber auch ganz deutlich zu machen, bei jedem, absolut JEDEM Stück irgendein Mitmachteil oder ein 'seid ihr noch da' oder wasweißichwas eingebaut hat, was mir dann den Rest an good will geraubt hat. Es war also nicht einfach nur langweilig, verdammt, es hat auch noch genervt.

Große Hoffnung legte ich also auf die Hauptbänd des Eröffnungsfreitags: Maxïmo Park, aufgrund Flugangst des Sängers Paul Smith aus Newcastle mit dem Bus ins Badische angereist. Vor einigen Jahren war das Quintett ein ziemlicher Hype in der Fachpresse, zumindest ein Stück, "Girls Who Play Guitars", konnte auch mir ganz gut gefallen - nicht nur wegen des orangen Vinyls der Single. Mit diesem starteten sie ihr Set unter qualitativ mäßigen klanglichen Bedingungen - und hatten damit ihr Pulver bereits fast verschossen. Die etwa neunzig Minuten tröpfelten ansonsten so vor sich hin, das eine oder andere nach vorne gemischte kurze Gitarrensolo stach gelegentlich aus dem Soundbrei heraus, insgesamt war leider auch dieses Konzert eher boring. Time to say goodbye, zu Hause bei meinem wie immer sehr umsichtigen Gastgeber gab's dann doch noch gute Musik zu hören - darauf kann man sich verlassen!!

Am Samstag kamen wir dann während tröpfelndem Himmel bei Casper an. Hier hatte ich genau gar nichts erwartet, somit hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Ich war gar gelegentlich positiv überrascht ob der Texte des Youngsters, wenn ich auch so manchem davon doch arge Juvenilität bescheinigen muss. Immerhin zeigte sich der junge Mann recht gut gelaunt und ebenso bei Stimme, der Jugend um uns herum hat's offenbar sehr gut gefallen - mein würzender Senf auf der Musikwurst war's dann doch nicht.

Gespannt warteten wir während der zunehmenden Füllung des Geländes auf den Prime-Time-Äct: Deichkind. Ziemliches Gedränge machte sich wie erwartet bald zwischen der Bühne und dem sagenumwobenen Hügel breit, je näher der Konzertbeginn rückte. Die hip hoppenden Hamburger ließen sich nicht lumpen, boten eine höchst aufwendige Show. Wenn ich mich recht erinnere, waren sie zu sechst auf der Bühne, auf welcher ich allerdings kein einziges Instrument entdecken konnte. Musikalisch kam alles vom Band. Die immer wieder in anderen Verkleidungen agierenden Herren beschränkten sich allesamt aufs, äh, Singen - so dies kein Playbäck war - und natürlich ihre hoch aufwendige Performance. Diese erinnerte häufig an eine Art expressionistische, musikalisch unterlegte Theateraufführung. So gab's also immerhin stetig was zu sehen auf der Bühne, während die Musik, insgesamt nach technoidem Hip-Hop klingend, mir relativ eintönig klang. Große Ausnahme und damit mein persönliches Highlight: das sehr gut gesungene "The Power Of Love" - in den Achtzigern eine Weihnachtshitschnulze von Frankie Goes To Hollywood - vom Interpreten auf einem überdimensionierten, hochkant auf der Bühne aufgestellten Fass von weit oben präsentiert. Das Fass nahm kurz danach sämtliche Sänger in sich auf, um dann selbstverständlich noch in die ersten Reihen des Publikums gefahren zu werden. Na, wenn schon überdimensional aufwendig, dann wenigstens ausufernd und konsequent. Am lustigsten an der gewaltigen Bühnenshow fand ich noch die beiden minutenlang an Bungee-Seilen baumelnden Sänger... Ach ja, richtig, die hatten ja auch noch Texte, die Hamburger, die sie während des ganzen Spektakels sprechsangen. Die wiederum waren zum Teil richtig gut, umfassten ein recht breites Spektrum von sozialkritisch über politisch bis zur Selbstironie. Schade, dass die Musik nicht mein Ding war, das Anhören der Texte hat sich jedenfalls richtig gelohnt.

Großes Aufatmen gab's unter unserem Besucher-Duo zu später Stunde, als die Monsters of Liedermaching den Abend beschließen durften. Das Gelände hatte sich deutlich gelichtet, man konnte sich einen angenehmen Platz suchen, dabei auch mal variieren, kam jederzeit problemlos an Getränkenachschub und konnte sich bei den Quatsch-Texte singenden und dabei auf Bierbänken sitzend ketterauchenden Monsters entspannt amüsieren. Die hatten selbst eine Riesenfreude an ihrem Auftritt, was alleine schon beim Zusehen Spaß machte. So hatte sich der Samstag insgesamt deutlich besser gezeigt als der doch sehr enttäuschende Freitag...

Am Sonntag waren wir bereis am frühen Nachmittag am Start, um die Dylan-Revue-Band zu begutachten, die einen Auszug aus ihrem normalerweise etwa drei Stunden dauernden Programm mit Anekdoten aus dem Leben des Meisters darboten. Und natürlich einige seiner Stücke präsentierten, in umfangreicher Besetzung mit Schlagzeug, Bass, akustischer und elektrischer Gitarre, Perkussion, Violine, Keyboard und natürlich der Mundharmonika. Sie machten ihre Sache gut, der Frontmann sah dem jungen Dylan tatsächlich etwas ähnlich und auch die Auswahl ihrer Stücke fand ich recht gelungen. "All Along The Watchtower" bestach mit sehr geilem Gitarrensolo, "I Want You" war mit dabei, zum Abschluss gab's "One More Cup Of Coffee" - ein schöner Sonntagnachmittags-Gig. Danach schlenderten wir noch etwas übers Gelände, sahen uns ein paar Rock'n'Roll-Tänze auf der Kleinkunstbühne vom Hügel aus an, hörten ein wenig in den Soundmatsch der Karlsruher Indie-Combo Mr. Moto rein, bevor wir uns auf's Rad schwangen, einen Verwandtschaftsbesuch in Durlach zu machen.

Von diesem kamen wir am frühen Abend, einigermaßen angeschwipst und auf dem Rückweg mit Kebap gestärkt, erstmals an der zeltlosen Zeltbühne an. Hier waren bereits Urlaub in Polen zugange. Zu zweit, ein Drummer und ein verhallt singender Gitarrist mit Elektropult, machten die beiden auf ihrer Abschiedstour einen ziemlich geilen Sound. Endlich mal hat in diesem Jahr eine Bänd so richtig gerockt!! Kurz vor knapp schien dann doch noch Versöhnung anzustehen.

Allerdings nicht lange, denn der sonntägliche Haupt-Äct stand ja noch an. Ganz ehrlich: ich wollte ja nicht hin, mein Begleiter allerdings äußerte, er könne sich an den früheren Auftritt von Culcha Candela nicht mehr erinnern und wolle einfach wissen, was die so machen. Wenig später wussten wir es ganz genau: billigsten Hip-Hop mit den miesesten deutschen Texten, die ich seit langen gehört habe. Spätestens hier hätte ich mir ein riesiges Sofa gewünscht, auf welchem wir zwei beiden uns breit machen können, um in bester Waldorf und Statler-Manier die unselige Pseudo-Bänd auf der Bühne in Grund und Boden zu hämen und zu giften....

Musikalisch war das Fest in diesem Jahr also nicht ganz so mein Ding. Auch die Gruppe der bekannten Menschen, die man so trifft, wird immer geringer. Daneben wird die Veranstaltung immer mehr zu einem Massenauflauf von Event-Begeisterten, denen ich zu großen Teilen leider auch nur den Ansatz von Musikgeschmack absprechen muss - doch genug der Schelte, es war nicht alles schlecht. Insbesondere, wenn man in hoch angenehmer Begleitung unterwegs ist, so dass ich - trotz manch akustischer Zumutung - keinesfalls ein schlechtes Wochenende verleben musste...

 

13.09.12

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