Brant Bjork 16.11.16 Karlsruhe, Substage
Nicht eben richtig gut vorbereitet fuhr ich gestern nach Karlsruhe, um im Substage Brant Bjork - "die Blaupause aller Desertrocker" (Flight13) - live zu begutachten. Das einzige mir geläufige Album aus dessen Zeit nach Kyuss ist das betagte 'Local Angel', was wohl sein mit Abstand ruhigstes und songwriter-lastigstes ist. Danach hat er sich offenbar wieder mehr und mehr dem staub-knochen-trockenen Desert-Rock - auch als Stoner-Rock bezeichnet - gewidmet. Aber der Reihe nach...
Beim Eintreffen in der Karlsruher Lieblings-Konzertlokalität waren bereits die Black Rainbows auf den Brettern. Die wiederum hatte ich mal im Slow Club nicht besucht, entsprechend freute es mich, dies nun gänzlich überraschend (schlechte Vorbereitung!!) nachholen zu dürfen. Leider kriegt die Vorbänd häufig einen eher mäßigen Sound ab, der auch hier die meiste Zeit über etwas, naja, breiig war. Das macht es dem geneigten Hörer natürlich nicht leicht, sich ein akustisch differenziertes Bild von der Qualität der Darbietung zu machen. So what, schlecht wars nicht; und immerhin: Während deren letzten Stücks, "Black to Comm" von MC5, bekam das Trio etwas besser austarierten Sound und es machte Laune, dass der Song eine ausgiebige viertel Stunde lang zelebriert wurde.
Kurz nach neun, nachdem in der Pause zu einem weiteren Freu-Moment meinerseits ausgewählte Stücke des diesjährigen Trägers des Nobelpreises für Literatur vom Band liefen, fingen dann die Desert-Rocker völlig wortlos und unspektakulär an. Die Räumlichkeit, an diesem Abend mit raumteilendem Vorhang um etwa die Hälfte verkleinert, hatte sich etwas gefüllt, aber man konnte durchweg sehr entspannt dort verweilen. Viel mehr als 300 Leute dürften es dann doch nicht gewesen sein. Tief entspannt wirkte auch das Quartett auf der Bühne. Mit ihren zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug zu Bjorks beiläufig klingendem Gesang - eher cooler Melodie-Sprech als wirklich singender Stimme - machten sie von Beginn an mächtig Groove; insbesondere der Basser schien sich voller Lust in seinem Spiel verlieren zu können. So spielten sie ein geschätztes halbes Stündchen eine handvoll Stücke, bevor sie ihren Special Guest des Abends auf die Bühne baten: Desert Legend Sean Wheeler. Ein spindeldürrer Typ in Jacket und mit Hut, der fortan ein bisschen Vocals übernahm und insbesondere performte.
Während auch hier der Gesang nicht grade Höchstkunst war - was allerdings auch eher unpassend gewesen wäre - entwickelte sich die Performance des Herrn, etwa mit pantomimischen Tänzen oder Klapperschlangen-Imitationen zu teils ausufernden Gitarrenduellen, zusehends. Zeitweilig hatte ich den Eindruck, eine Theater-Aufführung ins Konzert eingebettet zu sehen. Trotzdem musste ich bei mancher Instrumentalpassage die Augen schließen, um nicht allzu sehr von der Musik abgelenkt zu sein - was sicherlich für den Perfomer spricht -, die in ihrem besten Moment Tendenzen zu motorpsycho-esken Jäm-Qualitäten hören ließ. Ziemlich geil, das!! Obwohl auch hier der Mischer ein bisschen verpennt hatte, dem zeitweilig Percussion spielenden Roadie etwas mehr Saft zu geben...
Nach einer Stunde und exakt fünfzehn Minuten endete das reguläre Set. Doch ließ die Bänd sich nicht lange bitten und kam für zwei Zugaben von einer guten halben Stunde zurück. Das erste Stück widmete sichtlich erfreut der Chef und Sänger, der nicht sonderlich viel mit dem Publikum zu schwatzen pflegte, umso ausgiebiger einem begeisterten Fän, welcher soeben lauthals den Song "Low Desert Punk" gefordert hatte. Während der Zugaben konnten die Musiker die Hochform halten, zu der sie in der zweiten Hälfte des regulären Sets aufgelaufen waren und holten zum letzten Stück, welches sie in "Jumpin' Jack Flash" übergehen und enden ließen, noch einmal Herrn Wheeler ins Wüstenboot. Brant Bjork - übrigens durchweg an einer hübschen, roten, halb-akustischen Gibson zugange - bedankte sich ausgiebig beim Publikum, stellte noch die Bänd namentlich vor, bevor sich die Musiker verabschiedeten und im Saal die Lichter angingen.
Während mein Tippgeber und Begleiter dieser Veranstaltung und ich nebenan in der Alten Hackerei den Abend ausklingen ließen, sollten wir die Musiker dann noch einmal zu Gesicht bekommen - auch diese nahmen in jener Lokalität, welche ich nun auch endlich mal von innen inspizieren und als durchaus empfehlenswert befinden konnte, noch Trinkbares zu sich...
... und hier die Setliste als Abschrift vom Original:
BUDDHA / CONTROLLERS / HUMBLE / STACKT / GREENHEEN / LAZY/AUTO / STOKELEY / DAVE'S / BIKER / FREAKS // LOW DEZ / STONED
17.11.16