Vor etwa knapp zwei Jahren wurde ich über die Homepage eines Plattenlabels auf Black Moon Circle aufmerksam. Erstmal fand ich den Namen ganz gut klingend, außerdem sah das Cover-Artwörk ziemlich schick verschwurbelt aus. Dazu kam die Beschreibung vom psychedlisch ausufernden Spacerock und der Hinweis, dass die Bänd aus der Trondheimer Gitarrenszene kommt, tja, da war der gewagte Blindkauf bereits gar nicht mehr so gewagt und kaum noch blind, sondern fast schon eine Bank. So schlug die Bänd mit ihrem Sound aus trockenen, sabbath-esken Gitarrenriffs und einer Menge Psychedelia, die gerne den Geist der frühen Monster Magnet verströmen, auf Anhieb voll bei mir ein. Nach 'Sea of Clouds' besorgte ich mir nicht nur den Erstling 'Andromeda', sondern auch die Veröffentlichungen ihrer Jäm-Sessions-Serie - mit Ausnahme der leider vergriffenen Vol. 1. By the Way: Auf Vol. III ist bei einem der beiden Träcks ein gewisser Hans Magnus Ryan a.k.a. Snah als Gast an der Gitarre...
Nun steht das dritte reguläre Studio-Album der Norweger an, die für mich mittlerweile fast wie alte Bekannte klingen. Hierzu hat sich das Quartett um zwei Musiker erweitert, die den Gesamtsound durch diverse Tastenklänge mittels Orgel, Mellotron, Rhodes-Piano sowie Violine ergänzen. Genauso erweitert hat sich der Hang zur überaus spielfreudigen Ausuferung der Bänd. Psychedelic Spacelord besteht aus genau einem Song, einer 46minütigen Jäm-Session. Oder sollte das besser als Orgie bezeichnet werden?
Anyway - nachdem das Intro aus diversen Rückkoppelungen und einer Art Einschleichen ins Werk besteht, aus welchem sich langsam ein Gitarrenriff herauskristallisiert, setzt nach etwa viereinhalb Minuten das Schlagzeug, kurz darauf der erste Gesangspart ein. In der Folgezeit schlängelt sich das Werk wie eine Schlange durch die Wüste, entwickelt bald einen Groove, der lediglich nach etwa vierundzwanzig Minuten kurz mittels hintergründiger Geräuschkulisse unterbrochen wird.
Dabei driften Black Moon Circle in den Instrumentalteilen immer wieder in großartige, weite Klangwelten hinaus, scheinen das Universum zu umarmen, ohne je den Boden unter den Füßen verlieren. Zwischen diesen instrumentalen Höhenflügen bieten in steter Regelmäßigkeit die Gesangspassagen Halt und Orientierung, so dass der Trip niemals allzu überladen wirkt oder sonstigen Überdruss auslöst. Irgendwo am Horizont ziehen permanent unterschiedliche Soundwolken vorbei, manche bleiben länger, andere kürzer, manche kommen wieder, manche machen nur einen Kurzbesuch. Nach etwa dreißig Minuten wird - zum zweiten Mal nach der Vinylumdrehpassage - das Tempo herausgenommen. Das Anfangsriff der Gitarre taucht wieder auf und übernimmt die Führung, ehe neuerlich der fast lakonisch erzählende Gesang hinzu kommt und das Stück sich nach und nach zum anstehenden orgiastischen Finale erhebt...
Sicher mag es auch eine gewisse Herausforderung sein, ein solches Stück zu hören. Und sicher ist das auch nicht jedermann*frau's Tässchen Tee. Nimmt sich Hörer*in jedoch die Zeit, ist Psychedelic Spacelord absolut hörenswert - und damit ein dicker Tipp an all jene, die es gerne ausufernd mögen!! Sollte jemand vorher eine Heranführung benötigen, seien die Vorgängeralben wärmstens empfohlen...
10.05.18
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