BLACK LUNG 13.04.19 Karlsruhe, Alte Hackerei
Nachdem ich mich vor einigen Wochen gezwungen sah, bei gleich zwei Konzerten aufgrund nasenpolierender Abwesenheit zu glänzen, konnte ich vier Wochen später zwei andere bislang bestehende Unzulänglichkeiten korrigieren: Einen Konzertbesuch in der dem Karlsruher Substage benachbarten Alten Hackerei und - yes!! endlich!! - eine dortige Live-Goutierung von BLACK LUNG.
Zunächst sah es in der etwa hundert- bis hundertzwanzig Menschen fassenden Lokalität nach eher schwachem Besucherandrang an diesem Samstagabend aus, so dass die supportenden Schweizer Motorizer mit ihrem Garage-Rock'n'Roll einen selbst gegen Ende ihres Auftritts höchstens halb gefüllten Raum zu beschallen hatten - ohne mich damit so richtig mitnehmen zu können. Als kurz nach halb elf die U.S.-Amerikaner aus Baltimore/Maryland die Saiten zum ersten Mal anschlugen, war der Laden deutlich besser mit Interessierten gefüllt. Mit "Behemoth", vom Zweitling 'See the Enemy', eröffneten BLACK LUNG gleich mit einem echten Kracher und mit von Beginn an gutem Sound ihr gut anderthalbstündiges Set. Im Gegensatz zum aktuellen Album, auf welchem die beiden Gitarren zusätzlich durch einen Bass unterstützt wurden, performte das Trio auf der Bühne ohne den tiefen Viersaiter. Und - auch wenn das Bass-Spielerinnen und -spieler nun schmerzen mag: Mir hat tatsächlich nichts gefehlt!!
Die Gitarren lieferten sich, gleichsam rhythmisch synchronisiert gespielte wie einander ergänzend melodische, Riffattacken. Sie heulten und lärmten dabei, schrien einander an oder brüllten gemeinsam, sodass sich psych-stoner-freudige Prachtsoundwälle von der Bühne wälzten, dass es die reine Gitarrensoundfreude war. Dabei sorgten die immer wieder überraschenden Breaks in den Songs bei der Live-Performance für gar noch mehr Dynamik, als auf Platte. Der barfüßige wie shirtbefreite Drummer Elias Schutzman hatte dabei Last und Freiheit der Basslosigkeit zugleich zu tragen, die er aufs Beste zu nutzen wusste und nicht eben wenige Blicke auf sein herzblutgetränktes Spiel ziehen konnte. Durchweg wirkten alle drei Musiker sehr konzentriert agierend und gut aufeinander eingespielt. Insbesondere wurde dies deutlich, als während eines Stücks der Drummer mal rausflog (ich glaub' da war was mit dem Drumset oder einem Stick), sich nach kurzen Blickkontakten der Musiker eine grandiose Gitarrenrhythmusdynamik entwickelte, bis Schutzman mit mächtiger Wucht wieder einstieg und der Song seinen Lauf nehmen konnte. Sehr geil, das!!
So manche Highlights ihrer bisherigen drei Alben waren im Set, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem aktuellen lag, das auch zu größten Teilen gespielt wurde. Das großartige "Gone" etwa, das Schutzman als Disco-Song ankündigte, wirkte live noch prägnanter als auf LP; oder der Opener des ersten, selbstbetitelten Albums, "Mind is Lost", mit welchem die Zugaben eröffnet wurden, das noch druckvoller als auf dem Debüt klang. Dass die Performance von eher schlichtem, statischem Licht unterlegt war, rückte die musikalische Darbietung deutlich mehr in den Fokus, als wenn eine aufwendigere Lichtanlage hätte genutzt werden können - obwohl dies sicherlich der Unterstreichung der Atmosphäre des charismatischen, trocken-melancholischen Sounds der Bänd gut getan hätte.
Anyway, während der Drummer im Mittelpunkt der Bühne saß, zeigte sich Gitarrist Adam Bufano gänzlich in und über seine Gitarre versunken, indes Sänger und Gitarrist Dave Cavlier hin und wieder seinen Mikroständer verließ und ein paar Schritte auf der kleinen Hackerei-Bühne tätigte. Beim letzten, nach den Zugaben von den Anwesenden lautstark geforderten Song - einer geilen Version des Beatles-Klassikers "Helter Skelter", unternahm er schließlich noch einen Ausflug ins Publikum - ganz zu dessen sicht- wie hörbarer Freude.
So kann ich festhalten, dass mich BLACK LUNG auch live nicht nur überzeugt, sondern in der Tat nachhaltig beeindruckt haben. Ich bin gespannt auf deren weiteren Weg, insbesondere, da Mitgründer Bufano laut Aussage Cavlier's die Bänd nach dieser Tour verlassen wird...
23.04.19
...und die Abschrift der (winzigformatigen) Original-Setliste:
Behemoth / Preacher / Ichor / Mother of the Sun / Ancients / Seeker / Voices / Nerve / Gone / Badlands / Dd Mn Bls/See the Enemy / Ghost / Transmissions
(Anmerkungen: Die Zugaben waren nicht auf der Setliste notiert; ebenfalls waren auf der gedruckten Setliste handschriftliche Änderungen, die ich teils als doch nicht durchgeführt identifizieren konnte, teils wusste ich es nicht und musste ich mich auf mein manchmal schwächelndes Gedächtnis verlassen. Das heißt also: Ohne Gewähr!!)
P.S.: Wer sich per Video selbst ein Bild machen möchte klickt hier
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