ARBOURETUM Coming Out Of The Fog (Thrill Jockey / VÖ: 25.01.13)
Manchmal ist es in meiner Küche so neblig, dass ich kaum die Boxen sehen kann. Zum Glück kommen da aber immer wieder akustische Wellen raus, so hat man doch wenigstens einen Verdacht, wo ungefähr die stehen...
Coming Out Of The Fog, so heißt das neue, fünfte Album von Arbouretum. Der Opener "The Long Night" fängt sehr ruhig und irgendwie unbefangen an, strickt dann natürlich ein gewohnt geiles Gitarrensolo ein und hört nach vier Minuten fast etwas überraschend auf. Beim folgenden "Renouncer" ist es nicht viel anders. So sind die ersten zwei Stücke erstmal zum Warm-up, schön langsam und entspannt. Dave Heumann's Stimme thront wie beiläufig über allem, während der dichte Bass unaufdringlich wie bedingungslos den Takt eindreht und das Genick sanft zu weltvergessener Nickbewegung drückt. Und wieder und wieder erzählt die Gitarre ihre Version der vom Sänger vorgetragenen Geschichte. Sie gniedelt, röhrt, fiept, kratzt, schwingt mal im Hintergrund, die Stimme mal zu übertrumpfen und mal zu unterstreichen. Wahre Duelle werden sich da auf der Erzählschiene geliefert. Eigentlich muss man, obwohl alles wie immer ist, gar nicht mehr gehört haben, um zu wissen, dass dies eine richtig geile Platte, ein erstes Highlight des Jahres ist.
Doch dann beginnt "The Promise". Schlagzeug und Percussion leiten unverschämt groovy ein und jetzt kracht's auch mal ein bisschen - wir sind unwiderruflich angekommen im Heumann's Universe. Das Stück endet in einer verhaltenen Lärm-Orgie und ich komme an der Stelle nicht umhin, mich an die guten Motorpsycho erinnert zu fühlen - auch wenn ich solch persönlichen Reminiszensen-Striptease oder Tipps zu sogenannten und angeblichen Artverwandtschaften hasse... Zum Glück ist das nächste Stück wieder ruhiger und mit fein schwingender Pedal-Steel-Gitarre folk-lastiger.
So schweben die Nebelschwaden klar produziert rund um die Lautsprecher und machen sich im Zimmer breit, bis zum Ende das balladesk-hymnische, mit seinem fast mantra-artig vorgetragenen Refrain bestechende Titelstück dem Album die Krone verleiht. Man will einfach wieder von vorne anfangen. Oder kurz eins der anderen Werke auflegen, bevor man dieses noch einmal hören will. Und überhaupt, während im Hintergrund die Pedal-Steel ihr eigenes Lied singt und nachdem ich kürzlich die Hobbit-Verfilmung gesehen hab, frag ich mich, wieso diese Filmemacher eigentlich nicht auf die Idee kommen, die Aufnahmen dieser Landschaften mit Musik von Arbouretum zu unterlegen? Sei's drum, ich hör sie gleich nochmal - Ihr entschuldigt mich...
22.01.13