Alexander Pehlemann – Psychedelic Sounds & experimentelle Elektronik hinterm eisernen Vorhang (1968-1989) 1.06.24 Freiburg, Flight13 Record-Store
Eine besondere Art Fortbildung besuchte ich am frühen Samstagabend im Plattenladen um die Ecke, wo unter dem Motto „Rot-Kraut“ ein Vortrag über experimentelle Klänge, Psych- und Krautrock in den osteuropäischen Staaten zu Zeiten des Eisernen Vorhangs auf dem Plan stand. Ein Thema, zu dem ich tatsächlich nur wenig Schimmer habe…
Stets freihändig und ohne Manuskript, changierend zwischen Mikro, Plattenspieler, CD-Player und Beamer für gelegentliche Einspielungen vonVideo- und Bildmaterial, führte der Leipziger Autor Alexander Pehlemann durch gut anderthalb sehr interessante Stunden, die nicht nur eine Reise zurück zu einem bestimmten Teil des musikalischen Untergrunds in sozialistischen Staaten darstellten, sondern gleich noch Erinnerungen an die jüngere europäische Geschichte auffrischten. Denn natürlich konnte auch die politische Lage nicht außer Acht bleiben – sonst hätte es diesen Vortrag ja so nie geben können.
Die Sounds, die es zu hören gab, unterschieden sich dabei kaum vom experimentellen der westlichen Welt, mitsamt Einflüssen von Jäzz, Rock, Noise, Punk und Elektronik auf damaliger Höhe der Zeit und den vorhandenen technischen Möglichkeiten. Drogen spielten dabei ungefähr die gleiche Rolle, wie auf der anderen Seite der damals politisch strikt geteilten Welt. Und trotz vieler Restriktionen in den damals Bruderstaaten genannten Ländern, ergaben sich immer wieder kreative, offizielle wie inoffizielle Schlupflöcher zum Austausch und zur gegenseitigen Inspiration beider Welten.
Leider konnte ich mir keine Namen von Bänds und Künstlern merken, aber hochinteressant fand ich, dass zu jener Zeit, hüben wie drüben, nicht eben wenige Menschen auf einander ähnelnde Weise experimentiert haben. Für manche, im freieren Westen, war es natürlich einfacher, andere, in mehr oder weniger totalitär regierten Gebieten, bezahlten für ihre Ausdrucksform nicht eben selten mit Inhaftierungen oder sonstiger Repression wie das Abschneiden der Haare durch Polizisten.
Wenn ich mich auch nach Ende des Vortrags ganz schön geflutet von Eindrücken fühlte, war es doch sehr bereichernd, hier ein paar Wissenslücken zu füllen. Eine sehr gute Idee, wie ich meine, Vorträge solcher Art zu veranstalten. Ganz besonders dann, wenn sich der neugierige Begleiter nach dem Vortrag vor Begeisterung kaum mehr einkriegen kann, während wir im Anschluss das Gehörte noch ausführlich bequatschten…
2.06.24
Bücher von Alexander Pehlemann sind HIER zu finden.