Trycon Orchestra |
22.01.09 Freiburg, White Rabbit |
Mein erster Konzertbesuch im bereits auch nicht mehr ganz taufrischen neuen Jahr führte mich – nachdem ich das Wochenende zuvor aus unerfindlichen Gründen unüberwindlicher Trägheit gleich zwei Veranstaltungen habe sausen lassen – in die Tiefen des hübschen White Rabbit. An diesem Donnerstag nämlich sollte dort eine regionale Bänd aufspielen, die ausschließlich die Kunst der Improvisation zu zelebrieren pflegt, also keiner wusste vor Beginn so genau, was denn im Laufe des Abends passieren sollte. So die Information in der virtuellen Ankündigung des Events. Doch bevor ich fortfahre, muss ich erstmal ein bisschen meckern: Wenn ein Konzert offiziell auf 21 Uhr angekündigt ist, dann erwarte ich, dass es gegen 21:30 Uhr, doch aber mindestens um 22 Uhr beginnt, und nicht erst um 20 vor 11!! DAS NERVT!! Nicht jeder ist in der glücklichen Lage, an einem Wochentag unbegrenzt Zeit zu haben; die Quittung dafür war dann, dass etwa ab Mitternacht die mit vielleicht 30 bis 40 Leuten ohnehin recht schlecht besuchte Veranstaltung sich noch mehr lichtete, und somit vielleicht noch 15 Menschlein bis zum Ende gegen viertel vor eins anwesend blieben.
Nun aber weiter mit dem musikalischen Teil des Textes.
Das selbsternannte Orchester bestand aus 3 bis 5 Mitgliedern, zunächst die quasi Basis-Bänd, Schlagzeug, Bass, Gitarre, dazu je ein Sänger für die erste und ein Sänger für die zweite Hälfte des Sets. Der Auftakt gehörte dem Bassisten, der diesen zunächst ruhig und verhalten gestaltete, bevor nach wenigen Minuten die restlichen Musiker mit einstiegen und alsbald einen schönen, mit allerlei Effekten verzierten Sound aufbauten, der – um sogleich ein paar Namen einzustreuen – stark an Bänds wie Mogwai, Godspeed You Black Emperor! und Explosions In The Sky erinnerte, streckenweise auch Tool-Reminiszensen aufbot, gegen später, dank des zweiten Sängers auch mal an die guten alten 35007 (LOOSE) erinnerte. (Ob der Erwähnung gleich einer ganzen handvoll namhafter Bänds möge man vielleicht glauben, es hätte ein wenig die eigene Note gefehlt, nun, so ganz bis aufs Letzte kann ich diese Vermutung nicht ausräumen.) Die besten Momente hatte der Auftritt dann, wenn ein Thema gespielt, davon abgeschweift und wieder dahin zurückgekehrt wurde, dabei regelrechte Soundwände aufgebaut wurden, stark unterlegt mit unablässlichem Groove der Rhythmusmaschinerie, was insgesamt allerdings eher selten der Fall war. Die schlechtesten Momente wiederum waren alle während des ersten Sets, an denen der Sänger beteiligt war. Dieser hatte meiner Meinung nach nicht das geringste Gespür dafür, wann man passenderweise eine Gesangspassage einbringt und wann nicht. Da nutzte es auch nicht viel, sich hin und wieder auf den Boden zu werfen und zu brüllen, selbst wenn dies noch das Beste war, was man von ihm zu hören bekam. Ansonsten wirkte er für meine Begriffe den größten Teil seiner Zeit ziemlich fehl am Platz, kam eher wie ein Fremdkörper daher, der nicht so recht wusste, wie ihm geschah. So war die Darbietung nach einer knappen dreiviertel Stunde trotz gutem Start stark gefährdet, sich in öder Langeweile zu verlieren, zumal zu diesem Zeitpunkt nacheinander der eine oder andere Musiker seinen Platz verließ und mal hier mal da mit Leuten quatschte. Doch konnte diese Gefahr während der wesentlich stärkeren zweiten Stunde gänzlich gebannt werden, die Bänd schien nun richtig warm gespielt, der Sänger wusste sich weitaus eindrücklicher zu bewegen, brachte Abwechslung mit einem Megaphon in seinen Part, hatte mehr Gespür für passenden Gesang und nicht zuletzt die mehr als deutlich bessere Stimme, obgleich dies natürlich in erster Linie dem persönlichen Geschmack unterliegt.
So war es insgesamt ein guter, recht unterhaltsamer Konzertabend mit den mutigen, noch sehr jungen Musikanten – ich schätze deren Alterschnitt auf knapp über zwanzig. Und schließlich sollte man mitnichten vergessen, dass Improvisation alles andere als eine leichte Kunst ist.
Kurzum: ich werde mich gerne mal wieder einen Abend lang von ihnen beschallen lassen.