Torgeir Waldemar   Love (VÖ: 17.01.2020 / Jansen Records)

 

Kaum hat das neue Jahr die Tür einen halben Spalt offen, lugt auch schon der erste große Wurf ins Haus: Torgeir Waldemar, der verantwortliche Künstler, klingt auf diesem seinem dritten Album, schlicht mit Love betitelt, wie eine Art norwegischer Troubadour des americana-lastigen Folk-Rock. Seit einigen Wochen schon führe ich mir das Werk nun immer wieder zu Gemüte. Es gefiel mir auf Anhieb und wächst immer weiter...

Dabei sind nur fünf von den acht vorhandenen Träcks eigenständige Songs, der Rest sind Intro und Interludes – die so jeweils auf dem Cover genannt sind. Mit "Intro" – soweit, so konventionell – beginnt das Werk. Zunächst sind ein paar verhaltene, rasselnd knisternde Geräusche zu hören, ehe eine klassisch klingende Akustik-Gitarre für Einstimmung sorgt. Konfuse Streicher beenden diese Prelude und unmittelbar setzt das erste Stück, "Leaf in the Wind", zum Eroberungszug der Gehörgänge an. Typischer Folk-Rock-Sound trägt den eindringlichen Gesang Herrn Waldemars durch die Strophen zum Vorrefrain, ehe dann mal kurz die Tempobremse getreten wird. Nach diesem raffinierten Schmankerl ergießt sich dann der maximal ohrwurmige Refrain entstaut übers Gehör. Sehr geiles Detail in einem sehr geilen Song!! Nach acht intensiven Minuten ebbt das Stück ab und wird via Streicher in den nächsten Song, "Contagious Smile", getragen. Nun tönt Waldemar, als hätte er mittels Zeitmaschine Siebziger Psych-Bombast-Folk organisiert – und noch eine Bläsersektion für den Mittelteil spendiert.

Das gesamte Album klingt nach nicht weniger als perfekter Verschmelzung diverser Spielarten des Folk und Rock, zudem ergänzt um avantgardistisch progressive Ausmalungen. Nur, um dabei durchweg doch sehr traditionsbewusst zu klingen. Das ist ein Kunststück, welches es in dieser Qualität wohl eher selten zu hören gibt. Immer wieder ploppen Referenzen im Hörgedächtnis auf, seien es Neil Young oder Earth, Wind & Fire. Oder die Rocker von Steppenwolf linsen um die Ecke und drücken ihr "Pusher"-Feeling mittels entsprechender Orgel ins rurale Unterholz von Torgeir's "Truncated Souls". Danach leitet "Meeting the Indians (Interlude)" das versöhnlichere "Heart and Gold" ein. Schon beim Titel denkt man hier erneut an Neil Young. Doch gerade durch diese Assoziationen, die hier beim Hören in den Sinn kommen, ergibt sich ein Bild des Albums, als ob auf Basis von längst Vorhandenem ein Stil neu erfunden und umgebaut worden wäre. Retrospektiv inspirierter, avantgardistisch progressiver Folk-Rock, der sich offen nach vielen Seiten zeigt und dabei seinen ganz ureigenen Charakter entwickelt.

Die gänzliche akustische Entzückung breitet sich schließlich im "Black Ocean" aus, dem Viertelstünder zum Finale dieses großartigen Albums. Eingeleitet wiederum mit einem eigenen kleinen Intro, mitsamt inhärent mitschwingender Bedrohlichkeit, die im Lauf des Songs auch nie mehr ganz verschwindet, in welche Wasser auch immer der Ozean gerät: Tribal Percussions, komprimierte Sprechgesänge im Hintergrund, Gitarrenlinien, Flöten, orchestrale Klänge, konventionelle Refrains und Melodien. Alles ineinander verwoben. Großartig!! Einfach großartig!!
Letztlich halte ich gerne fest, dass das gelegentliche Namedropping in diesem Text insbesondere meinen persönlichen (unwillkürlichen) Assoziationen geschuldet ist. Keinesfalls erscheint die Musik von Torgeir Waldemar auf Love von erwähnten Künstlern blaugepaust. Eher maximal von Jenen inspiriert. Dieser Norweger macht richtig gute, ungewöhnlich kreierte, dabei sehr zugänglich klingende Musik auf allerhöchstem Niveau!! Ganz dicker Tipp!!


Linxx zum Hören gibts hier und zu mehr Info da 

29.12.2019
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