Strike Anywhere |
4.02.09 München, Kafe Kult |
Hin und wieder ist die Planung kulturellen Abendprogramms bereits einige Zeit im Voraus sehr sinnvoll, gelegentlich dann aber wiederum auch einfach nur für´n – genau, man ahnt es schon – ARSCH!! So geschehen an diesem feuchtnasskalten Frühfebruarabend in der bayrischen Landeshauptstadt. Ursprünglich wollten nämlich mein lieber Kollege, Fahrer und temporäre Unterkunftsgeber der momentan offenkundig arg angesagten amerikanischen Hardcore-Punk-Bänd Rise Against einen Besuch abstatten. Deren Auftritt war zunächst wegen großer Nachfrage an einen anderen Veranstaltungsort verlegt worden, um dann – ich zitiere die offizielle Meldung: „Aufgrund baulicher Versäumnisse des Vermieters der Postpalast Gbr…“ – am Morgen des Konzerttags sehr kurzfristig abgesagt zu werden. Glücklicherweise zeigten wir zwei beiden uns von Kopf bis zu den Haxn flexibel und steuerten stattdessen die Tiefen der Münchener Subkultur an, präziser gesagt: das Kafe Kult. Dort sollten an diesem Abend eigentlich zwei Bänds aufspielen, die Münchener So Much More und aus Marseille The Third Memory. Groß zeigte sich also unsere Überraschung, als wir am Eintritt erfuhren, dass die als Support für Rise Against in der Metropole weilenden Strike Anywhere spontan den Part als Headliner übernommen hatten. So war der sympathische kleine Raum des Ladens mit etwa 50 bis 60 Leuten ganz gut gefüllt – außer uns hatten noch einige andere der Anwesenden ihren Plan notgedrungen geändert –, ließ aber dennoch ausreichend Bewegungsfreiheit.
Die den knüppelharten Dreierpack-Abend eröffnenden Lokalmatadoren entgingen uns größten Teils, grade mal zwei Songs ihres Hardcore-Sounds bekamen wir noch zu hören. Allerdings machte das nix, denn das Beste an dem Quartett waren noch die hübsch anzusehende Schlagzeugerin und ihre Geschlechtsgenossin an der Rhythmus-Gitarre. Musikalisch war das für mein Verständnis – mit Verlaub – Müll. Da gefiel mir der Sound der darauf folgenden Südfranzosen schon deutlich besser. Schnelle laute Passagen wechselten sich mit groovigen Anteilen ab, immer wieder unterbrochen durch ruhigere Strecken, in denen die Gitarrenklänge hier und da an Isis erinnerten, um danach wieder voll auf die Zwölf zu hauen. Einzig der Gesang des Trios ließ zu wünschen übrig. Gegen Geschrei aus voller Kehle hab ich wirklich absolut nix einzuwenden, und obgleich ich ungebremst Originalitätspunkte dafür vergeben kann, dass Schlagzeuger, Gitarrist und Bassist im Wechsel sangen, muss ich diese leider gleich doppelt wieder dafür abziehen, dass a) sämtliche Stimmen praktisch gleich dünn klangen und b) während des gesamten 45minütigen Sets in ein und derselben Tonlage eher hysterisch gekreischt denn wütend gebrüllt wurde. Dies war nicht nur sehr schade um die mitunter sehr gelungenen Songs, sondern auch schlicht boooooring!! Und ging zu allem Übel nach einiger Zeit zudem noch ziemlich auf den akustischen Zeiger. Somit war es also für den Überraschungs-Top-Äct des Abends nicht allzu schwer, das vorangegangene zu toppen. Zu fünft am Werke auf der nunmehr doch sehr engen Bühne waren die U.S.-Amerikaner aus Richmond, Virginia, spielten schnellen, harten Hardcore-Punk, ebenso aggressiv wie von Zeit zu Zeit mit Melodien gespickt. Das Ganze zelebrierten sie auch noch mit spürbarem Spaß an der Sache, vielleicht nicht zuletzt, um sich selbst ein wenig für das ausgefallene Konzert in oben erwähnter, wesentlich größerer Lokalität, zu entschädigen.
Somit also ein dickes DANKE an die Spontanen, die uns fünfzig Minuten lang ihren Sound um die Ohren prügelten, mit dem ich mich zu Hause zwar nicht unbedingt regelmäßig beschallen müsste, der live jedoch umso mehr eine ordentliche Portion Spaß bereiten konnte.
Diesbezüglich in trauter Einigkeit schwelgend konnten mein fleißig Fotos knipsender Begleiter und ich uns kurz nach Eintreten der Geisterstunde ebenso zufrieden wie müde auf den Heimweg begeben.