Robert Forster                                   14.12.19 Freiburg, Jazzhaus

 

Lange ist es her, dass ich im Jazzhaus mal The Go-Betweens gehört habe. Länger sogar, als ich über solche Ereignisse zu schreiben pflege. Anyway – an diesem vorweihnachtlichen Samstag Abend hatte ich das Vergnügen, den nach dem viel zu frühen Tod Grant McLennan's (2006) musikalisch quasi verwitweten Teil erwähnter Bänd in selber Lokaltät live zu sehen: Robert Forster. Und ich nehme es gerne vorweg: Es war ein außergewöhnlicher Abend!!

Die Bühne im sich erst kurz vor Beginn etwas füllenden Raum war spärlich ausstaffiert: Zwei Mikroständer, zwei Stühle; auf einem davon ein Geigenkasten mit Violine drin, auf dem anderen zwei Flaschen Wasser. Um kurz nach Acht betrat Mr Forster, freudig von etwa zweihundertfünfzig Anwesenden beklatscht und bejubelt, mit akustischer Gitarre die Bühne. Der in seiner gesamten Erscheinung fraglos eine gewisse Eleganz aufweisende Herr begrüßte das Publikum und tat sogleich seine Freude darüber kund, hier spielen zu dürfen und dass dies einer seiner persönlichen Lieblingauftrittssorte sei. Dann spielte er zunächst eine gute Handvoll Songs alleine, ehe er seine Gemahlin Karin auf die Bühne bat, die ihn insgesamt bei etwa der Hälfte des Sets gekonnt unterstützte. Dies tat sie zumeist an der Geige, hin und wieder mit Gesang und einmal mittels Metallophon.

Diese Variationen brachten sehr erfrischende Abwechslung in das ohnehin kurzweilige, stark nach einer Art Best-Of klingende Programm mit vielen Songs der Go-Betweens und Stücken von – wenn ich das richtig überblicke – sämtlichen Solo-Werken des australischen Künstlers. Zudem schien mit "Learn to Burn", dem letzten Stück im gut einstündigen regulären Set, ein Song mit dabei gewesen, den Robert Forster an diesem Abend zum ersten Mal überhaupt spielte. Nach den Songs bedankte er sich stets ausgiebig, ehe er gleich den nächsten anstimmte oder, in angemessenen Abständen, Geschichten und Anekdoten zu den Liedern, deren Entstehung oder sonstigen Erinnerungen erzählte; dies tat er mal in deutsch und mal in englisch.

So erwähnte er etwa, dass dies das letzte Konzert nach einer gut sechswöchigen Tour sei, er sich freue, gerade hier den Abschluss machen zu dürfen und danach wohl ein paar Tage durchschlafen werde. Die gesamte Performance war dabei – samt rot beleuchtetem Bühnenhintergrund – sehr stimmig. Gerne nahm er beim Spielen Blickkontakt zum Publikum auf oder positionierte sich, gänzlich unpassende Rockstarposen imitierend, am Bühnenrand und ließ damit schalkhafte Ironie durchblitzen – very amusing und schlicht und ergreifend grundsympatisch.

Nach einer Stunde und vierzig Minuten Spielzeit ging denn auch dieser außerordentlich schöne wie abwechslungsreich kurzweilige pop-rockige Singer-Songwriter-Konzertabend zu Ende. Robert und Karin kamen unmittelbar danach zum Merch-Stand und signierten fleißig Bücher, Platten und CDs. Leider hatten sie kein Vinyl der aktuellen LP 'Inferno' mehr im Gepäck, so dass ich wohl genötigt bin, alsbald meinen Plattenladen um die Ecke zu konsultieren...

 

...und hier noch die Abschrift der abfotografierten Setliste*:
BORN TO A FAMILY / SPIRIT / I'M ALRIGHT / I LOVE MYSELF / ONE BIRD IN THE SKY / HERE COMES A CITY / BOW DOWEN / WEHNE SHE SANG ABOUT ANGELS / LET ME IMAGINE YOU / INFERNO / DARLINGHURST NIGHTS / GERMAN FARMHOUSE -> SPRING RAIN / LIFE HAS TURNED A PAGE / REMIAN [sic!] / CORE OF A FLAME / LEARN TO BURN // SONGWRITERS / HEADFULL OF STEAM / SURFING MAGAZINES / DEMON DAYS / JACK
Danach folgten zwei nicht notierte Songs: ROCK'N'ROLL FRIEND / 121

(*Ob die aufgeführte Reihung auch so gespielt wurde, kann ich nicht exakt sagen. Die beiden letzten, nicht auf der Liste stehenden Songs, habe ich selbstverständlich recherchiert sowie deren Darbietung verifizieren können...)

 

Als Zugabe zum Bericht über diesen musikalisch durchaus inspirierenden Abends noch eine kleine Anekdote am Rande, die gut mit dem Titel Publikumsuntaugliche Konzertbesucher (bewusst nicht gegendert!) überschrieben werden könnte:
Zu Beginn des Konzerts stand ein Typ unweit vor mir, der, offenbar mit einer Gruppe von Leuten unterwegs, unter einer Art temporär rezidivierendem, mutmaßlich alkoholinduziertem Fallsyndrom zu leiden schien. Zunächst rempelte er bei kläglich scheiternden Tanzversuchen Umstehende an, die das nicht so prickelnd fanden, bis er schließlich rücklings auf dem Boden lag – den Bierbecher jedoch straight nach oben reckend (Respekt!!). Wir hoben ihn mit vereinten Kräften wieder hoch und nach einigen weiteren äußerst wackeligen Bewegungen konnte ihn seine Begleiterin netterweise dazu bewegen, sich an anderer Stelle im Raum niederzulassen...

Und abschließend noch der Hinweis für eigene Eindrücke - bitte hierlang

16.12.19
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