Pretenders |
25.06.09 Freiburg, ZMF |
Zum Auftakt des diesjährigen Zelt-Musik-Festivals kam ich an Eintrittskarten wie die buchstäbliche Jungfrau zu ihrem Sprössling: ein glücklicher Gewinnspielgewinner hatte mit immensen Terminschwierigkeiten zu kämpfen und zeigte sich daher so freundlich, mich an seiner statt hin zu dirigieren. Sogar samt Begleitung meiner Wahl, denn es war ein Kartenpaar. Schnell war ein Interessierter gefunden und der ursprüngliche Abend-Plan konnte an die veränderten Begebenheiten angepasst werden. Und wie es standesgemäß zu dieser Veranstaltung gehört, schickte Petrus, der alte Missgönner, ein paar fette Regenwolken mit auf die Strecke. Diese holten mich denn auch kurz vor Erreichen des Geländes mit solch unwiderstehlicher Wucht ein, dass ich noch den ganzen Abend über meine fragwürdige Freude an den Folgen der sehr großzügigen, himmlischen Überschüttung hatte…
Das Vorprogramm durfte Gus Black bestreiten, was ich jedoch nur von außerhalb der Zeltwände hörte, weshalb ich mir hierüber kein Urteil erlauben möchte. Grade rechtzeitig zur Ansage des Festivalmachers betraten wir die mit ca. 1500 Anwesenden nicht mal zur Hälfte gefüllte Lokalität, kurz darauf kam das Intro vom Band, dann betraten Chrissie Hynde und ihre neu formierten Pretenders die Bühne. Zu Anfang passte sich der Sound den matschigen Bodenverhältnissen auf dem Gelände an, man konnte kaum die von der Sängerin benutzte Sprache erkennen; die Musiker rund um die Chefin wirkten wie Falschbier, die Stimmung im Publikum war dementsprechend mäßig. Für die zunächst präsentierte Hand voll neuer Songs gabs eher Anstandsapplaus denn wahre Begeisterung. Trotz interessanter Instrumentierung – Pedal-Steel-Gitarre, Drums, Bass, und wie sich später noch zeigen sollte einem ausgezeichnetem Lead-Gitarristen – fürwahr ein alles andere als viel versprechender Auftakt.
Doch sollte sich die Chose im Lauf der Zeit noch zum Guten wenden. Nach ein paar Songs kam die Technik in Schwung, ebenso die Musiker und damit wenigstens auch ein Teil des Publikums. Es wurden einige Hits präsentiert, u. a. als vermeintlicher Höhepunkt „Don´t Get Me Wrong“ (gähn…) sowie zum Abschluss des regulären Sets „Middle Of The Road“, letzteres mit schönem Harpsolo der Frontfrau.
Mein persönliches Highlight und auch die mit Abstand beste Präsentation des Abends stellte eine sehr schöne Version von Dylans „Forever Young“ dar. Endlich konnte die meist auch Gitarre spielende Sängerin alle Register ihrer unbestreitbar vorhandenen stimmlichen wie gesanglichen Fähigkeiten ziehen. Später sollte sich wie erwähnt auch der Gitarrenmann noch mit einigen fetzigen Soli hervortun, so dass zum rockigen Ende des incl. zweier Zugabenblöcke eindreiviertel Stunden währenden Auftritts dann auf wie vor der Bühne Begeisterung zu spüren war – die Dame und ihre Jungs hatten die Kurve noch mal gekriegt.
Nach Verlassen des Zirkuszelts zeigte sich zum Glück auch Petrus bereits wieder versöhnlich, so dass wir noch ein gemütliches Plauderründchen unter freiem Himmel abhalten konnten. Ende gut, alles gut!!