Pothead |
24.05.06 Pforzheim, Kulturhaus Osterfeld |
Pothead. Yes!! Da weiß man, was man hat!! Obwohl sie für mich nicht zu den Bänds gehören, von denen ich unbedingt jede Veröffentlichung besitzen muss. Nicht, dass die CDs mäßig oder gar schlecht wären, überhaupt nicht. Aber irgendwie reichen mir eine oder zwei.
Dafür macht es umso mehr Laune, regelmäßig eines ihrer ebenso regelmäßig stattfindenden Konzerte zu besuchen. So begab ich mich mit zwei herzlichen Begleitern am vergangenen Vatertagsvorabend auf den Weg nach Pforzheim, wo sie erstmals gastierten. Zugegeben, die Lokalität kam mir etwas merkwürdig vor, ich wüsste nicht, dass ich schon mal zwei Stockwerke hochlaufen musste, um in einen Konzertsaal zu gelangen. Gewöhnlich steigt man eher eine Treppe runter, hinein in einen mehr oder weniger dunklen Keller. Und da wir üblicherweise etwas spät dran waren, sah man am Eingang des Gebäudes auch keinerlei Leute rumstehen, was zuerst den Eindruck vermittelte, als seien wir hier falsch. Doch schon als wir durch die Eingangstür gingen drang uns der typische Pothead-Sound entgegen, so dass wir erstens wussten, dass wir richtig sind, zweitens dass wir den Anfang verpasst hatten und drittens, dass sie wie immer ohne Vorbänd auftraten.
Also flugs die Treppen hoch, Bier geholt und ab vor die Bühne. Und zwar genau vor den lässig, wie immer fast bewegungslos dastehenden Bassisten. Der Raum war mit schätzungsweise 250 Zuschauern gut gefüllt, gab aber doch noch genügend Platz zum Atmen oder sich gar zu der groovenden Musik zu bewegen. Der Sound war gut, die drei Musiker wie gewohnt in dunkle Anzüge gekleidet. Allerdings komme ich nicht umhin, an dieser Stelle zu erwähnen, dass ich bei meinem letzten Besuch eines Pothead-Konzertes etwas genölt hatte, dass sie immer alles so spielen, wie man es von Platte oder CD kennt, der Ablauf immer derselbe sei: ein Song, der Sänger bedankt sich, es wird dunkel, der nächste Song, und so weiter. Keine Ansagen, keine Überraschungen. Lediglich die Setlist variiert. Doch genau darin liegt eben die Stärke des sympathischen, zu zwei Dritteln aus Seattle und einem Drittel aus Deutschland stammenden Trios. Eben Spielfreude pur, ohne Schnick-Schnack, reiner Spaß an der eigenen Musik. Und dieser unbändige Spaß lässt auch von Beginn an den Funken auf ihre treue Fängemeinde überspringen.
Dabei steigern sie sich mehr und mehr, von Minute zu Minute, von Song zu Song. Kein Mensch braucht da eine Überraschung, schon gar nicht, wenn es bestimmte Hits gibt, an denen man sich einfach nicht satt hören kann. Ich denke da im besonderen an den "Indian Song", welches auch das einzige Lied war, das deutliche Abweichungen von der CD aufwies. Erstmal verpatzten sie nämlich ganz grunk-rock-like den Einsatz, lachten sich einen ab und fingen halt nochmal von vorne an, bauten es dann durch ein ausgedehntes Gitarrensolo auf gefühlte dreifache Länge aus. Einfach geil!!
Nach etwa einer guten Stunde gingen sie erstmals von der Bühne, um sich ein paar Minuten Pause zu gönnen. Das Volk war begeistert, jubelte nach mehr, und die Bänd kriegte es tatsächlich fertig, die Begeisterung per Led Zeppelin aus der Konserve zu übertönen. Dieses Spiel spielten sie 2 oder 3 mal -- da weichen leider die Erinnerungen zwischen mir und meinen Begleitern etwas ab -- um nach insgesamt circa zwei Stunden endgültig und augenscheinlich sehr zufrieden, sich herzlichst beim Publikum bedankend die Bühne zu verlassen.
Das Publikum war restlos begeistert und selbst ich, der ich an diesem Abend alles andere als gut gelaunt war, konnte mich zu einem vorrübergehend zufriedenen Lächeln hinreißen lassen.
Einer meiner bereits erwähnten herzlichen Begleiter war gar so begeistert, dass er sich ein T-Shirt kaufte, die andere Begleiterin, ihres Zeichens treue m0nsterpunk-Fänin, schien so hin und weg zu sein, dass sie ihre neu erstandenen, an diesem Abend erstmals benutzten Ohrstöpsel Marke professioneller Gehörschutz vor der Bühne verlor und dies erst bemerkte, als wir das Auto schon angelassen hatten. Doch konnten wir nach einer kurzen Suchaktion mit etwas Verspätung schließlich erleichtert den Heimweg antreten.