Portmanteau

23.02.09 Freiburg, White Rabbit

 

 Die traditionelle Wintervertreibung – im Volksmund auch Fasching, Fasenacht, Fasnet oder so genannt und von ebenso vielen geliebt wie verpönt – schien in diesem Jahr tatsächlich minimale Wirkung zu zeigen: die Wetterverantwortlichen switchten die trockene, streng minusgradhaltige Kälte auf fast schon warm anmutende, wenn auch nur geringfügige Plustemperaturen hoch. Infolge dessen sah man sich nun jedoch gezwungen, das schützende Heim nur noch mit ausreichenden Abwehrmaßnahmen vor nassen Attacken der jetzt in großen Mengen auftretenden Regentropfen zu verlassen.
So staffierte auch ich mich an diesem Rosenmontag entsprechend aus und begab mich in den Kaninchenkeller. Dort gastierte nämlich ein Duo aus München, namentlich Portmanteau, welches seine Musik selbst als Schlagtronik bezeichnet. Wieder einmal erforderte es zunächst ordentlich Sitzfleisch, bevor die Live-Performance gestartet wurde, derweil ein DJ sein Bestes gab, den zu Hochzeiten etwa 60 bis 70 Anwesenden die Zeit kurzweilig zu halten. Die Zeiger der Uhr mochten bereits gut und gerne auf 23 Uhr zugetrödelt sein, als die beiden Protagonisten ihre Plätze auf der Bühne einnahmen und ohne Vorrede ihr Set starteten.


Am von Publikums Warte aus gesehen linken Bühnenrand saß Greulix Schrank (u. a. Schweisser), der Schlagzeuger, dessen Instrument zusätzlich mit diverser Elektrik kombiniert war, so dass der Sound sich des Öfteren auch mal von für mich eher gewohnt trockenen Schlagzeugklängen angenehm zu unterscheiden wusste. Ihm gegenüber rechts außen stand der Vollblutelektroniker Taison Heiß (u. a. Lali Puna), ausgestattet mit einem Läptop und zwei weiteren Geräten, die ich korrekt zu bezeichnen natürlich nicht in der Lage bin. Jedenfalls hatten diese Gerätschaften sehr viele Knöpfe und zumindest eins davon verfügte daneben über eine kleine Keyboard-Tastatur. Zwischen diesen Werkzeugen pendelte der Bediener hin und her; stetig in Bewegung schob, drehte, schraubte und drückte er unablässlich dran herum, griff hier und da einige Akkorde auf den Tasten und entlockte der Technik geschickt ein feines Allerlei an Sounds und Bassläufen, Loops und Sämples, vereinzelt eingestreuten Computerstimmen, einmal gar Gitarrenimitationen und nicht zuletzt immer wieder Melodielinien. Jener Soundfrickler war es denn auch, der zwischen den Songs jeweils ein Mikrofon zur Hand nahm, das nächste Stück anzukündigen und darüber zu informieren, ob es auf dem aktuellen, also ihrem ersten Album zu finden ist, oder es sich um ein älteres oder etwa ganz neues Stück handelt. Sehr schön zu beobachten fand ich außerdem, wie immer wieder Interaktion zwischen den beiden Darbietenden stattfand, ein eindeutiges Indiz dafür, dass auch wirklich alle gehörten Töne live und direkt präsentiert wurden – das Ganze im Übrigen in durchweg gute Akustik gekleidet.


So spielten sich die beiden Herren sichtlich wohl gelaunt durch ihr Set, begannen recht stark mit schnellen, groovigen Stücken, wurden zur Mitte hin mal etwas ruhiger (waren das jetzt technoide Balladen?) um gegen Ende wieder mit permanent das Tanzbein anschubsenden Grooves zu brillieren und somit die eine oder andere kleine Länge der Zwischenzeit lässig vergessen zu machen. Paradoxerweise gehörte für mich das letzte Stück, welches laut Ansage wohl schon länger nicht mehr geprobt worden war, zu den besten des Abends. Irgendwie halt doch Rock´n´Roll? Oder einfach gekonnte Elektro-Impro? Whatever, für Köpfchen-wackel-im-Rhythmus-Bewegungen der Nichttänzer war´s allemal gut.
Nach geschätzten anderthalb Stunden ging denn auch diese Darbietung zu Ende und ich kann dieses Konzert alles in allem als einen sehr gelungenen Ausflug in für mich eher ungewohnte musikalische Gefilde bezeichnen, mich nebenbei davon überzeugen, dass auch elektronische Musik sehr wohl live aufgeführt werden kann, sofern sich – wie hier vortrefflich geschehen – die Verantwortlichen auf ihr Kunsthandwerk verstehen.

 

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Heißer Scheiß

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