Paul Weller |
7.10.08 Berlin, Columbiahalle |
Am letzten Tag meiner diesjährigen Berlinreise stand als abschließendes Highlight - nachdem ich des Tags in einem der unzähligen Plattenläden der Stadt, die mich immer wieder mehr oder weniger beabsichtigt für einige Zeit zu verschlucken pflegen und wo ich zu meiner großen Freude einen raren Fund machen konnte - am Abend der Besuch eines Konzerts von Paul Weller und seiner Bänd auf dem Plan. Der Brite, der sich bereits in den Siebzigern mit seiner Bänd The Jam und in den Achtzigern mit Style Council einen Namen und sich in den Neunzigern schließlich selbständig gemacht hat, gilt gemeinhin als der Godfather des Britpop und der Mods.
Am frühen Abend zogen also mein Gastgeber und ich los, zunächst vom Friedrichshainer Heimatkiez nach Alt-Treptow, wo wir auf zwei weitere Kollegen stießen, mit denen wir uns dann ein Taxi teilten und uns ganz bequem an den Ort des Geschehens chauffieren ließen. Wir betraten die Halle nur wenige Minuten vor Beginn des Auftritts von Mr. Weller, so dass ich den Auftaktsong glatt verpasst habe, weil ich noch zur Garderobe und zum Bierstand musste. Die Halle dürfte etwa zur Hälfte gefüllt gewesen sein, die Emporen waren geschlossen. Ich schätze mal, dass gut zweitausend Menschen anwesend waren. Und mit denen zusammen erlebte ich zunächst eine gute handvoll Songs, die insgesamt recht konventionell rockten, einen charismatischen Sänger, dem man sein halbes Jahrhundert zu keinem Zeitpunkt anmerkte und eine ziemlich gut spielende Bänd, bestehend natürlich aus der üblichen Rhythmussektion Bass und Schlagwerk, einem Keyboarder und einem zweiten Gitarristen, der im Laufe des Sets zu meiner großen Freude mit guten Sounds nicht geizen sollte. Nach diesem also eher eingängigen Auftakt, der, wenn ich mich recht erinnere mit einem alten Style Council-Hit, welcher musikalisch allerdings an diesem Abend etwas aus dem Rahmen gerutscht anmutete, abgerundet wurde. Ein sozusagen perfektes Warm-Up für Musikanten und Zuhörer. Doch von jetzt an wurde es richtig interessant.
Wieder und wieder wurden nun die Instrumente gewechselt, Herr Weller saß mal am Piano, spielte hier die elektrische und da die akustische Gitarre; die Mitstreiter reichten immer wieder die Gitarren hin und her, von Zeit zu Zeit wurde eine Pedal-Steel-Gitarre ins Spiel gebracht; die Songs wurden etwas ruhiger und gewannen an Tiefe. Besonders beeindruckend fand ich diese Phase des Konzerts, als alle zusammen mit Akusik-Gitarren – ja gar eine Zwölfsaitige kam zum Einsatz – in einer Reihe saßen und ein schönes Feuerwerk an Sanges- und Saitenkünsten durch die Halle schickten. Wunderbar!! Hier waren eindeutig durchweg sehr gute Musiker mit viel Spielfreude zugange, das war sowohl zu sehen wie auch zu hören. Ein weiteres Highlight stellte für mich außerdem der Song „Why Walk When You Can Run“ dar, dem ich hiermit den Stempel mit der unmissverständlichen Aufschrift „brillant“ aufdrücken möchte!!
Der Schwerpunkt der dargebotenen Songs lag eindeutig auf dem aktuellen Album des Künstlers, der Sound war bestens, auch die Männer an der Lichtanlage verstanden sich hervorragend auf ihr Fach. Gegen Ende des regulären Sets sowie der Zugaben wurde wieder vermehrt gerockt, was einen schönen Bogen zum Anfang schuf, wie ich fand. Zur Konzertdauer kann ich nur sagen, dass ich diese Mangels Chronometer wieder mal nach Gefühl angeben muss, eindreiviertel Stunden dürften es aber schon gewesen sein.
So hatte ich an diesem Abend einen wahrlich ausgezeichneten Songwriter samt Klasse-Bänd erlebt, bevor wir noch einmal gemütlich um die Häuser ziehen konnten, das Gesehene und Gehörte nicht allein diesen Abends sich setzen zu lassen.