NIK BÄRTSCH's RONIN  6.10.24 Freiburg, Jazzhaus

 

Vor Jahren wurde ich auf ein ungewöhnliches, dabei künstlerisch sehr beflissenes Quartett aufmerksam gemacht. Einige Zeit danach verpasste ich leider deren Auftritt Freiburger Jazzhaus, weil ich just zum selben Termin andernorts eine mir wichtigere Veranstaltung besuchte. Umso größer die Freude, nun NIK BÄRTSCH's RONIN bei der live-Präsentation ihres mittlerweile Klassiker-Werks Awase begutachten zu dürfen. Pünktlich um acht begab sich der Vorsitzende der Lokalität auf die Bühne vor die etwa zweihundert auf mittelmäßig bequemen Stühlen untergebrachten Anwesenden, um kurz über den Äct des Abends zu informieren. Danach betrat das unisono ganz in Schwarz gekleidete Quartett unter Applaus die Bretter und legte los…

Bändleader Bärtsch nahm am Flügel Platz, an dem er dann auch weit überwiegend beschäftigt war und neben dem noch ein Synthie stand, dessen Töne der Meister gelegentlich eingeflocht. Am anderen Bühnenrand stand das Schlagzeug, die Mitte teilten sich der Bassist sowie der Bläser, der Alt-Saxofon im Wechsel mit der Bassklarinette bediente. RONIN spielte sich zunächst eine gute Viertelstunde warm, ehe der Chef sich erhob, ein Mikro nahm, die Bänd und alle drum herum Beteiligten vorstellte sowie dem Publikum für sein Interesse und dessen bloße Anwesenheit dankte. Im Anschluss folgte ein gut fünfundvierzigminütiges Set, das merklich geprägt war vom Minimalismus und dessen sich konsequent wiederholenden Rhythmen und Läufen. Beim derartigen Legen der Klangteppiche wechselten sich häufig Klavier und Bläser ab.

So flossen die Songs, von Bärtsch Module genannt und nach Entstehung chronologisch mit Nummer ergänzt, durch den Raum; glitten mal verträumt ruhig dahin, steigerten sich immer wieder, nahmen Anlauf zu dramatischen Wendungen, ließen diese wieder fallen und kehrten zurück oder endeten abrupt. Dirigent des Ganzen war natürlich Bärtsch selbst, per Blickkontakten oder Zwischenrufen, hin und wieder offenbar auch mittels bestimmter Anschläge auf Klavier oder Synthie gab er stets vor, wo es lang oder wie es weiter geht. Das war sowohl höchst interessant zu beobachten, wie sich gleichsam auch häufig eingeladen gefühlt werden durfte, die Augen zu schließen und mit der Musik einfach mal zu vor sich hin oder auch ganz weit weg zu driften. Hätte ich an diesem Abend gestanden, wäre ich wohl irgendwann vor lauter entspannter Vertiefung in den Klängen einfach umgekippt…

Das Licht war den dunklen Klamotten der Musiker angepasst, die Beleuchtung zumeist spärlich, gelegentlich mit roten oder blauen Tönen drin; es war alles sehr stimmig auf der Bühne, wo sich Jäzz, Minimalismus und Anleihen Neuer Musik gekonnt vereinigten und verschmolzen – letzteres vor allem dann, wenn der Pianist die Saiten dämpfte oder Unkonventionalität sonstiger Art ins Spiel brachte. Beachtlich war zudem, dass kein Stück richtig ausufern durfte, dass es nie nennenswert herausgehobene Solo-Passagen gab. Zwar war mal das eine, mal das andere Instrument mehr in den Vordergrund gehoben, aber insgesamt war durchweg ein recht kontrolliertes, dabei sehr harmonisches gemeinsames Spiel zu hören, in welchem Exzesse und größere Ausbrüche offenbar sehr bewusst vermieden wurden. Nik Bärtsch bezeichnet seine Musik mit RONIN als ‚Ritual Groove Music‘, wo sich alle Einzelnen ausschließlich in den Dienst des gesamten Werks zu stellen pflegen.

Nach einer guten Stunde erhob sich der dirigierende Meister in seiner schwarzen Aikido-Pluderhose abermals zur namentlichen Erwähnung seiner Bändmitglieder und dem Publikum zu danken. Dann verließen die Musiker unter Applaus der Anwesenden die Bühne, kamen kurz danach für eine weitere halbe Stunde exquisiten Musizierens zurück, ehe der Abend nach neunzig Minuten erstklassiger Klänge endete…

7.10.24

Interessierte und neugierig gewordene schauen am besten mal die Website des Künstlers an, wo es auch Videos zu sehen gibt – HIER

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