Motorpsycho                                     22.05.14  Berlin, Postbahnhof

 

Nach meiner Ankunft in der Hauptstadt blieb noch genügend Zeit, mich kulinarisch zu versorgen sowie mein Gepäck unterzubringen, bevor wir zu angenehm frühsommerlichen Temperaturen loszogen zum Postbahnhof. Dort verdingte sich bei unserem Eintreten gerade ein Trio namens Grandloom an Gitarre, Bass und Schlagzeug. Unsere kleine Truppe bevorzugte allerdings gemütlichen Plausch im Innenhof der Lokalität...  

Als nach dem Umbau das Licht im Saal wieder ausging, formierten sich auf der Bühne zunächst drei der vier Musiker (stage view von rechts nach links: Sæther - Ryan - Fiske) und wurden vom Roadie mit Gitarren bestückt. Und zwar durchweg mit akustischen. "Good Evening" grüßte Bent, sogleich einen Dank an die supportende Bänd hinzufügend und mit der Ankündigung, dass sie nun den 'Hippie-Stuff' übernähmen. Fünf akustische Songs eröffneten das Set, ab dem dritten, "Big Surprise", legte Schlagzeuger Kapstad einige sanfte Keyboardklänge dazu. Besonders reizvoll an diesem Auftakt, der wirkte, als spielte sich die Bänd ein eigenes kleines Vorprogramm zum Warm-Up, fand ich die beiden Uralt-Klassiker "Now It's Time To Skate" und "Waiting For The One". Nach letzterem wurden die Instrumente gewechselt - Kapstad nahm hinter'm Schlagzeug Platz, Bent bekam seinen Bass und Fiske die elektrische Gitarre gereicht - bei Snah durfte es denn gleich die Zweihalsige sein - und es folgte "hell". Und wie!! Das auf zwei Alben verteilte Stück, außerdem unterteilt in die Parts 1-3, 4-6 und 7 - alle mit hübschen Untertiteln ausgestattet - kam in seiner ganzen Pracht und in live-haftiger Entfaltung am Stück daher, was nicht weniger als 40 (!!) Minuten in Anspruch nahm. Sehr, sehr geil!! Einzig der gelegentlich leider etwas arg übersteuerte Sound bot immer mal wieder kleine Trübungen am Gesamtgenuss...

Nach diesem fantastischen Höllenritt folgten weitere Stücke vom aktuellen Album 'Behind The Sun', von welchen für mich insbesondere "Entropy" sowie das ohrwurmhafte "The Promise" hervorstachen, bevor mit "For Free" ein betagteres Stück in wiederum aktuellem Gewand überraschen durfte. Oh, wie ich diese Überraschungen liebe - gerade weil man ja ständig damit rechnen darf, aber eben doch nie weiß, was kommt!! Hin und wieder machte der offensichtlich bestens gelaunte Bent die eine oder andere Ansage oder erzählte Anekdötchen, etwa über die bislang höchste Platzierung in den deutschen Charts - Nr. 53 für eine Woche, yeah!! Oder er sagte Songs an: "This one is for a dog" - ein dezenter Hinweis auf "Un chien d'espace", was in einer meditativ-spacigen wie auch psychedelisch-rockenden, dabei nicht weniger als astrein gesungenen Version präsentiert wurde und das letzte Stück des regulären Sets sein sollte.

Bei alldem war wieder einmal auffallend, mit welch bestechender Spielfreude Motorpsycho stets und durchweg bei der Sache sind, Kenneth Kapstad die Drumsticks wirbelt, als hätte er mindestens acht Arme, Reine Fiske, der bei Bedarf auch für's Mellotron zuständig war, nicht selten autistisch anmutend vornübergebeugt die Gitarre bearbeitet, Hans Magnus Ryan in immer wiederkehrender Verzückung in seinem Spiel zu verschwinden scheint, während Bent Sæther - der auch gerne den Clown gab und an manchen Stellen auf Mitklatsch-Animateur machte - entrückt mögliche und unmöglich scheinende Riffs auf seinem falsch herum bespannten Bass durch den Saal bläst. Dazu gab er sich hin und wieder die Ehre, auch mal am Keyboard aktiv zu sein, wie bei "Kvæstor", dem dritten Stück der Zugaben.

Eingeleitet worden waren diese mit einer wunderbaren Version von "Upstairs/Downstairs", nach welchem ohne Umschweife das bedingungslos betörende Bassriff von "Superstooge" vom Klassiker 'Trust Us' einsetzte, womit eindrücklich nachgelegt wurde. Das Zugabenquartett beschloss eine grandiose Version von "Starhammer", bevor die Nordlichter sich ein zweites Mal verabschiedeten. Obwohl noch kein Saallicht angeknipst wurde, trotz fortgeschrittener Stunde auch noch keine Verstärker abgestellt waren, dünnte sich das Publikum nun plötzlich vor der Bühne etwas aus, offenbar vom Ende des Auftritts überzeugt. Doch ließen sich Motorpsycho nicht lumpen und kamen noch einmal zurück, um mit "Plan #1" den Reigen nach großartigen zwei Stunden fünfundvierzig zu beschließen.

So konnte mich die Bänd erneut restlos begeistern und ihren Status der besten Bänd des Planeten in meinem Kosmos mit Leichtigkeit untermauern... "Und das Beste ist", so einer meiner Begleiter danach zu mir, "in zwei Wochen in Heidelberg nochmal..."

 

Setlist:

With Trixeene Through the Mirror, I Dream With Open Eyes / Coventry Boy / Big Surprise / Now It's Time to Skate / Waiting for the One / Hell, Part 1-7 / Entropy / Cloudwalker (A Darker Blue) / The Magic & The Wonder (A Love Theme) / The Promise / For Free / Un chien d'espace // Upstairs/Downstairs / Superstooge / Kvæstor (Incl. Where Greyhounds Dare) / Starhammer // Plan #1

Kleiner Nachschlag:

Ein klein wenig gestört wurde die Darbietung beim letzten Stück lediglich durch einen Stagediver, der wohl nicht begriffen hatte, dass er sich hier nicht auf irgend einem Punkrock- oder Metal-Konzert befand und eine gefühlte Ewigkeit am Bühnenrand rumstand, offenbar in Erwartung, es bilde sich eine Menschentraube, die ihn auffangen möge, bevor sich ein Sicherheitsmann erbarmte und ihn sanft ins Publikum schubste, sodass nun Publikum wie Bänd sich wieder ungestört von unnötigen Aufmerksamkeitsheischern ausschließlich der Musik widmen konnten...

31.05.14

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