Motorpsycho

14.05.06 Darmstadt, Centralstation

 

 

Endlich, nach mehrjähriger Abstinenz -- sowohl was neue Veröffentlichungen angeht als auch ihre grandiosen Live-Auftritte -- konnte ich am Muttertagsabend des Jahres 2006 ein solches Konzert meiner genialen Lieblingsbänd Motorpsycho besuchen. Und um es vorweg zu nehmen: es war fantastisch!! Die Jungs haben nicht nur meine --zugegebenermassen hohen -- Erwartungen vollstens erfüllt, nein, sie haben sie bei weitem noch übertroffen. Ehrlich gesagt weiss ich gar nicht, wo ich nun anfangen soll, ich muss höllisch aufpassen, mich nicht einfach nur in Superlativen zu verlieren um meine restlose Begeisterung auszudrücken und damit meine wohlwollende Leserschaft komplett zu entnerven. Nun also ein strukturierter Versuch, come on!!


Ich war an besagtem Tag von einer Übersee-Reise noch etwas Jet-Lag geschädigt, kam zwei Tage zuvor im beschaulichen Odenwald an, um mich bei Freunden etwas zu regenerieren. Doch der Flug und die Zeitumstellung forderten ihren Tribut: am Nachmittag vor dem Konzert ließ ich mich zu einem sage und schreibe vier(!)stündigen Mittagsschlaf hinreißen, so dass wir schon unter relativem Zeitdruck in meiner lokalen, Zentral-Odenwälder Stammkneipe zu einem schnellen Abendessen eintrafen. Und natürlich ist an solchen Tagen das Lokal der Wahl hoffnungslos überfüllt und nur eine Bedienung da, logisch. So kamen wir dann erst auf den allerletzten Drücker los, und nach einer ca. halbstündigen Autofahrt durch den idyllischen Odenwald kamen wir fast pünktlich während des ersten Songs in der Centralstation an.

Der erste Song, den ich von Beginn an mitkriegte, war dann der Opener vom neuen Album. Es sah fast so aus, als hätten sie auf mich gewartet, sich etwas warm gespielt und fingen offiziell erst jetzt an.
Den Großteil der Bühne beanspruchten natürlich Bent und Snah mit ihren Gitarren, Bass, Verstärker dafür und Mikros. Am Bühnenrand zu ihrer Rechten saß der Drummer, der den schweren Job hatte, Geb, den langjährigen Schlagzeuger der Bänd zu ersetzen. Was er im übrigen mit Bravour meisterte. Auf der anderen Seite, ebenfalls am Bühnenrand, durfte sich Deathprod an den Keys und Synthies (die er mit Stöckchen wie ein Xylophon spielte) und allerlei Soundeffekten wie gewohnt austoben.


An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich zu Beginn doch etwas angespannt weil skeptisch war, wie die Umsetzung der neuen (und auch alten) Stücke in dieser Konstellation funktionieren würde. Zum einen ist es sicher nicht einfach, nach 15 Jahren mit einem neuen Drummer zu spielen, zum anderen sind die Songs des neuen Albums doch recht aufwendig arrangiert, manche finde ich sogar fast schon überladen. Zudem muss ich leider sagen, dass der Sound zu Beginn leider mehr als mäßig war. Gitarre und Gesang waren viel zu leise, gingen fast völlig im sehr dröhnenden und wummernden Bass-Sound unter, ebenso die Synthies und Drums, so dass es teilweise sogar recht schwierig war, die einzelnen Songs auf Anhieb zu erkennen. Doch auch dies sollte sich im Lauf des knapp dreistündigen Konzerts noch zum Besten umkehren.

Nach dem ersten "Block", bestehend aus einigen neuen und ein paar alten, überwiegend nach vorne losrockenden Stücken, gab es dann den ersten etwas länger ausgedehnten, typisch motorpsychedelischen Space-Trip, sehr zu meiner Freude, eher zum Leid und zu einer von mehreren Geduldsproben meines überaus gutmütigen Begleiters. Denn in diesem Stil sollte sich der lange Konzertabend auch fortsetzen: entgegen meiner Annahme, dass der Schwerpunkt auf der Vorstellung der neuen Songs liegen sollte, standen vielmehr einige der langen, komplizierten Stücke aus verschiedenen Stationen ihrer gesamten musikalischen Karriere im Vordergrund. Und das kann für einen unbedarften Besucher überaus anstrengend sein. Daher an dieser Stelle: Hut ab, Peter, dass Du bis zum Ende durchgehalten hast, Respekt!!
Denn "konventionell" gerockt wurde nur sporadisch, am Anfang des Sets, zu Beginn des zweiten Teils und das eine oder andere Mal zwischen den jeweiligen Space-Trips. Der Großteil des Gigs sah aber eher so aus, dass die Jungs sich mit eher ruhigen Klängen in Trance versetzten, dann, sich langsam steigernd eine fast unerträgliche Spannung aufbauten, um schließlich in einem gigantischen Gewitter aus Lärm und Sound ihren Höhepunkt zu finden. Und eine solche Orgie kann gut und gerne auch mal 22 Minuten dauern, so zum Beispiel beim letzten Stück "Un Chien d'Espace". Wahnsinn, echt, ich war zeitweise völlig weg und verlor während des Konzerts jegliches Zeitgefühl.


Zusätzlich zu der überragenden Musik gabs die ganze Zeit Videoprojektionen, immer gut an das gerade gespielte Stück angepasst. Obwohl ich für meinen Teil sagen muss, dass mir eine halbwegs vernünftige Lightshow vollkommen gereicht hätte. So what...
Der Sound wurde, wie oben bereits erwähnt, ebenfalls immer besser. Während der zweiten Hälfte gabs daran absolut nichts mehr auszusetzen. Ausser vielleicht, dass auch 5dB weniger noch immer locker ausgereicht hätten um die Wände der Halle wackeln zu lassen, es war schweinelaut!!

Ansonsten noch erwähnenswert ist, dass Snah nicht weniger als 8 Gitarren dabei hatte und nach jedem Stück wechselte, was wohl auch notwendig war, so wie er zeitweise die Saiten bearbeitet hat...
So steigerte sich die Bänd und damit das Konzertereignis im Lauf des Abends ins Unermessliche, für mich persönlich dürfte dies bereits der musikalische Höhepunkt des Jahres gewesen sein, zumindest was Konzertbesuche angeht!!


So, liebe Freunde und veehrte Leser, es war mir eine besondere Freude, auf "Pändys Corner" diesen Konzertbericht meiner heissgeliebten Psychonauten zu schreiben. Und wieder mal hoffe ich, dass auch Euch das Lesen Freude bereitet hat und verbleibe mit besten Grüßen
Euer Pändy!! !! !!

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