MATT BURT and THE BUSY DEAD Gravedigger's Blues
VÖ: 24.03.2023 / Crispin Glover Records
Den Namen des in Trondheim lebenden und in den USA geborenen Matt Burt las ich vor ziemlich langer Zeit in den Credits des Motorpsycho-Albums 'Demon's Box'. Dort nämlich entstammen die Spoken-Word-Teile des großartigen "Plan #1" - einer meiner Alltime-Fäves der Bänd - aus dessen Kassetten-Aufnahmefundus. Dass er auch selbst hin und wieder Musik macht, war mir bislang nicht geläufig. Entsprechend groß war meine Freude, als ich neulich Gravedigger's Blues von dessen aktueller Formation Matt Burt and The Busy Dead als Vorab-CD aus dem Briefkasten fischen durfte - und gestern dann erstmals die LP-Version in den Händen halten und das der Musik angemessen gestaltete, rauchgrauschwarze Vinyl auf den Teller legen konnte...
Gleich der Opener und Titelsong ist ein echtes Highlight, eine düster-versöhnliche Perle, die - Überraschung! - sehr viel ur-amerikanischen Blues atmet und sofort ganz tief ins Ohr geht. Noch tiefer geht der "Gravedigger's Blues", wenn ins Bewusstsein dringt, dass der Sänger, Songschreiber und Gitarrist dieses Stücks tatsächlich als Totengräber arbeitet. Da bekommen die Zeilen i bury the young and i bury the old eine selten authentische, fast schaudernde Bedeutung.
In der Folge des Zehn-Song-Albums ist eine Zuordnung zu Stilen oder Genres nur spärlich möglich. Vielmehr klingt das gesamte Album vor allem nach dem Vortragen von Gedichten und Kurzgeschichten, die in unterschiedlicher Form vertont wurden und dabei eine sehr eigene Handschrift tragen. Vom Blues des Openers spannt sich ein Bogen zum experimentellen Rock, nimmt melodiös-poppigen Ohrwurm-Beat genauso mit wie jäzzige Bass-Riffs und düsteren Singer/Songwriter-Indie-Folk, um abschließend anzukommen beim komplett à capella vorgetragenen "Marshmallow Caskets", welches nicht zuletzt durch Hintergrundgeräusche, als liefe der Sänger während des Vortrags durch die Wohnung und mache sich nebenher einen Kaffee oder so, neuerlich einen sehr speziellen Charme besitzt.
Obwohl es tatsächlich schwerfällt, ein absolutes Highlight zu hervorzuheben, haben es mir insbesondere die "Little Birds" angetan und können exemplarisch für das gesamte Album stehen: Als Hintergrund und Teppich für die ebenso unaufgeregte wie sehr präsente Stimme, legt die Musik eine abwechslungsreich verspielte Basis, während ein stoischer Beat permanent antreibt und der Sänger in eindringlicher Vortragsweise ausschließlich als Erzähler fungiert. Großartig!!
Dabei hat Burt mit Mattis Kleppen einen berufenen Bassisten für The Busy Dead gewinnen können. Kleppen agiert hier, wie auf seinen viersaitigen Solo-Alben, mal mehr und mal weniger spektakulär, spielt einen auffallenden Solo-Bass-Song während des Songs oder stellt sich in den schlichten Dienst des Groove. In jedem Fall aber klingen Matt Burt and The Busy Dead durchaus sehr lebendig!!
Gravedigger's Blues ist ein außergewöhnliches, im wahrsten Sinne wundervolles Album und nicht weniger als eine außerordentlich selten zu findende Perle!!
Da es zum besprochenen Album nichts im Netz gibt, HIER ein Link zu Dog & Sky, einer früheren Bänd Burt's, als Äppetizer.
19.03.23