Panteón Rococó

1.09.09 Reutlingen, Jugendkulturzentrum Franz K.

 

 
Ganz unerwartet kam ich letzten Dienstag zu einem Konzert einer Band, die ich eigentlich nicht kannte, von denen ich aber wohl schon mal etwas gehört hätte, nömlich Panteón Rococó. Eine Band, die es schon seit 15 Jahren gibt, die aus Mexico Stadt kommt und im weitesten Sinne als Ska-Band tituliert wird, nach meinem Empfinden allerdings nicht so ganz zu Recht.
Das Konzert fand im Reutlinger Franz K. Jugendkulturzentrum statt, einem leeren Kinosaal, der nach hinten ansteigend war und so den hinteren Leuten (insgesamt um die 250) ebenfalls einen ganz tollen Blick auf die Bühne erlaubte. Und da gab es einiges zu sehen, aber erst nach dem Intro, das klassisch mit-ohne-Licht vom Band (das Ton-) eingespielt wurde. Als das Licht anging standen da nicht weniger als 11 Musiker (Sänger, Basser, 2 Gitarristen, 1 Drummer, 2 Percussionisten, 1 Trompetist, 1 Posaunist, 1 Saxophonist, 1 Keyboarder) und groovten gleich derartig los, dass 3/4 der Leute im Saal schon nach den ersten 2 Takten massiv am abdäncen waren - und das blieb so das ganze 2-stündige Konzert hindurch !!!

Panteón Rococó präsentierte einen sehr fetzigen Mix aus Latin, Reggae, Dub gepaart mit HipHop und verspulten Space-Einflüssen à la Monster Magnet (unglaublich aber ohne Scheiß). Die Texte der Songs sind ausnahmslos in spanisch gehalten und so erfolgt auch die Kommunikation mit dem Publikum. Dieses war definitv von höchster intellektueller Qualität, denn mindestens die Hälfte machte den Eindruck fließend perfekt spanisch zu beherrschen, und der Rest tat zumindest so. Von den linken Parolen, die da von der Bühne skandiert wurden, wovon ich nur noch Fragmente wie 'politica fecal' im Kopf habe, schienen auf jeden Fall die meisten alles zu verstehen und es wurde kräftigst gejubelt. Da die Band aber viel in Deutschland unterwegs ist und hier eine große Fangemeinde hat, waren auch deutsche Fragmente wie 'Kein Mensch ist illegal' angesagt.

Mir persönlich war aber die Musik wesentlich wichtiger und die blieb ständig auf hohem Niveau. Steigerungen stellten die leider viel zu kurz gekommenen, wenigen Ska-Sachen dar und so blieb es bei einem mehr als unterhaltsamen Konzert, das sich zwischen Manu Chao, etwas Santana, Seeed, Asian Dub Foundation und was-weiß-ich-noch bewegte. Die Band hatte viel Spaß auf der Bühne, da tanzten alle mit. Immer wieder kamen dann kleine choreographische Einlagen der Gitarristen, mal von den Bläsern und natürlich vom Sänger - nett, nett, nett. Von den elf Mann herauszuheben waren für mich auf jeden Fall der Gitarrist und der Trompeter, der eine weil er sowas wie die graue Eminenz war, der andere weil er so eine herrlich naive (im besten Sinne des Wortes) Freude an der Musik versprühte. Natürlich wurde das Publikum kräftig mit Winken, 'Circle of Peace' (?!) und Sitz- / Tanz-Aktionen in das Programm mit einbezogen. Am besten hätte dem Editor dieser Seite wahrscheinlich aber gefallen, dass die Band nach 2/3 des Konzertes Freibier an eine einige Gäste in den vorderen Reihen verteilte. Erstaunlich dass es dabei nicht zu panischer, stampede-artiger Herdenflucht in Richtung Bühne kam, was wiederum meinen Eindruck eines sehr distinguierten, intellektuellen Publikums stark untermauert.

Richtige Highlights oder verschiedene Teile des Konzerts waren bei Panteón Rococó nicht auszumachen. Alles plätscherte flott und schmissig auf hohem Niveau vor sich hin, zwischendrin gab es wirklich sehr kurz gehaltene Anleihen an Boney M's 'Hands Up', Kiss's 'I was made for loving you' und Santana's 'Oye come va', die so kurz waren, dass sie schon wieder vorbei waren, bevor ich mit überlegen fertig war, ob mich das jetzt nervt oder nicht - also waren sie gut.

Das Konzert endete in der zweiten Zugabe damit, dass die Band zuerst hübsche junge Damen aufforderte auf der Bühne mitzutanzen - wie schön. Was aber, wie fast nicht anders zu erwarten, sehr wüst ausartete, und so vor allem sehr hüftsteife, weniger distinguierte aber bestimmt sehr intellektuelle junge Männer auf der Bühne herumstaksten, bis die Band schließlich nicht mehr auszumachen war und sich so etwas um ihren verdienten Abgang gebracht hatte. Aber das gehört wohl so....

Fazit:
Zu Panteón Rococó kann man auf jeden Fall hingehen. Man bekommt sehr gute Unterhaltung geboten und wer gerne tanzt (muss aus der Hüfte kommen - nicht pogen, nicht head bangen) kann sich so richtig austoben. Allerdings hat die Band es nicht geschafft mich zum Kauf eines ihrer wirklich gelungen Merchandising-Artikels oder CD zu bewegen, obwohl ich vor dem Konzi dafür sehr offen war.

Hinweis:
Wenn man zu Panteón Rococó hingeht wäre es gut man könnte Spanisch, oder man ist zumindest in der Lage so zu tun als ob...

 

(by Micha, 3.09.09)


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