Echochord

4.11.06 Freiburg, Jos-Fritz-Cafe

 

 

Es kommt ja eher selten vor, dass ich es fast ein bisschen bereue, zu einem Konzert gegangen zu sein. Selbst wenn man sich in seiner Auswahl mal irgendwie vertan haben sollte und einem die Musik so überhaupt nicht zusprach, deretwegen man sein hart erarbeitetes Geld ausgegeben hat, irgendwas nimmt man letztlich doch meistens mit. Am vergangenen Samstag habe ich mich dann aber doch fast ein wenig geärgert, dass ich den heimischen Herd verlassen und den Weg in die Stadt angetreten hatte, um eine mir bis dato unbekannte deutsche Bänd namens Echochord mit meinem Besuch zu beehren.

Offizieller Beginn war auf 21:00 Uhr angesetzt, da ich aber keinerlei Hinweise im hiesigen Veranstaltungsmagazin auf eine etwaige Vorgruppe finden konnte, verließ ich erst gegen 22:00 Uhr mein trautes Heim um eine viertel Stunde später leicht durchgefroren an Ort und Stelle anzukommen. Wie erwartet hatte sich bis dahin noch gar nichts getan; und mitnichten, wäre keine Bühne mit ein paar Instrumenten aufgebaut gewesen, nichts hätte darauf schließen lassen, dass irgendetwas anderes als ein gewöhnlicher Kneipenabend im Gange wäre. Ich löhnte also den Eintrittsobolus, stopfte meine Jacke in eine Ecke und bequemte mich zur Theke um mir ein Bier zu holen. Somit bestens gerüstet für was auch immer mich in Kürze erwarten sollte, nahm ich auf einem Barhocker ungefähr in der Mitte des schlauchartigen Raumes Platz, betrachtete die aktuelle Bilderaustellung an den Wänden und natürlich das mit mir bereits anwesende und nach mir gemächlich eintrudelnde Volk. Es mochte so etwa zwanzig Minuten gedauert haben -- nun waren schätzungsweise fünfzig Leute anwesend -- bis die fünf Jungs, die so etwa um Mitte zwanzig gewesen sein mochten, sich auf die Bühne begaben und ich das soeben zu langweilen beginnende Studieren von Wänden und Menschen beenden konnte. Höflich wie ich nun mal bin stand ich von meinem Sitzplatz auf und trat einige Schritte nach vorne in Richtung der Bühne, wo sich mittlerweile ein kleiner aber feiner Pulk erwartungsfreudiger Zuhörer versammelt hatte.


Die Instrumentierung der in Hamburg ansässigen Bänd setzte sich zusammen aus Schlagzeug und Bass, Gitarre und zwei Sängern, von denen einer außerdem eine Trompete und von Zeit zu Zeit ein Mini-Keyboard bediente. Der Set-Opener groovte gleich ganz gut los, mit druckvoller Rhythmussektion, die mir übrigens an diesem Abend am besten gefallen sollte, alles recht funky, ein wenig Gitarre dazu, Trompete und hip-hop-artiger Sprechgesang, mal ein und mal zweistimmig. Es gab textliche Reminiszensen an Body Count, von wegen "Echochord sind im Haus.... alle Leute stehn auf..... e-zeh e-zeh e-zeh....." und so. Alles in allem recht nett dargeboten, obschon mir schnell klar war, dass dies nicht wirklich meine Tasse Tee werden sollte. Und viel mehr sollte auch im Wesentlichen nicht weiter passieren, was jedoch noch lange keinen Anlass zu missmutigem Genöle gegeben hätte.

Leicht irritieren sollte mich aber nach etwa einer halben Stunde die Ansage des nun letzten Stückes, nach welchem sie auch erstmal so taten, als verließen sie jetzt die Bühne, um nach Zugaberufen zu heischen. Das überwiegend studentische Publikum begriff dies auch sehr schnell und gab den Jungs artig, was sie wollten. Ich meinerseits beobachtete das Geschehen bereits etwas skeptisch und befürchtete, dass dieses Spiel jetzt noch eine Weile so weitergehen würde. Es gibt ja solche Bänds, die immer wieder so tun, als hörten sie gleich auf, um möglichst viel Applaus und Weitermach-Aufforderungen von den Zahlenden zu erhalten, die Nordlichter machten jedoch nach zwei oder drei weiteren Songs Ernst und beendeten das Konzert. Nun entzieht es sich leider völlig meiner Kenntnis, ob sie schlicht und einfach nicht mehr Songs haben, und ich muss zudem gestehen, dass ich mich ziemlich sicher ein wenig gelangweilt hätte, wenn sie noch eine Stunde oder so weitergespielt hätten, aber nach höchstens 45 Minuten einen Konzertabend zu beenden, an dem man als einzige Bänd auf der Bühne steht ist für meine Begriffe schon eine kleine Frechheit.

Wenigstens war der Eintritt mit 5 Euro recht niedrig angesetzt, bei höherem Preis wäre ich dann schon richtig stinkig gewesen. Ich tat jedenfalls das einzig richtige indem ich mein Bier austrank, mich umgehend vom Ort des Geschehens verabschiedete und mich in meine sowieso auf dem Heimweg liegende Stammkneipe verdrückte. Dort angekommen erzählte ich dem Wirt sogleich meinen Unmut, genoss noch das eine oder andere Pils, das Ganze umrahmt von wirklich schöner Musik, die den kleinen Anflug von Ärger in Bälde verrauchen ließ und diesem recht kalten Samstagabend schließlich noch zu einem versöhnlichen Ausklang im wahrsten Sinne dieses Wortes verhalf.

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