Das Fest

Karlsruhe, 20.-22.07.07

 

 

Das einzige Frischluftereignis, welches ich diesen Sommer besuchte, war "Das Fest" in der Karlsruher Günther-Klotz-Anlage. Wie gewohnt schlug ich denn auch mein Lager für diese 3 Tage bei einem guten alten Freund auf, von dessen Wohnstatt aus das Gelände der Begierde in Kürze zu Fuß erreichbar ist.
So traf man dann am frühen Abend recht entspannt dort ein, nahm ein Begrüßungsgetränk zu sich und machte sich alsbald auf den Weg. Die erste von uns zu begutachtente Bänd war eine wohlbekannte, aus Karlsruhe stammende, von mir jedoch nicht sehr geschätzte: Pink Cream 69 nennen sich die Altrocker, die Ende der Achtziger begannen, mit ihrem nullachtfünfzehn-Hardrock sich auch überregional einen Namen zu machen. Was soll ich viele Worte verlieren, mir gefiel deren Musik schon damals nicht, und das hat sich auch nicht geändert. Obwohl die "Jungs" ihr Repertoire um einige angenehm genreabweichende Sachen aufgepeppt hatten, hätte sich bei mir alsbald gähnende Langeweile breitgemacht, wären nicht eben wie immer ausgesprochen nette Menschen um mich herum gewesen, von denen ich den einen oder anderen immer wieder mit Genöle über die Musik belästigen konnte. Konstruktiv, versteht sich.
Nachdem dies unbeschadet überstanden war, traten Sunrise Avenue auf, eine handvoll junger Musiker aus Schweden, die -- so trug man mir zu -- im Moment recht angesagt seien und gar einen Radiohit hierzulande gelandet hätten. Erfrischend war es zu Anfang, junges Blut nach den alten Routiniers, mäßig angepunkter Gitarrenschrammelpop von vermeintlich hübschen Jungs vorgetragen. Nett. Wirklich nett. Leider aber auch nur die erste halbe Stunde, danach: schlicht boring!!
Enttäuscht war ich jedoch beileibe nicht, denn genau so hatte ich mir diesen ersten Abend bereits nach Bekanntgabe des Programms musikalisch vorgestellt, und ist es nicht wiederum herrlich, ab und an seine Vorurteile live und direkt bestätigt zu hören?


Der Samstag verlief dann in der Home-Bäse so entspannt, dass wir es erst zum Top-Äct des Abends in die Klotze schafften: die Beatsteaks konnten vom Veranstalter verpflichtet werden, eine Bänd, die sich in den letzten Jahren wirklich richtig nach oben gespielt hat und dem entsprechend Menschenmengen anziehen konnte. Trotzdem ich die Musik, so, wie ich sie von CD kannte, nicht zu meinen Favoriten zählen konnte (und auch nach wie vor nicht kann), war ich einigermaßen gespannt auf deren immer wieder in höchsten Tönen gelobte Live-Darbietung. Nun, für meinen Teil kann ich dies so nicht bestätigen. Sicher, sie hatten Spaß, sie gaben alles, sie mögen gut gewesen sein -- meine Tasse Tee wars trotzdem nicht. Zu gefällig, zu eingängig, die Stimme des Sängers konnte mich auch live nicht begeistern. Am besten gefielen mir die Lieder, bei denen dieser schwieg und der Gitarrist den Lead-Gesang übernahm, da war ein Hauch von Punk-Rock zu spüren, da gings nach vorne. Der Rest des Sets klang mir dann doch zu sehr nach massenkompatiblen Rock-Stücken, sicherlich gut arrangiert, gut gespielt und auch abwechslungsreich. Das beste Stück im Set war für meine Begriffe die letzte Zugabe der Berliner: "Sabotage", im Original von den Beastie Boys. Das hat richtig gerockt und dazu geführt, dass ich mir seither ein paar Alben dieser übrigens noch immer aktiven Räpper zu Gemüte geführt habe. Von den eigenen Songs der Beatsteaks gefiel mir das bereits etwas angejährte "Let me in" am besten, ein ehemaliger Indie-Disco-Tanzflächenfüller.

Der Höhepunkt des Abends folgte aber dann um Mitternacht, als das Gelände schon wieder schön übersichtlich stressfrei zu begehen war, da gab es nämlich ein Geburtstagskind in unseren Reihen zu beglückwünschen, und das hieß nicht zuletzt: eine Runde Freibier!! Juhu!!


Am Sonntag sollte ich dann am meisten vom Programm mitbekommen. Da ich es an den zwei bisherigen Tagen noch keinen Schritt von der Hauptbühne weggeschafft hatte -- von Flüssigkeitshol- und -wegbringgängen mal abgesehen -- rappelte ich mich etwas früher als meine Begleiter auf. Eher zufällig schlenderte ich an der Theaterbühne vorbei, als ich eine mir wohlbekannte Stimme von dort vernahm: Jess Jochimsen, seines Zeichens Kabarettist und so genannter Stand-Up-Comedian, gab sein Programm zum besten. Höchst amüsant und spitz pointiert hangelte er sich zwischen Kindheitserinnerungen und aktuellen Begebenheiten hin und her, so, wie man es von ihm kennt und schätzt. Für mich zweifellos der bisherige Höhepunkt des diesjährigen Festes.
Nach Ende seiner Performance fand ich mich am allgemeinen Treffpunkt ein, wo kurz darauf die spanische Bänd Eskorzo ihren Auftritt haben sollte. Diese haben sich einer Mischung aus Ska, Funk, Rock, Pop, Punk verschrieben. Sehr groovig, für mich aber auch mal wieder nicht das Gelbe vom Ei, so nutzte ich mit einem Mitsteiter zusammen die Gelegenheit, einen Abstecher zur Zeltbühne zu wagen, wo wir noch etwa drei (mäßige) Lieder einer jungen deutschen Bänd namens Fotos miterleben durften.

Während der Zeit, die wir für den Hinweg, den Kurzaufenthalt dort und für den Rückweg benötigten, hatte bereits richtiggehend der Ansturm auf das Gelände begonnen, verständlicherweise, waren doch an besagtem Sonntag die Fantastischen Vier zugegen, die sich bekanntlich mittlerweile in Deutschland zu den richtig großen Stars zählen dürfen. Wer, liebe Lesergemeinde, hätte da so naiv sein können, zu glauben, dass an diesem Abend bei gutem Wetter und ohne Eintrittsobolus auch nur ein Quadratmillimeter Rasen frei bleiben würde?
So war dies auch das größte Manko am diesjährigen Fest: es war schlicht zu voll!! So kam ich denn in die missliche Situation, dass ich unglücklicherweise etwa zwanzig Minuten nach Beginn des Fanta-Sets meine Meute verlassen musste, um einem nur allzu menschlichen Bedürfnis nachzukommen. Für die ungefähr fünfzig Meter, die ich an den entsprechenden Ort zu bewältigen hatte, benötigte ich gut und gerne eine viertel Stunde, an meinen Ausgangspunkt zurück zu gelangen war hingegen völlig unmöglich. Der Vorteil an diesem unglaublichen Menschenauflauf war, dass man sich gar nicht erst die Mühe machen musste, selber zu laufen, sondern nur immer schön aufpassen, in die angestrebte Richtung geschoben zu werden.


Der Qualität der Musik taten diese Umstände natürlich keinen Abbruch. Routiniert brachten die vier Stuttgarter ein feines Best-Of-Set auf die Bühne, das Volk war begeistert, der Hügel hat gebebt, die Veranstaltung erlebte ohne Zweifel rechtzeitig zum Finale ihr absolutes Highlight. Nach Ende dieser Vorstellung kam ich sogar noch in den Genuss überschwänglicher Wiedersehensfreude, nämlich als zurückgekehrter, fast schon gänzlich verloren geglaubter Sohn der Gäng.


So kann ich abschließend sagen, dass das Fest 2007 zwar wie immer eine schöne, drei Tage währende Feier mit geschätzten Freunden war -- obgleich die Musikauswahl des Veranstalters nicht allzu sehr mit meinen persönlichen Vorlieben übereinstimmte -- doch sind die Grenzen des Festivals für meine Begriffe definitiv erreicht. Denn bei solchen Menschenmassen wie am Sonntag ist der Spaß an der Sache als sehr gemindert zu betrachten, und ich bin gespannt, wie der Veranstalter dies im nächsten Jahr zu lösen gedenkt.

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Heißer Scheiß

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