Das Fest

u.a. mit: New Model Army, Kettcar, Seeed u.a.

Karlsruhe, 28.-30.07.06

 

Hallo liebe Fäns und treue Leser!!
Heute möchte ich Euch vom legendären Fest in Karlsruhe berichten, das jedes Jahr am letzten oder vorletzten Juli-Wochenende in der dortigen Günther-Klotz-Anlage stattfindet und noch immer keinen Eintritt kostet. Denn nach wie vor wird dieses Großereignis ausschließlich über den Essens- und vor allem wohl Getränkeverkauf finanziert. Und dieses Jahr gab es in letzterem Bereich eine große Neuerung:
Das neue Fest-Bier heißt Hoepfner, viele freuten sich, einige trauerten dem guten alten Wolf-Bräu nach. Mir persönlich ist es eigentlich egal, wobei ich ehrlich gesagt Hoepfner für das beste Karlsruher Bier halte. Und der neue Versorger hatte auch noch die brilliante Idee, das Gebräu Halbkistenweise zu verkaufen, das hatte zum einen einen finanziellen Vorteil (Mengenrabatt für Mengenkonsumenten) und man muss nicht alle halbe Stunde zum Bierstand oder zur Bonkasse wandern, um Nachschub zu besorgen.

Doch soll dies nur eine Randnotiz sein, tatsächlich möchte ich vielmehr über das musikalische Ereignis berichten. Und das hatte seinen Höhepunkt gleich am Freitag abend: New Model Army! Vor Jahren standen sie schon einmal auf der Fest-Bühne, und offensichtlich hatten sie Lust auf mehr, kam doch von der Bänd selbst der Wunsch, noch einmal in der "Klotze" spielen zu dürfen. Solche Gig-Betteleien kenn ich ja sonst nur von einer den Lesern dieser schönen Home-Päge nur allzu bekannten Bänd, seis drum. Die Engländer stellten für mich nicht nur den Höhepunkt des diesjährigen Festivals dar, sondern toppten mindestens noch die letzten zwei Jahre und wenn die Veranstalter sich nicht ein bisschen anstrengen, wohl auch die nächsten beiden Jahre. Gut 90 Minuten lang boten die Männer um den charismatischen Sänger Justin Sullivan eine gute Mischung aus neuen Songs und Klassikern, so dass wirklich jeder zufrieden sein musste. Dabei zeigten sie eine Spiellaune, die man durchaus als beispielhaft bezeichnen kann, grade für eine Bänd, die schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel und im Tourtagebuch hat. Guter Sound und gutes Licht rundeten die sehr gelungene Show ab. In diesem Sinne: "We are old, we are young, we are in this together"!! Danke Justin & Co., und hoffentlich mal wieder!


Zuvor standen Kettcar aus Hamburg auf der Bühne, eine Bänd, die ich sehr schätze und denen der Erfolg nach jahrelangem Indie-Dasein in diversen anderen Bänds mehr als gegönnt sei. Doch konnten mich die Jungs an diesem Abend leider nicht wirklich überzeugen. Warum weiß ich eigentlich selbst nicht, es war einfach so. Teilweise machten sie einen fast schon an Arroganz grenzenden Eindruck, was aber auch rein subjektives Empfinden meinerseits gewesen sein kann. Spaß schienen sie jedenfalls reichlich zu haben, und das ist ja wohl das Wichtigste.


Am Samstag waren dann Kosheen aus Bristol die erste Bänd, die wir uns anschauten. Entgegen der Beschreibung im Programmheft fand ich sie allerdings weder "stimmungsvoll-folkig" noch "speziell". Eher ein bisschen immer das gleiche Muster, viel Bum-Bum, eine eher durchschnittliche Sängerin und ein oder zwei Hits. Nicht wirklich ein Stimmungsmacher für mich. Danach ging der rote Vorhang runter, Seeed aus Berlin bereiteten ihre Show vor. Währenddessen füllte sich das Gelände mehr und mehr, so dass es zeitweise schon fast genervt hat, so viele Menschen wollten diese Bänd erleben. Vor 3 Jahren waren die gar nicht so berlinerisch aussehenden Berliner auch schon zu Gast, konnten mich allerdings in keinster Weise überzeugen, so dass meine Erwartungen entsprechend tief angesiedelt waren. Und das war auch gut so. Zwar boten die fußballmannschaftstarken Reggae-Hip-Hopper eine nahezu perfekt durchgestylte Choreographie, trotzdem plätscherte die erste Hälfte des Auftritts mehr oder weniger vor sich hin. Als meinen persönlichen Höhepunkt des Konzerts kann ich daher guten Gewissens das Eintreffen des Kollegen mit dem Biernachschub bezeichnen. Die zweite Hälfte wurde dann etwas peppiger, die Songs gewannen an Abwechslung, das Volk war begeistert. Nach etwa 90 Minuten verließen sie die Bühne, leider ohne ihr mit Abstand bestes Lied, "Casanova" von der ersten Scheibe, gespielt zu haben. Hätten sie mehr Songs von diesem Kaliber im Gepäck gehabt, hätte ich das vielleicht sogar noch nachvollziehen können, da dem aber leider nicht so ist, bleibt es mir einfach nur ein Rätsel, wie man ein solches Lied aus dem alles andere als überzeugenden Set streichen kann. Wie dem auch sei, auf dem Gelände wurde es nach Konzertende endlich wieder gemütlich und wir konnten uns einfach nur selbst feiern.


Für den Sonntag hatten wir uns eigentlich vorgenommen, 3 Bänds anzusehen, was aber aus unerfindlichen Gründen dann doch (mal wieder) nicht geklappt hat. Es hat gerade mal für den genüsslichen Verzehr einer leckeren Fest-Pizza-Schnitte gereicht, bevor die mit "Musik für alle" angekündigten Culcha Candela, wie Seeed in Berlin stationiert, auf die Bühne kamen. Für mich entpuppte sich das Ganze eher wie ein müder Abklatsch von Seeed, nach zwei Liedern hatte ich nicht einmal mehr Lust, mir das eigentlich sympathisch unchoreographierte Rumgehopse der zahlreichen Sänger auf der Bühne anzusehen und hockte mich auf den Boden, um gemütlich und geduldig, natürlich fleißig Bier trinkend, auf das Ende des Gigs zu warten.
Zum Abschluss des diesjährigen, bereits 22ten Fests, gabs die ehemalige Skunk-Anansie-Sängerin Skin mit neuer Bänd und wenn ich richtig informiert bin zweitem Solo-Album zu hören. Nun konnte ich mit Skunk Anansie zwar nie wirklich etwas anfangen, freute mich aber doch darauf, wenigstens mal wieder etwas Gitarrensound auf die Ohren zu bekommen. Das gabs dann auch während ihres ca. 1 1/2 stündigen Sets. Wobei ich sagen muss, dass die Frau bei den rockigeren Stücken so dermaßen unerträglich kreischt, dass man sich dann doch wieder auf die ruhigen freut, wo sie zeigt, dass sie eigentlich ganz gut singen kann, wenn sie will. So waren dann die Höhepunkte ganz klar ein paar von den alten Skunk-Anansie-Hits, die, das möchte ich nun doch noch lobend erwähnen, durchweg in einem neuen Gewand daher kamen, was das Konzert schlussendlich doch noch etwas interessant machte.


Das sollte es dann auch gewesen sein, trotz des eher mäßigen Musikprogramms mal wieder ein schönes Fest, ich freue mich auf das nächste Jahr!!
Bleibt noch zu erwähnen, dass natürlich viel mehr Bänds gespielt haben, als die, von denen ich Euch, liebe Leser, berichten durfte. Aber man wird halt älter und träger, muss nicht mehr jede Bänd mitnehmen, die gleich nach dem Frühstück um 14:00 Uhr oder so die Bühne betritt. Zur Zelt- und Theaterbühne hab ich es in diesem Jahr überhaupt nicht geschafft, na ja, da hätte man vielleicht zum Teil besseres Programm als auf der Hauptbühne erleben können, aber was solls. Man kommt ja nicht ausschließlich wegen der Musik nach Karlsruhe, sondern auch um soziale Kontakte zu pflegen!! Und dafür war das Fest mal wieder ein ausgezeichneter Anlass.

 

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