CASPAR BRÖTZMANN BASS TOTEM  The Lovers And Destroyers
VÖ 11.10.24 / Exile On Mainstream    (bislang nur dort via Website)

 

Vor sehr langer Zeit, als ich soeben am Entdecken der Einstürzenden Neubauten war, kaufte ich mir eine CD des Caspar Brötzmann Massaker mit dem Titel ‚Koksofen‘. So richtig intensiv und aufmerksam habe ich das nie gehört, leider, muss ich gestehen, ebenso wenig, wie die vor etwa zehn Jahren veröffentlichte EP von the dorf – einer Art Kunstensemble – namens ‚evyL‘, bei welcher Brötzmann und Ex-Neubauten-Schlagzeuger F.M. Einheit mit am Start waren. Jetzt haut mir der Gitarrist & Bassist unter dem Namen CASPAR BRÖTZMANN BASS TOTEM ein Solo-Album um die Ohren, das eine einzige, dreißigminütige Komposition am Bass enthält, die er alleine live gespielt und aufgenommen hat. Das fabulöse Werk nennt sich The Lovers And Destroyers und macht ziemlich deutlich, weshalb sich Leute wie Buzz Osborne von den Melvins, Sonic Youth’s Thurston Moore oder Stephen O’Malley von Sunn 0))) auf ihn als Einfluss berufen.

Der Musiker ist selbst Sohn des Saxofonisten Peter Brötzmann, der wiederum Free-Jäzz recht avantgardistisch reproduzierte, im Stile eines John Cage experimentierte und natürlich mit bisher bekannten und gängigen Spielweisen brach. Das hat den Sohn möglicherweise geprägt, der selbst wiederum als „Pionier des Noiserock in Deutschland“ bezeichnet wird*.

Das lange Ausholen zu Beginn dieser Albumrenzension war leider nötig, denn extraordinäre Werke haben schließlich extraordinäre Aufmerksamkeit verdient. Und solche gebührt Brötzmann, der auf The Lovers And Destroyers sämtliche Register des Bassgitarrenspiels zieht. Da quietscht, brummt und rumpelts, Läufe fliegen einem wie durchgedrehte Derwische um die Ohren, melodisches Solieren schließt sich an und geht schließlich in bloße Soundwälle brachialer Wucht über, deren Schläge Hörende direkt durchs Ohr in Herz und Genick treffen. Von Beginn an wächst hier eine eine knallharte Hörpracht aus den Boxen, die eine faszinierte Freude auslöst!!

Brötzmann spielt den Bass oft wie eine Gitarre, was ihm ziemlich viele Möglichkeiten eröffnet, wie unschwer auf gesamter Länge des Albums zu hören ist. Das klingt nicht nur beim Zuhören sehr geil, das ist auch ziemlich große Kunst, wie ich meine. Ein echtes, akustisches Unikat also, das mir da so unvermittelt ins Haus geflogen ist!! Mir macht dieses Album richtig Spaß, nicht zuletzt vielleicht auch deshalb, da viele der tiefen Töne, grade das Wummern, das Dröhnen, etwas angenehm beruhigendes mit sich führen. Ein ganz dicker Tipp also für alle, die selbst Bass spielen oder sich einfach an ungewöhnlichen tiefen Tönen erfreuen mögen!!

7.10.24

*zum Beispiel hier in einem Portrait des Musikers von Jens Uthoff in der taz

… zum namensgebenden Song nach geht’s nach HIER und weitere Infos DA

P.S.:
Im Übrigen hab ich zwischenzeitlich auch den ‚Koksofen‘ nachgehört. Das Album ist tatsächlich nicht ganz einfach zu hören, hat ziemlichen Hörspielcharakter, allerdings in düster-vertrackter Atmosphäre. Das alles ist recht nah am Stil der frühen Neubauten, allerdings ausschließlich mit Gitarre, Bass und Schlagzeug gespielt. Sehr abgefahren, das…

Zum Koksofen geht’s DA hin – oder sammelt live-Eindrücke DORT

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