The Broken Family Band

7.05.09 London, Scala

 

Ein durchweg gutes Konzert in einer ausgesprochen schönen Lokalität stand am letzten Abend meiner England-Reise auf dem von mir persönlich ausgeklügelten Sight-Seeing-Plan. Ohne Umsteigen konnte ich den in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs King´s Cross gelegenen Veranstaltungsort sehr schnell mit der U-Bahn erreichen und war somit bereits vor Öffnung der Pforten vor Ort. Dadurch hatte ich noch etwas Zeit, den sich über mehrere Etagen erstreckenden Club ein wenig in Augenschein zu nehmen, bevor um Schlag 20 Uhr der erste Künstler die Bühne betrat. Zu diesem Zeitpunkt weilte ich gerade auf dem Balkon, von welchem aus man einen schönen Blick auf die Bühne und über den gut 1100 Menschen fassenden Raum machen konnte.

Nach zwei Songs des kanadischen Songwriters Dan Mangan zog es mich allerdings wieder nach unten vor die Bühne. Dort waren noch nicht allzu viele Leute anwesend, den Liedern des sympathischen Herrn mit der Gitarre und der leicht kratzigen Stimme zu lauschen. Vom Stil her deutlich dem Singer/Songwriter-Genre zuzuordnen gefiel mir recht gut, was Mr. Mangan zu bieten hatte. Und obwohl der Großteil des Publikums erst während des Auftritts der nächsten Bänd eintrudelte, waren immerhin bereits genügend Kehlen vorhanden, den Mitmachteil gegen Ende seines dreißigminütigen Sets recht ordentlich klappen zu lassen („robots need love, too / they want to be loved by you…“). Sehr hübsch, das.


Danach wurde auch die Bühne etwas voller, Dan Michaelson & The Coastguards waren nämlich zu siebt am Werken. Dabei saß der namengebende Chef samt seiner akustischen Gitarre in der Mitte der Bühne; um ihn herum waren ein Trompeter, ein Saxophonist, Bassist und Schlagzeuger, ein Keyboarder und ein Mann an der Pedal-Steel-Gitarre. Man ahnt es schon, der Sound der Bänd ging deutlich in Richtung Americana, Folk und Country. Musikalisch irgendwo zwischen Calexico und Nick Cave, stimmlich so ungefähr bei Hugo Race oder Mark Lanegan einzuordnen, legten die Musiker einen zwar recht ruhigen und verhaltenen, aber gleichsam sehr guten Auftritt hin, der jedoch erneut nach 6-7 Stücken in knapp dreißig Minuten sein frühes Ende fand.


Um halb zehn war es dann an der Zeit für die eigentlichen Helden des Abends:
The Broken Family Band. Mittlerweile war der Laden denn auch ziemlich voll – nebenbei bemerkt herrschte über die komplette Dauer des Abends eine sehr angenehm entspannte Atmosphäre. Die ersten drei Stücke wurden gespielt, ohne auch nur ein einziges Wort mit dem Publikum zu wechseln, danach nahm Sänger Steven Adams immer wieder Kontakt auf, reagierte auf Zwischenrufe oder erzählte kleine Anekdoten. So zum Beispiel, dass die Künstler für ihr aktuelles Album 'Please And Thank You' (welches bis auf wenige Songs übrigens fast komplett gespielt wurde), die bisher schlechtesten Kritiken ihrer Karriere bekommen haben. Bänd wie Publikum schien dies herzlich egal – and so did I, der ich vorher eh nix von ihnen gekannt hab. Die Musik des mit klassischem Rock-Instumentarium ausgestatteten Quartetts – singender Rhythmus-Gitarrist, Bäckground singender Lead-Gitarrist, Bass und Schlagzeug – würde ich als recht zeitlosen, rockigen Indie-Pop britischer Prägung mit Singer/Songwriter-Anleihen bezeichnen. Immer wieder gab´s schöne Melodien zu ironisch-witzigen Texten, die vom Sänger durchweg mit recht amüsant anzusehendem, betont unbeteiligten Gesichtsausdruck vorgetragen. Die Gitarre klang hier mal noisig, dort filigran, immer schön Händchen haltend mit stetig groovenden Rhythmen; mal wurde fett drauf los gerockt, mal etwas ruhiger zur Sache gegangen, immer wieder peppte ein Break die Songs auf, so dass während der knapp hundert Minuten (einschließlich zweier Zugaben) Spielzeit nicht ein einziger Spross Langeweile aufkeimte.


Die gesamte Veranstaltung konnte außerdem durchweg erstklassigen Sound aufweisen, so dass ich aus verschiedensten Gründen einmal mehr verlauten lassen kann, einen außerordentlich schönen Konzertabend miterlebt zu haben.
Ich stöberte noch ein wenig am Verkaufstisch, wo ich selbstverständlich fündig werden konnte, begab mich gleich mehrfach bereichert wieder hinab in die tiefen Schächte der Tube und fuhr – ziemlich müde, aber glücklich – nach „Hause“...

 

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