BONNIE 'PRINCE' BILLY   10.10.24 Frankfurt, ZOOM

 

Wir waren spät dran, aber ein paar Minuten bekamen wir noch vom Support-Äct, dem australischen, seit geraumer Zeit in Berlin lebenden Songwriter Ned Collette, zu hören. Der spielte bei unserem Eintreffen soeben seinen vorletzten Song im bestuhlten, auf diese Weise etwa fünfhundert Menschen Platz bietenden und etwas späcy wirkenden, dabei durchaus schicken ZOOM, das sich mit dem Umzug aus der zentralsten Frankfurter Innenstadt in eine etwas abgelegenere Industriemeile sehr stylisch modernisiert und auch ein bisschen vergrößert hat. Begleitet wurde der Sänger und Gitarrist dabei von einer Dame an der Violine. Bald wurden wir bei der Suche nach freien Plätzen fündig und die bereitgestellten Stühle waren sogar bequem – was bei derartigen Veranstaltungen nicht eben selbstverständlich ist…

Pünktlich um neun betrat Will Oldham a. k. a. BONNIE 'PRINCE' BILLY unter Beifall die Bühne und nahm in deren Mitte auf einem blauen Hocker Platz. Unterstützt wurde er ebenfalls von der Violinistin, die also zwei Sets bestreiten durfte, und zu seiner Rechten von einem Gitarristen, der die elektrische häufig für Bassklänge einsetzte, sie aber auch mal ganz weglegte und zu Klarinette oder Flügelhorn griff. Nach etwa der Hälfte des Trio-Auftritts reihte sich zudem Collette mit Akustik-Gitarre in die Riege der Musizierenden.

Ein wenig Zeit brauchte ich zwar, um im Kosmos der Präsentation und Darbietung anzukommen, zumal ich das einzige mir von BONNIE 'PRINCE' BILLY bekannte Album, ‚master and everyone‘ aus 2003, schon sehr lange nicht mehr gehört habe und der U.S.-Amerikaner aus Louisville/Kentucky, der in Feuilletons ebenso beliebt scheint, wie bei der Indie-Presse, nie eine große Rolle in meinem musikalischen Mikroversum gespielt hat. Relativ früh im etwa achtzigminütigen Set – mit drei Songs als Zugaben – war der ganz große Klassiker „I See A Darkness“, der an diesem Abend einzige mir bekannte Song. Spätestens danach kam ich immer tiefer rein in die ruhigen bis sehr ruhigen Stücke, die bei aller Sparsamkeit und Zurückgenommenheit recht abwechslungsreich gestaltet waren.

Stilistisch bewegt sich Oldham mit seiner sanften, recht ungeschliffenen und zur Brüchigkeit neigenden Stimme irgendwo im Bereich Americana, Folk und Singer-Songwriter – und das sehr eigenständig und mit Bravour. Das Horn und die Geige spielten oft synchron, was der klanglichen Darbietung zusätzlich eine schöne Note und viel Tiefe beifügte. Der Sound war hervorragend, was dem Konzert zu einer durchweg hohen Intensität verhalf und auf meiner Seite sehr häufig zum die Augen schließen und sich mitnehmen lassen einlud. Regelmäßig lockerte Oldham die Atmosphäre mit kurzen Anekdoten auf, leider meist recht vernuschelt, so dass ich lediglich seine Freude über den blauen Hocker, auf dem er saß, verstanden habe, den er offenbar irgendwo beim Vorbeilaufen gesehen und umgehend erworben hatte. Oder zu Beginn, als er die Lokalität beiläufig mit einem Raumschiff verglich und dafür nicht wenige Lacher ernten konnte.

Ein sehr schöner Konzertabend war jedenfalls an diesem Donnerstag zu erleben, der im Lauf der Zeit für eine sehr angenehme Erdung und Entspannung und vor allem akustisch für ganz großen Genuss beim Zuhören sorgen konnte…

21.10.24

Einen Song aus Karlsruhe am Abend zuvor gibt’s HIER

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