TOOL             18.06.24 Köln, Lanxess Arena

 

Das größte Hallenkonzert seit Sigur Ros 2013 im Madison Square Garden besuchte ich letzten Dienstag in Köln: TOOL schickten sich an, die zwanzigtausend Menschen fassende Lanxess Arena mit ihrer spektakulären Sound-Video-Performänce zu beglücken. Obwohl ich ein eher skeptisches Verhältnis zu Größtveranstaltungen habe, funktionierte der Ablauf mit hinfinden und reinfinden und so weiter doch recht reibungslos. Inklusive des erfreulichen Umstands, dass wir selbst unter so vielen Menschen schnell auf drei bekannte Gesichter trafen, sowohl vor, wie auch nach dem Konzert. Und das ganz ohne Einsatz der – wie Maynard James Keenan sie vor der letzten Zugabe nannte – „stupid cellphones“…

Die Vorbänd Night Verses beschallte die Arena, während sich deren Plätze füllten. Nach deren Ende und recht zügigem Umbau der Bühne, gingen um kurz vor halb neun die Lichter aus. Es startete ein Intro vom Band, bis TOOL mit „Jambi“ vom ‚10000 Days‘-Album das auch abzüglich der Pause deutlich über zwei Stunden anhaltende Spektakel eröffneten. Der Sound war zunächst noch rumpelmatschig, wie so oft, grade bei großen Konzerten. Das sollte sich bald bessern, einzig die Stimme war im Lauf des Abends häufig nicht ganz so astrein zu hören, was ein wenig schade war. Nach dem Opener hielt Keenan eine lange Ansprache, inklusive Hinweisen auf das Verbot, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. Eine so lange Ansprache habe ich noch nie von ihm gehört, doch sollte es seine einzige bleiben bis zum letzten Song des Abends. Fortan gebahrte sich der Sänger in spinnig-insektigen Dänce-Posen auf seinen beiden Podesten oder lief dort rastlos umher, stets im Dunkel der Bühne und seitlich des riesigen Drumsets von Danny Carey, dem Publikumsliebling der Bänd.

Sehr beweglich zeigte sich die Bänd diesmal bei der Präsentation der insgesamt zwölf gespielten Songs von sämtlichen Alben, lediglich die Debüt-EP war ausgespart; viel Interaktion war zwischen Adam Jones und Justin Chancellor im vorderen Bühnenbereich zu beobachten, wobei vor allem Letzterer am Bass wie üblich immer gerne das Publikum anzuposen pflegte, während Keenan von seinen Verstecken aus so manches musikalische Highlight intonierte. Das Gesamtbild war natürlich stark dominiert von der bildgewaltigen Videoperformänce, mit häufig apokalyptisch-grotesken bis hin zu blutrünstigen Plots und Szenarien. Ergänzt wurden die bewegten Bilder durch diverse Lichtspiele auf und vor der Bühne, über diese hinweg und mit Strahlen durch den gesamten riesigen Raum.

Zu meinen Favoriten zählten bei dieser Show der Titelträck „Fear Inoculum“ und „Pneuma“ vom seit fünf Jahren aktuellen Album. Außerdem – zu meiner großen Freude – „Schism“, mit ausgedehntem Mittelteil, auf welches unmittelbar „The Grudge“ folgte, womit nun das ‚Lateralis‘-Album abgedeckt war. Damit schlossen TOOL das Hauptset fulminant ab, ehe sogleich die Bühne dunkel und der Saal hell wurde und elf Minuten Pause auf der Leinwand heruntergezählt wurden.

Nach der Pause kam Danny Carey in Ganzkörperanzug mit Leuchtpunkten oder so auf die Bühne, performte zunächst perkussiv an einem riesigen Gong, wechselte dann an die Drums und solierte dort weiter, während die Performänce von oben gefilmt und gedoppelt an die Leinwand geworfen wurde. Zwischen dem Trommeln bediente er immer wieder eine Installationswand aus Kabeln und Knöpfen und brachte so eine knapp zehnminütige Live-Version des „Chocolate Chip Trip“ auf die Bühne. Dieser verrückt anmutenden Solo-Show folgte „Flood“ vom Erstling ‚Undertow‘ – sehr geil und mein Überraschungshighlight – ehe auf der Leinwand zu „Invincible“ nochmal alles an bewegter und farbenprächtiger Visualisierung aufgefahren wurde, was das Auge zum Sound begehrt!!

Als letztes Stück, nun eben mit ausdrücklicher Film- und Fotoerlaubnis vom Sänger, wurde ziemlich druckvoll der ‚Aenima‘-Klassiker „Stinkfist“ aufgetischt – und zigtausend kleine Bildschirmchen leuchteten dazu!! Ein sehr geiler Schlussakt einer sehr geilen Show. Die Bänd verabschiedete sich ausführlich, insbesondere Danny Carey und Justin Chancellor waren noch lange auf der Bühne unterwegs und ließen sich feiern, während sich die Arena langsam leerte und wir uns mal wieder einig waren: TOOL ist cool!!

22.06.24

Die recherchierte und verifizierte Setliste sah diesmal so aus:

Jambi / Fear Inoculum / Rosetta Stoned / Pneuma / Intolerance / Descending / Schism / The Grudge // Chocolate Chip Trip / Flood / Invincible / Stinkfist

Ein sehenswertes Video von „Stinkfist“ gibt’s HIER

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