The Black Rider 28.08.18 Freiburg, Wallgrabentheater Freilichtspiele

 


Musicals oder ähnliche Veranstaltungen solcher Genres stehen ja nicht grade regelmäßig auf meinem kulturellen Lebensplan. Wenn aber bei einem Musiktheaterstück das Buch der Feder von William S. Burroughs entkroch und die Musik von Tom Waits komponiert wurde, blitzen dann doch so ein paar Interesselämpchen bei mir auf. Zumal die Veranstaltung im Rahmen von Freilichtspielen im neben dem Theater gelegenen Innenhof des Rathauses stattfand...

Während nach Einlass die lange Schlange an Menschen sich auf den Plätzen verteilten, spielte bereits die dreiköpfige Bänd; ausgestattet mit Kontrabass, einem kleinen E-Klavier und einem Bläser, der zwischen diversen Saxofonen wechselte und dabei eine Hi-Hat bediente. Pünktlich um halb neun fiel der Spot auf die Bühne und das Stück begann.
Die erste Hälfte des Stücks führte das Publikum in den sich auf dem Freischütz beziehenden Plot ein: Die Tochter des Försters verliebt sich in einen Amtsschreiber; die Mutter möchte sie gewähren lassen, der Vater will natürlich - Drama Drama -, dass Töchterlein den für sie vorgesehenen Jäger ehelicht. Daraufhin geht der Verliebte einen Pakt mit dem Teufel ein, mit dessen Hilfe er plötzlich - Überraschung - ziemlich gut mit der Flinte umgehen kann.

Im zweiten Teil spielt der Teufel, übrigens in weiblicher Person (ich hatte ja schon immer den Verdacht, dass der Teufel eine Frau ist...) großartig verkörpert, gespielt, gesungen und zweifelsohne Hauptfigur des Abends, mit dem Verliebten, verlässt und quält diesen - und der Verliebte trifft nix mehr. Schließlich werden ihm auch noch die Kugeln reduziert und - jetzt Überdrama!! - erschießt er schließlich mit seiner letzten verbliebenen Kugel versehentlich die Geliebte...

Bei alldem waren nicht nur das Ambiente des Rathaus-Innenhofs, wo auch die Fenster verschiedener Stockwerke hinter der Bühne mitgenutzt wurden, der Aufführung sehr zuträglich. Auch die gesamte Darbietung, immer wieder an lokalen Kolorit adaptiert, bot viele Überraschungen und kleine Details mit großer Wirkung. Angefangen bei der Kostümierung der Darsteller, deren mehr oder weniger dezent diabolischer Schminke bis hin zum zweisprachigen Erzählen der Geschichte in deutsch und englisch, was gerne auch mal vermischt wurde. Daneben durfte auch viel interpretiert werden - etwa, dass Burroughs' persönlicher Dämon die Drogen waren -, während auf der Bühne von solide guten bis außergewöhnlich großartigen Darstellerinnen und Darstellern im steten Wechsel Theater gespielt, Songs gesungen, getanzt und erzählt, sich dabei gefreut und - na klar - auch nicht wenig gelitten wurde...

So kann also mit dem Besuch dieses Musiktheaters ein rundum gelungener Abend fazitiert werden, an welchem Motive der Oper mit jenen der Beat-Poeten verschmolzen, indes ein gewisser Herr Waits mehr oder weniger über - oder als musikalische Untermalung - unsichtbar unter alldem zu thronen und für mich durchweg präsent schien. Großartig!!


30.08.18

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