Motorpsycho Behind The Sun (VÖ: 7.03.14 / Stickman)
Seit einiger Zeit ist der siebte März fest in meinem Gedächtnis eingebrannt. Doch bin ich heute, einen Tag davor, zufällig beim Platten-Dealer meiner Wahl vorbei spaziert und dachte, fragst mal nach. Und: yeah!! Die schwarze Scheibe meines Begehrens war grad vor 'ner Stunde eingetroffen!! Um genau zu sein, handelt es sich um zwei Scheiben innerhalb des mit allerlei aufhübschenden Motiven verzierten Klappcovers - und nur eine davon ist schwarz. Tja, mal wieder sind die neun Songs zu üppig für eine einfache LP ausgefallen, wobei die A-Seite ausschließlich ein schlichtes, spiralförmiges, leicht in sich selbst verschlungenes Etching zur Plattenmitte hin enthält. Ob da wohl 'ne Art Botschaft drinne steckt? Ehrlich gesagt: mir egal!!
"cloudwalker" eröffnet das etwa 19te Studio-Album in der nunmehr 25jährigen Karriere der Trondheimer. Untertitel des Stücks: "(a darker blue)". Es beginnt recht unspektakulär, um sich in schwingend federndem Rhythmus ins Ohr zu wippen, warm begleitet von choralen Gesängen Bent's und Snah's. Genau so muss sich ein Spaziergang auf einer Wolke anfühlen. Akustisch wird dieser nach großem Genuss dezent abgesägt, bevor Streicher zu "ghost" ansetzen. Mit den Tastenklängen des Mellotrons, dem Bass, der die Stimme begleitet, als habe er eine Wiege zu schaukeln, wandelt das Stück fast ein wenig in chanson-esken Sphären. Sehr geil, das!! Danach wird's mit "on a plate" etwas rockiger, mit teils irritierend verhalltem Gesang, der entfernt sogar ein klein wenig an Ozzy erinnert. Ich muss zwei Mal hinhören, kann mir ein Schmunzeln kaum verkneifen. "the promise" zieht dann zum Ende dieser LP-Seite deutlich das Tempo an, typisch motorpsychedelischer Sound trifft Blues und mischt diesen mit phanerothymen Sixties-Klängen auf, bis sich nach etwa der Hälfte des Songs Snah's Gitarre unweigerlich ins Zentrum des Trommelfells wirbelt.
Das zweite Vinyl ist weiß und beginnt mit einem supergeilen Instrumental: "kvæstor (incl. where greyhounds dare)". Hüpfende Keyboards, Kenneth's unbändiger Groove, ein Bass wie Lavamassen und Killer-Gitarren wie Sirenen aus der Hölle!! Waoh!! Danach die Fortführung eines auf dem letzten Album begonnenen Stücks: "hell, part 4-6: traitor/the tapestry/swiss cheese mountain". Ein Song wie ein akustisches Kurzgeschichtenepos - wie die vielen Titel schon vermuten lassen. In einem kurzen Moment klingt hier gar ein wenig das Feeling von "Gullible's Travails" an, dem Überstück vom 2010er Album 'Heavy Metal Fruit'. Sicher auch dies einer dieser Songs, die noch ganz oft gehört werden möchten und den Hörer immer wieder Neues entdecken lassen.
Es folgen noch "entropy", eine hübsch hymnische Ballade, die nach Ankunft klingt - wo auch immer das sein soll - bevor der Trip mit "the magic & the wonder (a love theme)" unbeirrt weiter geht - nur mit tiefer getretenem Gaspedal. Und - man hätte sich's fast denken können: der richtig fette Kracher kommt zum Schluss!! "hell, part 7: victim of rock". Eigentlich gibt's bei dem Titel nix mehr zu sagen, oder? Melodisch an "hell, part 1-3" vom vorigen Album anknüpfend lärmen die Gitarren hier nochmal richtig böse, es rockt und rockt und rockt.... - was für ein geiler Abschluss !!
Also, meine sehr verehrten Damen und Herren; ich hab das Album jetzt exakt ein einziges Mal von vorne bis hinten durchgehört, um meine Gedanken dazu unmittelbar danach für EUCH hier festzuhalten. Als Fazit kann ich sagen, dass so manche Passage auf Behind The Sun allein vom Sound her an Motorpsycho's Phasen etwa um 'Phanerothyme', 'Let Them Eat Cake', 'It's A Love Cult', erinnern, gepaart mit dem Epos 'The Death Defying Unicorn' und dem letztjährigen Album 'Still Life With Eggplant'. Hiervon wurden insbesondere die ausgereiften Gesänge mitgenommen, sowie eben eines der tragenden Stücke: "hell". Die Bänd hat ihren letztjährigen Tour-Begleiter Reine Fiske derzeit offenbar als viertes Bändmitglied integriert und bewegt sich so schlicht und einfach wie leichtfüßig und fesselnd musikalische Welten schaffend in ihrem raum-, zeit-, und grenzenlos klingenden Universum nach Belieben auf und ab. So will ich diese Rezension enden lassen mit einem Zitat vom Bäck-Cover:
KENNETHISFASTBENTISLOUDREINEISAMAZINGBUTONLYSNAHISGOD
6.03.14