Mark Lanegan Straight Songs Of Sorrow (VÖ: 8.05.20 / Heavenly/PIAS)


Es kann doch immer wieder eine recht zweischneidige Sache sein mit neuen Alben von Künstlern, die man sehr schätzt: Unter Umständen machen die nämlich einfach ihr Ding, anstatt sich um mögliche Erwartungen der Rezipierenden – oder auch schlicht Konsumierenden – zu kümmern. So kann es zuweilen ernüchternd sein, wenn etwa ein eher grummeliger Mr. Düsterstimme plötzlich fast fröhlich klingt. Deutlich besser ist also daran getan, sich auf vorfreudige Spannung zu verlegen, ob dem, was da wohl nach Landung der Nadel erklingen möge...

Just sieben Monate nach Veröffentlichung seines Vorgängeralbums 'Somebody's Knocking' letzten Oktober kann nun Straight Songs of Sorrow, ein neuerliches Werk von Mark Lanegan goutiert werden. Wobei der eigenwillige Grummler ja gerne wechselt zwischen Solo-Alben, meist mit Gästen, und Alben der Mark Lanegan Band, wie eben das vorherige. Nun also wieder der Solist.
Lanegan hat weiter an seinem Stil gebastelt und ist spätestens jetzt bei einer geradezu perfekten Symbiose aus verräuchertem Blues und kristallklarer Elektronik angelangt. Fast durchweg bilden Synthies und Drumcomputer die Klangteppiche der Songs, die ansonsten ebenso variabel instrumentiert sind, wie verschiedene Gäste mitwirken. So erdröhnt gegen Ende des starken Auftaktsongs "I Wouldn't Want To Say" die Gitarre von Drone-Rocker Dylan Carlson (Earth) und es ist bereits jetzt angenehm klar, dass sich der Gesamtsound auf diesen beiden schick transparenten Vinyls deutlich vom letzten Album unterscheidet.

Organischer Bass etwa ist nur bei einer Hand voll der fünfzehn Stücke zu hören. Dafür sind zur Auflockerung und das gesamte Werk mit abwechslungsreicher Dynamik versehend auch Stücke mit nur ein oder zwei Gitarren zur Stimme eingefügt. Das wunderbare zweite Stück "Apples From A Tree" beispielsweise, oder, zu Beginn der D-Seite, das hübsche kleine "Hanging On (For DRC)" – beide Male an der akustischen Gitarre übrigens Mark Morton, hauptamtlich bei einer Heavy Metal Bänd namens Lamb of God aktiv. Greg Dulli von den Afghan Whigs und schon lange ein Wegbegleiter Lanegan's durfte selbstverständlich nicht fehlen. Er gibt ein Duett mit dem Chef bei "At Zero Below", während sich an der Fidel kein Geringerer als Warren Ellis (Nick Cave & The Bad Seeds) verdingt. An diesem Song lässt sich das Album am besten beschreiben: Stoischer Drumbeat bereitet den Weg, auf welchem sich zwei Stimmen sowie Geige und Piano duettieren, während eine Geschichte von verbrannter Liebe und feucht-grauer Nacht, von giftigen Tränen und natürlich dem Tod erzählt wird. Und dies ist nur eines von so manchen beeindruckenden Highlights auf diesem wirklich großartigen Album – ganz zu schweigen vom eindringlichen "Skeleton Key" zu Beginn der C-Seite, veredelt mit solch grandiosen Zeilen wie i have ten thousand tears that you can borrow... Sehr geil!!

Schade, dass das wohl in absehbarer Zeit nicht live zu erleben sein wird...

10.05.20

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