King Buffalo   8.06.23 Karlsruhe, P8

 

Es gibt ja immer wieder Bänds, die man seit geraumer Zeit auf dem Schirm respektive Plattenteller hat, aber noch nie live besuchen konnte. Am donnerstäglichen Feiertag neulich vermochte ich solch ein Missing Link meiner Konzertbesuchsbiografie zu füllen. In gleichem Zuge durfte ich das Karlsruher P8 nun auch in voller Größe und Soundentfaltung erleben...

Zunächst jedoch stimmte dort ein Instrumental-Quartett, Lucid Void aus Darmstadt, das Publikum mit Gitarre, Bass, Keyboards und Drums ein und präsentierte einen Sound irgendwo zwischen Kraut- und Postrock. Da gab es schon einige gute Passagen zu hören, doch über verheißungsvolle Ansätze hinaus zeigten die Stücke nur wenig Flow. Eine kurze Sax-Einlage des Keyboarders konnte das Dargebotene zwar für einige Takte bereichern, doch das wars für mich an Aufhorchmomenten auch schon gewesen. Dabei erschienen mir Lucid Void als Bänd nur wenig präsent auf der Bühne, so dass ich diesen Auftritt als eher langatmig erlebte, schade...

Umso mehr wuchs natürlich in der Umbaupause - mit erfrischender Orangenlimo und ebensolcher Konversation draußen im Hof - meine Freude auf das Trio aus Rochester/New York. Deren Intro erklang bereits vom Band, als der handgeschlagene Gong, wie in dieser Lokalität üblich, die Leute in den noch dunklen Konzertraum holte. Mit Erleuchten der Bühne starteten King Buffalo ihren Auftritt und bauten vom ersten Moment an Spannung auf, die sich durch das gesamte Set aufrecht halten konnte. Ruhige, atmosphärisch dichte Passagen gaben stets brachial harten Sounds die Hand um umgekehrt. Nur selten unterbrochen wurde die Live-Performänce durch knappe Sätze des Sängers ans Publikum, sodass die Musik in den knapp anderthalb Stunden inklusive einer Zugabe weit überwiegend für sich selbst sprechen durfte.

Der Style der Bänd, den sie selbst sehr treffend als Heavy Psych Rock bezeichnet, kam live noch weitaus intensiver zum Tragen, als auf den Studioalben: Im Vordergrund durchweg der Sound des Gitarristen, mit ziemlich speziellem Riffing und Klängen seiner Leadgitarre, die nicht selten wie inständige Anklagen klingen. Von Zeit zu Zeit arbeitete er, nebst Effekten, mit Loops, womit er die Soli und Melodien auch live mit der Rhythmusgitarre fundieren oder auch Übergänge zwischen Songs herstellen konnte. Dem nicht genug, spielte er hin und wieder mit der rechten Hand den Gitarrenrhythmus, während er mit der linken sphärische Keyboardmelodien in die Songs einbettete.

Der Basser, zur Linken des unermüdlich druckvoll treibenden Drummers, war im Gegensatz zum stoisch konzentrierten Gitarristen und Sänger fast permanent in Bewegung, rollte mit den vier Saiten stets kreativ-solide Teppiche für die Songs aus und war mit seinen Basslinien maßgebend an der Dynamik des Gesamtsounds beteiligt. Phasenweise reichten ein paar Töne der Gitarre, der Takt der Drums, den Rest erledigte der Bass - so unauffällig wie eindrucksvoll. Und auch der Basser bediente nebenher regelmäßig per Pedes einen Synthesizer oder mit der linken Hand dessen Knöpfe.

Vor der Bühne kamen offensichtlich auch die gut zweihundertfünfzig Anwesenden im Saal auf ihre Kosten. Insbesondere bei den hart groovenden Passagen war im zentralen Bereich vor der Bühne bis weit nach hinten viel synchrones, sich wellenartig im Raum verbreitendes Kopfnicken zu sehen. Überhaupt war die Atmosphäre so entspannt wie die Musik von King Buffalo, die gut eingespielt und angenehm unaufgeregt wirkten, unverkennbar mit reichlich Spaß an der Sache agierten, während im Hintergrund der Banner mit dem Bändnamen gelegentlich mit spärlichen Lichtspielen versehen wurde und vor allem immer wieder viele bunte Lichtstrahlen quer über die Köpfe hinweg durch den Raum geschickt wurden.

Dem uneingeschränkten Genuss dieses beeindruckenden Auftritts war nicht zuletzt der sehr gut und differenziert abgemischte, erdig-trockene Sound ziemlich zuträglich, was einen richtig schönen Konzertabend angemessen abrundete. Und dass ich hier keine klaren Highlights herausheben kann, liegt vermutlich daran, dass das ganze Konzert eines war... - sehr geil!!


16.06.23


Epilog

Leider konnte ich keine Setliste ergattern und habe auch niemanden gesehen, dem ich sie hätte abluchsen - äh, die ich hätte flugs abfotografieren können. Daher nun in Kombination aus Recherche und Erinnerung die Songs, an die ich mich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erinnere - aber dennoch keine Gewähr übernehme:

Eröffnet wurde mit "Silverfish" von 'The Burden of Restlessness' aus 2021, dem sogleich "Grifter" vom selben Album folgte. Danach kam "Shadows", mit langem perkussivem Drum-Intro, vom später in 2021 veröffentlichten 'Acheron'.

Ansonsten im Set waren "Mammoth" vom fünften und aktuellen 2022er Album 'Regenerator', von welchem zum Abschluss des regulären Sets "Firmament" gespielt wurde. Außerdem waren vom 2016er Erstling 'Orion' "Drinking from the River Rising" und "Kerosene" dabei, letzteres mit seiner unverkennbaren, sirenenartigen Gitarre.

Einzige Zugabe zum krönenden Abschluss einer großartigen Show war "Cerberus", ebenfalls von 'Acheron'.

 

Und noch ein Fun-Fäct zum Schluss und am Rande:

Textlich ist bei King Buffalo häufig etwas zu Ende oder kurz vor dem Ende. So passt auch die in "Drinking from the River Rising" mehrfach eindringlich wiederholte Zeile where will we go when the river's dry ziemlich gut zum neuen Roman von T. C. Boyle, 'Blue Skies', den ich dieser Tage mit viel Freude gelesen habe...

 

Zum Auftritt von King Buffalo beim Freak Valley Festival auf juhtjuub - HIER  lang

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