Hathors   6.08.21 Freiburg, Mensagarten

 

Derzeit besteht ja aller Seiten so offenbar wie nachvollziehbar ein großer Nachholbedarf an Kultur. So auch hier im tiefen Südwesten der Republik, wo sich die weit überwiegend draußen stattfindenden Veranstaltungen anschicken, die Zielgruppen beinahe schon zu überrollen. Sehr gerne ließ ich mich gestern abend vom grungy Noiserocksound eines frisch formierten Trio aus Winterthur/CH überrrollen...

Doch amüsierte mich zunächst das ulkige Bühnenoutfit des Sängers und Gitarristen, der, während Schlagzeug und Bass bereits den treibenden Auftakt zu fünfundsiebzig Minuten abwechslungsreichem Sound in die Abendluft schickten, in bequem aussehenden Leopardenmuster-Shorts, die durchaus als Schlafhosen durchgehen könnten, als Letzter die Bühne betrat. So konnte die Bänd bereits Sympathiepunkte bei mir sammeln, ehe der erste Song richtig eingesetzt hatte. Es sollten noch einige solcher Punkte mittels des akustisch Dargebotenen hinzukommen, insbesondere aufgrund des beachtlich breit gefächerten Spektrums an klanglicher Atmosphäre, mit denen die Hathors die etwa fünfzig bis sechzig Anwesenden – immer mehr davon im Verlauf des Konzerts tanzend – zu beglücken wussten.

War der Opener noch im Gewand eines klassisch melodiösen Indie-Rock-Stücks gehalten, folgte auf dessen Ausklingen ein nahtloser Übergang zum nächsten Song anhand einer kleinen Lärmorgie.
In der Folge wechselten sich wohl dosierte und gekonnt arrangierte Einflüsse aus Punk, (New) Metal, Noise, Grunge und Rock ab, geboren in den Neunzigern, transformiert in ein zeitloses Jetzt – bei ruhigeren Passagen gerne mit einer kleinen Prise repetitver Psychedelik veredelt. Sehr geil waren das Spiel wie der Sound vom Bassisten, dem neuesten Bändmitglied – ja, es war der erste Auftritt in dieser Formation zu erleben!! Vom Viersaiter kam ein großer Teil des Grooves, welcher den zumeist schweren heavy-stoner Riffs der Gitarre eine wohltuende Tiefe hinzufügte. Der Gesang indes wechselte immer wieder zwischen wüst wütend und aufgekratzt melancholisch, mal klagend und mal fast explosiv schreiend. Nicht selten wurde der Frontmann dabei durch fast kontrapunktige Bäckings der beiden Kollegen unterstützt, die mich an frühpunkige Schreichöre denken ließen.

Während des regulären, knapp einstündigen Sets, richtete jeder der drei auch mal einige Sätze ans Publikum, der Drummer spielte solo eine Runde, während die beiden Saitenmänner durchs Publikum rasten und Aufkleber verteilten – Spaß und Entertainment waren also auf wie vor der Bühne zur Genüge vorhanden. Nachdem eine neuerliche Noiseattacke – mitsamt Saiten augiebig am Bühnengestänge reiben – das reguläre Set beendet hatte, folgten noch drei Zugaben, ehe um kurz nach neun das Konzert beendet war und nicht viel später die Stühle auf dem Rasen umgedreht wurden und damit die folgende Filmvorführung eingeleitet war. Die Bänd verkaufte noch ein paar Platten und dieser sehr gelungene Konzertabend im Rahmen des Festivals Ins Weite 2021 durfte seinem Ende entgegen rücken...

7.08.21

Linxx zum Reinhören und -sehen hier  und da 

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