GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR 25.04.15 Winterthur/CH, Salzhaus
Manchmal kombinieren sich unterschiedlichste Ereignisse auf rätselhaft schöne Weise. Und dann stehst du - wie plötzlich - in einem Raum voller Menschen und bewunderst eine Bänd, die du schon ziemlich lange mal live hören wolltest...
Ein Künstlerkollektiv aus Montreal machte einen Ausflug in die Schweiz und ich hatte das Glück, in bezaubernder Begleitung ebenfalls dorthin reisen zu dürfen. Als wir eintrafen war ein Duo auf der Bühne zugange: Xylouris White. Dahinter verbergen sich ein australischer Drummer namens Jim White und ein griechischer Lautenspieler, George Xylouris. Die beiden wirkten die ganze Zeit über wie in einer Jäm-Session, spielten überwiegend instrumental und sehr rhythmuslastig vom Schlagzeug getrieben, was sowohl einen schönen Kontrast wie auch einen Verbund mit der gleichsam traditionell wie modern klingenden Laute darstellte. Ein sehr gelungener Aufwärmer also.
Zugegeben, als nach dem Umbau das Licht ausging, tiefe, schwebende Klänge sich langsam Hand in Hand mit Videoprojektionen durch den Raum zu ziehen begannen und die Kanadier sich auf der Bühne formierten, war ich schon ein klein wenig nervös. Daneben war im mit 600 Menschen ausverkauften Haus der Blick auf das Bühnengeschehen eher mäßig, die Sicht erschwerend waren zudem die vielen Säulen im Raum und der Umstand, dass einige der Musiker sitzend spielten. Nixdestotrotz, der Sound war von Beginn an hervorragend, sodass ich die gesamte folgende Zeit auch gerne mit geschlossenen Augen den Klängen lauschend hätte verbringen können. GY!BE hielten jedenfalls live locker, was deren Alben versprechen: Eine Darbietung von Songs, die just als Improvisation identifiziert werden könnte, ist man mit den Studioversionen nicht vertraut. So war es denn auch nur eine Frage der Zeit, bis sich das Getümmel im etwas stickigen Raum einigermaßen sortiert hatte und das Sounderlebnis uneingeschränkten Genuss verbreiten konnte.
Langsam bauen sich die Stücke auf; glasklar lassen sie Spannungen entstehen zwischen fordernder Rhythmik und windig streichenden Melodien, die mal vereinzelt erklingen, dann zu mehreren auftreten, verschwinden und wiederkehren. Ruhige, träumerisch anmutende Momente erscheinen, klingen, als würden Steine singen, entwickeln sich zu vielschichtigen brachialen Gewittern, dramatisieren wuchtig und ziehen sich wieder zurück, um in dezent lärmige Spielereien überzugehen. Dann wieder sägen die Gitarren wie unheilsvoll alarmierende Sirenen, angetrieben von perkussiven Rhythmen und zwei Bässen; die Geige versucht, Trost im stürmischen musikalischen Geschehen zu spenden. Die Dynamik der Stücke ist schlicht fesselnd, lässt den Hörer durch verschiedenste Sphären gleiten, setzt ihn an ruhigen Feldwegen ab, um ihn sogleich auf die Highways zu schubsen, während auf der Leinwand überwiegend schwarz-weiße Bilder endzeitlicher Stimmungen, gespickt mit dem Schimmern von Hoffnung entlang fliegen. Vom Bühnengeschehen an sich bekomme ich leider relativ wenig mit, in einer ruhigen, experimentellen Passage jedoch, in welcher meine Sicht zur Bühne grade besser ist, meine ich zu erkennen, dass einer der Bassisten einen Geigenbogen mit E-Bow spielt, während er per Bogen gleichzeitig am Becken des Schlagzeugs auf und ab streicht und damit Klänge erzeugt, die an weit entfernt fließendes, verzerrt flötendes Wasser erinnern lassen...
So steigert sich das Konzert stetig von Song zu Song,es zieht sich eine fesselnde Dynamik durch die gesamte Darbietung, sodass es wirkte, als sei genau ein durchgehendes Stück gespielt worden. Die zweite Hälfte umfasste das komplette aktuelle Album 'Asunder, Sweet And Other Distress'. Sehr geil, das!! Und bei alldem gab es keinerlei Unterbrechung durch Ansagen oder Ansprachen ans Publikum - kein einziges Wort der Musiker drang von der Bühne. Es war ohne ein einziges Wort alles gesagt, was es zu sagen gab. Auch Zugaben wurden keine gespielt - doch war dies auch nicht vonnöten, denn runder hätte der Abend nicht werden können.
Während die letzten Klänge nach gut eindreiviertel Stunden langsam verebbten, bewies die Bänd gleichsam Stil wie Understatement, als sie unter dem Applaus der Anwesenden nach und nach die Bühne verließ, genau so, wie die Musiker diese betreten hatten. Waoh, was für eine Bänd!!
29.04.15
Anbei die recherchierte Setliste*:
Hope Drone / unkown new song / Mladic / unknown new song / Peasantry or 'Light! Inside of Light!' / Lambs' Breath / Asunder, Sweet / Piss Crowns Are Trebled
...und noch ein Netztipp:
* P.S.:
Die Setliste ist natürlich mit Vorsicht zu betrachten, da die einzelnen Stücke der Bänd oft in weitere Passagen mit eigenen Untertiteln benannt sind. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass live immer wieder zwischen einzelnen Passagen variiert wird. Wer's genau wissen will, der studiere die Bänd ausführlich. Dabei wünsche ich viel Spaß und lasse mir auch gerne eventuelle Erkenntnisse mitteilen. So long - gehabt Euch wohl!!