Gebhardt Geb Heart (VÖ 23.09.2022 / Apollon Records)
Endlich ist sie da!! Meine Sommerplatte 2022!! Wobei – eigentlich ist es keine Platte sondern eine CD und ich weiß gar nicht mal genau, ob es eine Vinylversion geben wird. Außerdem ist am Tag der Freilassung auf den Markt exakt kalendarischer Herbstbeginn…
Wie dem auch sei – meine Freude ist groß, aus dem Nix heraus vom außerordentlich sympathischen ehemaligen Motorpsycho-Schlagzeuger Håkon Gebhardt zu hören, der seit geraumer Zeit im italienischen Florenz ansässig ist und dort offenbar verschiedenen Projekten nachgeht. So hat er nicht nur sämtliche Saiten-, Schlag- und Tasten-Instrumente – außer den Bass – selbst eingespielt; auch die Sämples und Elektrospielereien sowie die Bilder des Covers und Teile des Videoartwörks entspringen seiner Kreativität. Nebst Übernahme des Viersaiters schrieb seine Frau Mari Simonelli noch an den Texten mit.
Herausgekommen ist mit Geb Heart ein sehr abwechslungreiches Album, das munter mit Stilen und Genres spielt und dabei eine klare Handschrift trägt. Vom nach Neo-Western klingenden, instrumentalen Opener „March of the Tortoise“ an versammeln sich über die vierzehn Stücke der CD Country-Klänge, elektronische Loops und Sämples, Desert-Rock mit melodiösem Pop-Flair bis zum Indie- und Folkrock-Sound wunderbar leichtfüßige Sounds mit häufig hymnischem Ohrwurmcharakter.
„That Day“, das vierte Stück, ist ein typischer Tanzflächenfüller mit treibendem Rhythmus und clubbigen Synthiemelodien. Gleich darauf wird’s mit „I Want to Know“ melancholisch besinnlich, bis die Lead-Gitarre den Song eindringlich unter ihre Fittiche nimmt und nicht mehr loslässt, um mit „Monkey Sivert“ eine kleine Hymne folgen zu lassen. Und wen Gebhardt bis hierhin nicht überzeugen konnte, dürfte sich mit „Fixing Things“ ebenso umarmt wie umgarnt fühlen, dass sich spätestens jetzt dem Bann nicht mehr entzogen werden kann…
Tatsächlich ist mir aus Håkon Gebhardt‘s Feder, abgesehen vom herrlich schrägen früheren Country-Nebenprojekt HGH, bislang lediglich sein 2000er Solo-Werk ‚Plays With Himself‘ bekannt. Auf diesem versammelte er klanglich wie songdynamisch experimentelle Song-Miniaturen mit Bänjo und sonstigen Klängen. Außerdem sind da natürlich die vielen kleinen Stücke, fast schon Songkapriolen, die oft auf Motorpsycho-10-EPs veröffentlicht wurden, wie ohnehin seine damals zu Motorpsycho beigesteuerten Songs, die gerne den Weird-Country-Folk ausloteten. Was er wiederum nach 2005, nach seinem Verlassen der Überbänd machte, hab ich kaum noch mitbekommen. Auf dem kommenden Album erinnern lediglich der „Marimba Waltz“ und das abschließende „Title Track“ noch recht stark an ans erwähnte Solo-Debüt.
Insgesamt klingt Geb Heart wie jener Sound, der fünfzehn Jahre lang die psychonautischen Norsemen aus Trondheim mitgeprägt hat und dem insbesondere zueigen ist, dass sich das durchweg vernehmbare Augenzwinkern nicht wegdenken lässt. Diese Charakteristik macht Gebhardt’s Sound wiederum so eigen und erkennbar, dass dabei auch solche Ohren aufhorchen dürften, die vorher noch nie etwas von ihm gehört haben. Der größte Unterschied seines mir bislang bekannten Outputs dürfte somit genau darin liegen, dass seine vielseitigen Experimente und Erfahrungen gekonnt zusammengetragen wurden und wünderschöne, exzellent elaborierte Früchte tragen. Ein tolles Album!!
Und hier gibts ein Beispiel zum Hören – viel Spaß!!
14.08.22