Robert Forster        7.11.2017 Frankfurt/Main, Brotfabrik

 

Spontane Veranstaltungsbesuche mögen eine tolle Sache sein, aber nachmittags hat mich dann doch ein wenig die Panik gepackt. Denn den ex-Go Betweens-Gentleman Robert Forster, der mich neben eines sehr tollen Konzertes in der Kreuzberger Passionskirche vor einigen Jahren auch mit seinen Musikkritiken (gibt’s als Buch!) beeindrucken konnte, kannten außer mir vielleicht doch noch ein paar mehr Leute in Frankfurt. Der kurze Anruf in der Brotfabrik war dann letztendlich gar keine so schlechte Idee: 'Ich habe hier noch drei Tickets, dann ausverkauft', meinte die nette Dame am anderen Leitungsende. Puh, lucky day!
In der Programmankündigung stand 'Musikalische Lesung', was für mich eine Art Buchvorstellung mit Songuntermalung implizierte. Anlass war der gerade erschienene, sehr biographisch geprägte Band 'Grant and I' aus der Feder des Hauptprotagonisten dieser Veranstaltung. Forster's Sidekick hieß an diesem Abend Maik Brüggemeier, seines Zeichen Redakteur des deutschen Rolling Stone und Übersetzer von 'Grant and I'. Seine Rolle konnte ich im Vorfeld nicht so richtig einschätzen. Vielleicht irgendwo zwischen Moderator und deutschsprachigem Erklär-Bär?


Das Konzept war letztlich ganz anders: Eine Lesung fand eigentlich gar nicht statt und die zweite Hälfte des Programms gehörte dann komplett der Musik der Go-Betweens. Der einzige und letzte kurze Absatz aus dem Buch wurde schon ganz am Anfang vorgelesen, als Brüggemeier zunächst alleine auf der Bühne kurz über seine Vergnügung bei der Übersetzungsarbeit sprach und die bevorstehende Veranstaltung einleitete.
Danach betrat Mr. Forster in seiner ganzen, großgewachsenen Eleganz samt Gitarre das Feld, rückte sich eine Karaffe Wasser zurecht, stöpselte die Gitarre ein, setzte sich hin und lächelte entspannt. Was folgte, war ein sehr interessantes Gespräch über den Menschen und Musiker Robert Forster, seiner Freundschaft zu Grant McLennan und seine Liebe zu Literatur und Schreiberei. Wobei es 'Gespräch' nicht so richtig traf. Brüggemeier pendelt zwischen interview-artigem Fragestil und kurzen thematischen Anstößen, die Forster dann erst so richtig ins Plaudern brachten. Der Australier ist ein begnadeter Erzähler, charmanter Publikums-Unterhalter und ein unglaublich reflektierter Mensch. Da sein Englisch dabei eher einen britischen und weniger einen australischen (mir manchmal nur schwer verständlichen) Zungenschlag pflegt, konnte man seinen Ausführungen auch problemlos folgen. Obwohl er auch ganz passabel Deutsch spricht und dies zu Beginn auch bewies, als es um seine Begeisterung für die deutsche Vielfalt an gedruckten Presseerzeugnissen ging - 'Ich liebe die BUNTE. In der Bücherei in Brisbane kann ich immer die BUNTE lesen. Ich finde Klatsch interessant und es hilft mir immer mein Deutsch aufzufrischen', - bediente sich Robert Forster an diesem Abend nämlich dann doch größtenteils der englischen Sprache. Eine besondere Beziehung zu Deutschland hat er schon allein durch die Tatsache, dass er fast 10 Jahre in Regensburg (in Regensburg!!! Also nicht Berlin/Hamburg/Köln oder so...) gelebt hat und seine Kinder dort geboren sind.
Ansonsten gestaltete sich der erste Teil des Programms, der so eine knappe Stunde dauerte, ungefähr so: Brüggemeier stellt eine Frage/gibt einen Einwurf (der sich dann doch interessanterweise immer auf Episoden aus dem Buch bezog), Forster fängt an zu plaudern, irgendwann meint Brüggemeier: 'Zeit für einen Song?'; Forster (immer die Gitarre auf den Knien) erzählt über den Songhintergrund und spielt den Song. Das alles erschien aber an keiner Stelle geplant oder einstudiert, sondern eher spontan und geprägt von hoher gegenseitiger Wertschätzung.


Eigentlich hätte man so den ganzen Abend weiterführen können, weil alle Anwesenden den beiden förmlich an den Lippen hingen. Für die letzten 45 Minuten überließ Brüggemeier aber dann doch dem Musiker Robert Forster die Bühne, der eine sehr souveräne Auswahl des Go Betweens – Kataloges mit seiner typisch brüchig-stolzen Stimme und nackter Acoustic-Gitarrenbegleitung präsentierte. So klampfte er sich lässig durch ungefähr 8 Songs plus zwei Zugaben, inklusive gesanglicher Unterstützung eines begeisterten Publikums. Auch Forster selbst genoss den Abend sichtlich und lud die Anwesenden noch zu einer anschließenden Plauderei im angrenzenden Cafè ein, verbunden mit der Anmerkung, dass man dazu keineswegs verpflichtet sei, ein Buch käuflich zu erwerben.


Mir war das Gedränge in dem kleinen Nebenraum dann aber doch etwas zu viel, weshalb ich mich entschloss, diesen überaus gelungenen Auftritt lieber auf dem Nachhauseweg in der S-Bahn nochmal zu rekapitulieren.

Martin 12.11.17
 

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