Zu ungewöhnlich authentischem Verlauf der Jahreszeit, den ich solcher Ausmaße in hiesigen Breitengraden alles andere als gewohnt bin, drängt sich beinahe hartnäckig eine Frage auf: steckten da möglicherweise örtliche Veranstalter ihre Finger ins Winterspiel, um gastierenden Musikanten aus Schweden eine annähernd heimatlich vertraute Umgebung zu schaffen? Ein Mysterium...
Hiergegen direkt aus dem Leben gegrabbelt und damit samt und sonders unmysteriös, begab sich die wiederholt schlechte Abstimmung meines Kleinbrötchengebers mit dem kulturellen Kalender. Diese Tatsache prügelte mit der schlichten Unmöglichkeit auf mich ein, beizeiten vor Ort zu sein, weshalb meine Begleiter und ich notgedrungen auf das musikalische Aufwärmprogramm der supportenden Moll Flanders verzichten mussten. Kalt wurde uns dennoch nicht, denn der Saal war restlos ausverkauft!!
Somit war der Blick zur Bühne stark eingeschränkt, als Friska Viljor ihr Set starteten. Der Auftakt war eher verhalten, Ukulele und Melodica standen zunächst am vordergründigsten dem Gesang beiseite, bevor ab dem dritten Song klar gemacht wurde, dass der Hase für die im Gesamten knapp 70 Minuten dann doch überwiegend im Rock unterwegs sein sollte: Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard - zwischendurch gerne wieder Ukulele, Melodica sowie Banjo - konnten den fröhlich-lustvollen Songs mit häufig mehrstimmigen Gesängen und höchst ohrwurmverdächtigen Melodien einen schön warmen Sound als Grundlage bereiten. Der Schwerpunkt lag eindeutig auf dem aktuellen Album, doch kamen auch ältere Stücke nicht zu kurz. Von jenen hatten es mir insbesondere diejenigen vom Album "Tour de Hearts" besonders angetan (z. B. "On And On", "Old Man", "Arpeggio") - auch wenn der Genuss leider ein paar Abstriche hinnehmen musste. Diese waren in vorderster Linie einem jungen Herrn in meiner unmittelbaren Umgebung geschuldet, der - von einem meiner Begleiter später schlicht als Hampelmann bezeichnet - seiner zweifellosen Begeisterung für die Bänd häufig recht arrhythmisch und etwas unkontrolliert umherhopsend Ausdruck verlieh, wozu er auch noch lautstark vereinzelte Refrains seinem nicht grade über die Maßen begabten Stimmorgan entlockte.
Insgesamt war die Stimmung unter den 450 sehr gut, worüber sich auch der Sänger mehrfach freudig äußerte; ebenso tat er seine Überraschung kund, beim ersten Gastspiel hier gleich so viele Leute begrüßen zu dürfen. Auf mich selbst konnte der Funke allerdings nicht uneingeschränkt überspringen. Ob dieser sich wohl in den vielen, oftmals hüpfenden Reihen vor mir verirrt hat? Oder doch eher an meiner Erwartung hängen blieb, charmant-eigenwillig nach vorne gehenden Folk-Pop - wie vom einzigen mir bekannten Album gewohnt und geschätzt - zu hören, man stattdessen vielmehr glattbebügelt-rockige, mit den Keys gerne einen Touch Achtziger mitbringende Klänge zu Ohren zu bekam?
Egal, gleich blieben sich allemal die reizenden Lalalas, die hübschen Melodiebögen, die unbändig-fröhliche Leichtigkeit ihrer Stücke. Außerdem sollte man sich sowieso nicht allzu sehr an persönlichen Vorstellungen oder Befindlichkeiten aufhalten, wenn man ein schönes Konzert gesehen hat, bei guten Klangverhältnissen und in ausgesprochen liebenswerter Begleitung...