Elyas Khan                                           30.08.12  Berlin, Artliners

 

Eigentlich stand für den donnerstäglichen Abend ein Ausflug ins altehrwürdig sagenumwobene SO36 an. Und erneut soll sich bewahrheiten, dass immer da, wo ein eigentlich steht, es häufig doch anders ist oder kommt. In diesem Fall verhielten sich eine recht späte Einlasszeit und die gefühlte körperliche Frische ziemlich inkongruent zueinander, sodass wir kurzerhand zwangs-umdisponierten und schließlich schlicht umme Ecke stapften: ins Artliners am Boxhagener Platz. Wir schlurften an die Theke des noch recht mäßig besuchten Raucheridylls, nahmen dort ein Bier zur Hand und setzten uns just an ein Tischchen am Rand der Bühne.

Dort war bereits Elyas Khan zugange, spielte eine recht groovige Gitarre Marke Fender, mit viel Hall und Effekten verziert. Mal mit Pic und mal mit den Fingern holte er so manch angezerrt klingenden Ton aus dem Instrument und schuf damit seinem Gesang einen sehr stabilen Teppich. Der Mann entlockte seinen Stimmbändern scheinbar spielend eine beachtliche Melange aus viel Blues, einem guten Schuss Gospel sowie - von Zeit zu Zeit - ein schnelles Hoch und Runter der Töne, was mich klanglich unweigerlich an die Gebetsvorlesung eines Imam erinnerte. Später sollte ich erfahren, dass er diese Technik während eines Aufenthalts in Indien gelernt hat.

Elyas spielte sich trotz der mäßigen Zuschauerzahl -  es mögen vielleicht zwanzig Personen da gewesen sein - durch sein Set aus überwiegend eigenen Stücken, gespickt mit der einen oder anderen ziemlich eigenwilligen Cover-Version. Bowie's "China Girl" zum Beispiel stach für mich heraus, oder das abschließende "Creep" von Radiohead. Gelegentlich wusste der kahlköpfige New Yorker mit südlichem Teint auch technische Spielchen zu nutzen; beispielsweise Loops, womit er über mehrere Spuren an Gesang und/oder Gitarrensounds verfügen konnte, über welche er auch mal ein Solo zum besten gab. Oder er setzte kurzerhand ein paar passend unpassende, sehr technoide Beats ein, um zusätzliche Rhythmen durch die schlauchförmige Kneipe schallen zu lassen. Er vermochte es also auch, seine Performance recht abwechslungsreich zu gestalten und pendelte in sehr angenehmer Balance zwischen versöhnlichen und anklagenden Stücken oder schlicht Erinnerungen an bereits verstorbende Menschen umher.

Um 22 Uhr musste leider Schluss sein. Jaja, die Anwohner... Schade, wie gerne hätte ich noch ein wenig gelauscht..., dennoch: zum wiederholten Male hat sich also eine unfreiwillige Planänderung als goldrichtig erwiesen und einen Abend beschert, den ich unter keinen Umständen weder in Biographie noch im Rezipientendasein würde missen wollen... 

3.09.12

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