Dan Mangan 13.09.15 Freiburg, Waldsee
Nach längerer Zeit war es mir endlich einmal wieder gegönnt, ein Konzert zu besuchen. Das schön gelegene Freiburger Waldsee war Ort des Geschehens, wo am Sonntag abend drei Kanadier zu Gast waren. Einer davon hieß Adian Knight. Dieser stand als Support-Äct alleine auf der Bühne, mit elektrischer Gitarre, ein paar Effekten und Loop-Station. Beim Singen hatte der junge Mann eine ganz schöne Stimme, verwandte allerdings gut die Hälfte seiner etwa 45minütigen Präsenzzeit auf's Erzählen von mehr oder minder unterhaltsamen Geschichten. Spaß gemacht hat's trotzdem, grade unter Prämisse der Vorfreude auf das, was danach kommen sollte.
Danach nämlich kam Dan Mangan. Zwar als Solo-Show angekündigt, hatte er zur Unterstützung den Gitarristen Gordon Grdina mit an Bord, welcher nicht nur der aktuellen Bänd des höchst sympathischen Songwriters, Blacksmith, angehört, sondern auch schon auf dessen vorigem Album zu hören war. Wobei unterstützen wahrlich eine Untertreibung ist, wie sich bald herausstellen sollte. Neben dem nötigen Talent verfügt der Künstler sicherlich auch über eine klassische Ausbildung am Sechssaiter, verband diese Kniffe höchst gewandt mit (post)modernen Spielarten, scheute sich ebenfalls nicht, auch mal einen Geigenbogen zu verwenden, während der Sänger mal zupfend, mal fast schon perkussiv die Saiten schlagend den Rhythmus vorgab. So sorgten die beiden dafür, dass Mangan's Songs, deren Arrangements sich ohnehin schon häufig vom typischen Genremuster abheben, eine mitreißende Dynamik zuteil werden konnte. Beim Bäckgroundgesang konnte Grdina gleichfalls mit sehr guter Ergänzung und Untermalung der warmen, immer wieder angenehm kratzigen Stimme des Haupt-Sängers beitragen. Auf diese vorzüglich harmonisierende Zweier-Konstellation waren denn die Stücke entsprechend zugeschneidert - na, Mr. Mangan wird wohl gewusst haben, weshalb er eben grade diesen Herrn an seine Seite geholt hat...
Das aktuelle Album, 'Club Meds', aus welchem das Set gut zur Hälfte bestand, war mir bis dahin nicht bekannt, doch ließ sich ein kreativ fortschreitender Prozess seit der letzten Platte deutlich vernehmen und ich wurde neugierig auf das Werk. In den Gewändern dieser Duo-Darbietung nun klangen neue Stücke und jene von den mir bekannten Alben 'Nice, Nice, Very Nice' und 'Oh Fortune' nicht nur wie aus einem Guss, es war dabei auch höchst interessant, die älteren Stücke in diesen Versionen zu hören - und das im Gesamten Gehörte nenne ich gerne und überzeugt eine wahre Ohrenweide: Die Stücke hielten eine ausgezeichnete Balance zwischen dem geschichtenerzählenden Singer/Songwriter-Style und instrumentalen Klangausflügen zweier sich unterhaltender Gitarren. Und das Ganze auch noch unter hervorragenden klanglichen Bedingungen.
Immer wieder erzählte auch Mangan Anekdoten aus seinem Leben und Erleben, philosophierte ein wenig, interagierte sowohl mit dem Publikum wie auch mit seinem Kollegen auf der Bühne. Natürlich war das Set in regelmäßigen Abständen auch mit perönlichen Highlights für mich gespickt: "Road Regrets" etwa, gleich als zweiter Song im Programm; nicht viel später das wunderbare "Post-War Blues" oder gegen Ende des regulären Sets das spontan gespielte, nicht auf der Liste stehende "The Indie Queens Are Waiting". Oder auch die erste Zugabe nach siebzig Minuten regulären Sets, "Basket", vom ersten Album 'Nice, Nice, Very Nice', das er alleine spielte und währenddessen er über sich selbst lachen musste, nachdem er eine Textzeile falsch platziert hatte. Ob dieser Faux-pas außer ihm selbst wohl sonst noch irgend jemandem aufgefallen wäre, hätte er ihn nicht ausdrücklich erwähnt...?
Lediglich gegen Ende hin drohten sich die instrumentalen Spielereien fast ein wenig zu überreizen, doch kriegte der Performer auch diese Kurve rechtzeitig, indem er nicht nur Herrn Knight zur vokalen Unterstützung auf die Bühne bat, sondern auch das Publikum zum Bäckground-Gesang einlud und dies freudestrahlend dirigierte, während er das letzte Stück gekonnt in seinen sicherlich beliebtesten Song, "Robots", hinüberschleichen ließ. Den Refrain ließ er natürlich das Publikum übernehmen, welches seine Aufgabe ebenso dankbar wie gleichfalls freudig übernahm, während Mangan sich gitarrespielend vor die Bühne begab und so zum Finale eine Vereinigung zwischen Künstler und Rezipienten herstellte. Ein durch und durch herzerwärmender Abend...
Die Abschrift der Original-Setliste:
Offred / Road Regrets / LTF / Post-War / XVI / Forgetery / Pine For Cedars / Rows / Mouthpiece / Jude / Oh Fortune / Kitsch / ?¹ / Vessel // Basket / New Skies / Sold?² (-> Robots*) / So Much?³
¹ The Indie Queens Are Waiting
² gespielt
* nicht auf der Setliste
³ nicht gespielt
16.09.15