Arbre Noir 25.11.10 Freiburg, Planetarium
Für gewöhnlich kann ein Konzert nicht unbedingt als exorbitant mitreißend bezeichnet werden, wenn der Hörer sich in dessen Verlauf hin und wieder knapp über der Klippe des Döszustandes wiederfindet. Es sei denn, werte Wortkonsumenten, es sei denn, es handle sich hierbei gar nicht um jenes Ereignis, welches in aller Regel unter einem Live-Konzert verstanden zu werden pflegt. Denn eher als visuell-akustische Reise durch Raum und Zeit würde ich die Performance der Freiburger Arbre Noir bezeichnen, als Lokalität hierzu vortrefflich gewählt war das Planetarium.
Ebenso langsam, wie das Licht im bis auf den letzten Platz besetzten Saal zu Beginn des Auftritts gedimmt wurde, schlichen sich leise die ersten Synthieklänge ins Ohr des Hörers. Bald bildeten sich synchron die Projektionen des Planetarium-Chefs an der runden, gewölbten Raumdecke sowie die akustischen Eindrücke des Trios zu ineinander verschmelzenden Landschaften aus. Die Musik kam teils - vermutlich per Synthesizer programmiert - vom Band, zu größten Teilen wurde sie selbstverständlich live dargeboten. In erster Linie kamen Didgeridoos, sehr sphärisch klingende Gitarren (deren Saiten gerne per E-Bow gestreichelt waren), Bass und diverses Trommelwerk zum Einsatz. Hierbei lag der Rhythmus mal bei den Synthieklängen, deren ambientlastigen Grundtönen die Bänd Melodien hinzufügte, oder das Werken wurde umgedreht und organische Klänge sorgten für die rhythmische Untermalung, während Synthie-Flöten oder andere den Gesamtsound komplettierende Einsprengsel einfließen durften.
Die visuellen Eindrücke bestanden indes z. B. aus abstrakten Animationsgemälden, Zeitrafferflügen des Mondes durch sternenklares Himmelszelt, fliegenden Quallen oder Milchstraßenwanderungen. Ich muss gestehen, geschätzt die Hälfte der Zeit das Optische nicht mitbekommen zu haben, so sehr fühlte ich mich von den beinahe schon hypnotisch-meditativen akustischen Darbietungen eingeladen, mit geschlossenem Sehwerk im urgemütlichen Sessel zu..., nun ja, eben im Sessel zu liegen und die Welt dabei einfach nur Welt sein zu lassen.
Die ersten Worte, die nach fünfundsiebzig Minuten ans Publikum gerichtet wurden, waren ein geflüstertes "das war's", nachdem der Himmel zum Ende hin sanft in - wahlweise abendlich-beschließendes oder morgendlich erweckendes - Rot getaucht war und das Licht im Saal sich langsam wieder entdimmte. Nun wurden unter mehr als verdientem Beifall alle musikalisch und visuell Verantwortlichen vorgestellt, die ihre Sache meines Erachtens wirklich ausgezeichnet über die nicht vorhandene Bühne hatten schaukeln können, so dass ich für meinen Teil ein sehr entspanntes Gefühl durch wilden Schneefall nach Hause tragen konnte...
28.11.10