ISOSCOPE   3.02.24 Freiburg, Slow Club

 

Mein diesjähriger Konzertbesuchsauftakt zog mich in den stets stilsicheren Slow Club. Hier sollten am Samstagabend nach Öffnung des roten Vorhangs zwei Bänds aufspielen, die nach meinem Dafürhalten das Versprechen eines sehr interessanten Abends im Zeichen der Gitarrenmusik parat hielten. Ich war insbesondere auf den jungen Topäct des Abends gespannt und wie sich wohl die Live-Umsetzung ihres unkonventionellen Schaffens anhören würde…

Zunächst betrat jedoch ein Quartett aus Hamburg die hübsch mit Blumen ausstaffierte Bühne: Grüner Star, vier Herren an Schlagzeug, Bass, Gitarre und einem Sänger, der sich im Lauf der dreiviertel Stunde Spielzeit viel und ausgiebig mit seinem Mikroständer zu beschäftigen wusste. Von den ersten Takten an nahmen die Songs der Bänd das etwa fünfzigköpfige Publikum mit. Mich erinnerten die Klänge irgendwie sofort an die Goldenen Zitronen – was nicht nur deren Herkunftsort, sondern auch der Performänce und Stimme des Sängers geschuldet war. Nur in deutlich klassischerem Style des Indie-Post-Punk, als die werten Goldies.

Die Gitarre kam hierbei – durchweg angenehm vom Solieren befreit – mit recht reduzierter Spieltechnik aus, legte jedoch durch variierte Nuancen einen schönen, rhythmisch melodiösen Klangteppich für die kritischen Texte des Sängers zugrunde; Bass und Drums sorgten für treibenden Groove und den nötigen Druck im Gesamtsound. Sehr stimmig waren sowohl die Musik, als auch die mit mehr oder weniger offenem Humor gespickte Performänce des Vierers und war damit eine sehr angenehme Überraschung und mehr als ein Warm-Up-Äct, wie ich fand.

Nach kurzem Umbau betraten ISOSCOPE aus Berlin die Bretter, ebenfalls ein Quartett, mit Schlagzeugerin, Bassistin und zwei Gitarristen, von welchen einer hin und wieder Synthies bediente. Außerdem stellten alle vier, mal im Wechsel, mal einander ergänzend, ihre Stimmen zur Verfügung, die im Klangspektrum so ungefähr von Cyndi Lauper über Anne Clark bis hin zu Joy Division reichten. So etwa in der Zeit jener Genannten dürften auch einige Wurzeln des Sounds der Bänd liegen, jedoch in ein im besten Sinne postmodernes Gewand transformiert.

Zu Beginn des Auftritts war ich etwas irritiert, da ich von den Alben irgendwie mehr Elektronik im Gedächtnis hatte. Live war jedoch schön zu beobachten, dass der manchmal zu Über-Komplexität neigende Sound der Bänd – neben den Song-Arrangements – vor allem durch das unkonventionelle Spiel auf den Gitarren- bzw. Basssaiten zustandekommt, wo bei allen dreien der Fokus weniger auf Riffing, sondern vielmehr auf soundorientiertes Spiel gelegt war. Und natürlich mittels vieler Pedale durch viele Effektgeräte geleitet wurde…

Das Konzert war für bewegungsfreudige Menschen sicherlich etwas schwierig, da die ISOSCOPE-Rhythmik sehr speziell konzipiert ist, was mir wiederum ziemlich viel Spaß bereitete, einfach nur die Musizierenden beim Spiel zu beobachten und den oft hibbelig-zappeligen Sound dazu zu genießen. Ein wenig hinderlich im Flow der zehn überwiegend dem aktuellen Album ‚Conclusive Mess‘ entstammenden Songs, die auf die Anwesenden einhagelten, war lediglich das häufige Stimmen der Gitarren – was ein bisschen schade war, aber durch die in vielen Liedern immer wieder wie aus dem Nichts auftauchenden Melodien und insbesondere im furiosen letzten Viertel des einstündigen Konzerts, inklusive der großartigen Zugabe, gerettet werden konnte.

Bei den beiden letzten Stücken agierte die Bänd als richtig gute Live-Bänd, es kam sichtbare Spielfreude auf die Bühne und viele bislang verhaltene Funken konnten mühelos aufs Publikum überspringen. Sehr geil, das Finale dieser überaus sympathischen jungen Bänd mit „Western“, zum Schluss des regulären Sets, in welchem sich geballte Wut ausgiebig Raum nehmen durfte, bevor ganz zuletzt das großartige „Diamond Cells“ vom Debüt ‚ten pieces‘ die Anwesenden sichtlich begeisterte: ein Song, der – so möchte ich hier unterstellen – punktuell unüberhörbar von den Beatles und Bowie angehaucht ist. In jedem Fall aber wurde damit der gesamte, ebenso eigenartige wie mitreißende ISOSCOPE-Stil und -sound binnen knapp zehn Minuten mit ungebändigter Wucht auf den Punkt gebracht!!

Ein wieder Mal ebenso schöner wie bereichernder Konzertabend im langsamen Club mit zwei wohltuend konventionsbefreiten Bänds, die mit ihrer jeweils ureigenen Art sehr gut passten und deren Auftritte richtig viel Spaß machten!!

4.02.24

Abschließend noch die nach dem Gig flugs von mir entwendete Setlist von ISOSCOPE: Tabula Rasa / Adoptas / Autopilot / The Beach / Parts / How Do They Know / Pain Simulator / Keep On Building, Boys / Western // Diamond Cells

Und für neugierig gewordene zum Reinhören:

Grüner Star auf bändcämp HIER

ISOSCOPE mit sehr sehenswertem, von Bassistin Merle kreiiertem Video DORT

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