206                                                          26.05.11 Freiburg, Slow Club

 

Neulich las ich im Buch eines gescheiten Mannes, dass die Städte der Menschen eng seien - genau so eng wie ihre Köpfe. In logischer Folge dieser Behauptung (oder war es eine Feststellung??), müsste der Texter von 206 in einer recht dünn besiedelten Gegend wohnen...

Am vergangenen Donnerstag durfte ich mich mit etwa fünfzig weiteren Leuten zusammen von den Live-Qualitäten der Bänd überzeugen. Die rockte ohne Geplänkel mit "Keine Sonne, keine Cola", dem Opener ihres Erstlings, los, um auch den Rest der noch draußen vor dem Club verteilten Menschen nach innen zu bewegen. Es folgten direkt zwei weitere Stücke, an welche sich eine knappe Begrüßung mit kurzem kundtun des Bändnamens und Ansage des nächsten Stücks anschlossen. Der instrumentelle Sound, der die Stimme unterlegte, war auf das nötigste reduziert: eine Gitarre mit mehr Feedbäckeinlagen als Soli, ein kontinuierlich rhythmisierender Bass sowie ein recht spärlich bestücktes Schlagzeug zum Beine machen. Dies reichte nicht nur vollkommen aus, um dreckigen Punkrock und angepoppten Garagenrock zu spielen oder bei ruhigeren, von dezenten Wave-Anleihen getragenen Songs zu angemessener Schwermütigkeit zu verhelfen. Mehr noch: es brachte dies alles hervorragend auf den Punkt. Nun könnte mancher auf die Idee kommen, zu behaupten, das wäre ja alles genau wie auf der Platte, was? Stimmt so aber nicht, denn - wie das bei überzeugenden Bänds unbedingt sein sollte - klangen die Stücke live noch eine ganze Ecke dichter. 

Von Zeit zu Zeit sprach der Sänger ein paar lakonische Sätze ans Publikum, ansonsten konnten Musik und Texte ausreichend für sich selbst reden. Insgesamt kam das ganze Set so aus einem Guss, dass es verdammt schwer fällt, einzelne Songs oder Momente hervorzuheben. Ganz bestimmt Highlights des Auftritts waren jedoch das sehr geil gebrüllte "Baader", das solo vorgetragene "Silbermuehle" und die "Republik der Heiserkeit". Außerdem natürlich "Hallo Hoelle" und "Dauerwerbesendung" (bei welchem die Gitarre unweigerlich an Killing Joke erinnerte), sowie eine eingedeutschte Coverversion (eines mir leider unbekannten Stückes einer mir leider unbekannten Bänd) und und und....  Nach etwa einer dreiviertel Stunde schien das geplante Set mangels weiterer Lieder der jungen Formation bereits am Ende, doch hatten die drei offenbar selbst mehr als ausreichend Spaß, noch ein paar Stücke dranzuhängen, u. a. noch einmal das potentielle Hitstück "Hallo Hoelle" (auf Zuruf eines offenbaren Kenners aus dem Publikum). Schließlich endete das sich in steter Steigerung befindliche Konzert, welches auch nach einem zwischendurch sympathisch verpatzten Einsatz keineswegs an Fahrt verlor, nach einer Stunde mit dem einzigen nicht-deutschsprachigen Stück des Abends, einem Helmet-Cover.

Bleibt abschließend lediglich festzuhalten, dass hier eine Bänd auf der Bühne gestanden hat, die sich in recht unspektakulärer Weise sehr angenehm vom Gros der deutschsprachigen Formationen abzuheben weiß und ich sehr hoffe, künftig noch mehr von ihnen zu hören!!

Und nun nur noch ein Abschrift der Original-Setliste:

Keine Sonne / Kratzer / Goldjunge / Sachlich / Junge von heute / Dauerwerbesendung / Blutig im Schnee / Baader / Republik / Erdbeerlounge / Borniert / Hoelle / Kaeltester Tag

28.05.11

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