Woven Hand

30.05.07 Atlantik, Freiburg

 

 Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich sehr nahe beieinander. So auch bei David Eugene Edwards, ehemals Frontmann von 16Horsepower, nach deren Auflösung er nun bei dieser ursprünglich als Nebenprojekt begonnenen Formation die Fäden in der Hand hält.
Bereits vor knapp zwei Jahren durfte ich schon einmal Zeuge eines Konzerts an gleicher Stelle werden. Damals als Trio auf der Bühne hatte ich vom Sänger den Eindruck, er stünde in nicht allzu großer Entfernung eines tragischen Drogentods. Doch tat er dies glücklicherweise nicht. Ganz im Gegenteil: als er während des Vorprogramms den Raum betrat, sah man einen völlig aufgeräumt wirkenden Mr. Edwards durchs Publikum spazieren. Was sich jedoch unmittelbar mit dem Beginn seines Musizierens veränderte.
Die Bänd war zum Quartett erweitert, um den singend predigenden und Gitarre spielenden Songverantwortlichen scharten sich zu dessen Linken der Gitarrist, im Rücken der Schlagzeuger und zur Rechten der ehemalige 16HP-Bassist. Im Gegensatz zur letzten, eher ruhigen und sehr atmosphärischen Show, kamen die Songs diesmal in einem sehr rockigen Gewand daher, jedoch nicht ohne dieselbe düster-melancholische Stimmung zu verbreiten, die musikalisch das Markenzeichen sowohl dieser als auch der leider aufgelösten Bänd stellt.


Herr Edwards, ein offenbar sehr religiöser Mensch, sang sitzend seine Botschaften und Geschichten in den gut gefüllten Raum hinein, nutzte sein markantes Gesicht zur nicht weniger markanten Stimme, die Augen mal geschlossen und mal nach allen Seiten drehend, so dass er das Publikum sofort in seinen Bann ziehen konnte. Es wirkte tatsächlich ziemlich dieser Welt entrückt, wie er da auf seinem Hocker in der Mitte der Bühne saß, die Gitarre gelegentlich gegen ein Banjo eintauschte, von Zeit zu Zeit spärlich gestikulierte, die Hand zwischen Mund und Mikrophon bewegend seinen Gesang unterstrich, um kurz danach wieder wie wild in die Saiten zu hauen oder sie eben mit liebevoller Sänfte zu bedienen. Und dazu eben immer wieder diese Spielchen mit den Augen, man muss es erlebt haben, um es nachvollziehen bzw.sich bildhaft vorstellen zu können. Manche Besucher fanden diese Mimik gar unheimlich, wie mir später zugetragen werden sollte.
Für mich passte dies alles sehr gut zusammen, die Dichte des Sounds, die aufgebauten Spannungsbögen der Songs, die Inbrunst und Intensität der Darbietung seitens aller Musiker, fast möchte ich von einem wahnsinnig guten Konzert schreiben. Doch war es dies nur fast. Und somit wäre ich nun beim wirklich einzigen Kritikpunkt des Auftritts: er war schlicht zu kurz!! 75 Minuten inclusive eines einzigen Zugabenblocks sind vielleicht für eine rotzige und schnelle Punk-Rock-Bänd ausreichend, nicht jedoch für die gnadenlos gute Musik von Woven Hand.
Trotzdem wurde ein ausgezeichnetes Konzert dargeboten, welches zumindest bei mir noch tagelange Nachwirkungen zeigte, und ich es sehr bedaure, beim in Kürze folgenden Auftritt in Straßburg nicht dabei sein zu können.

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