Spearmint

27.01.07, Auditorium der J&R-Schule, Freiburg

 

 

Schenke ich den Vorankündigungen dieses Konzerts Glauben, sind Spearmint laut Ansicht des britischen Musikmagazins "New Musical Express" die in den letzten Jahren am meisten unterbewertete Bänd Englands. Nun bin ich alles andere als ein Stammleser des erwähnten Blattes, auch kein Kenner der britischen Musikszene, so dass ich diese Aussage von meiner Seite schlicht unkommentiert stehen lassen kann, dafür aber wie immer meine subjektiven Eindrücke zum Besten geben möchte.
Vorweg aber noch ein paar Worte zur Örtlichkeit der Veranstaltung. Organisator war das altbekannte Swamp, von welchem aus seit einigen Monaten immer wieder Konzerte in das Auditorium der Freiburger Jazz- und Rockschule ausgelagert werden. Und ich muss sagen, ich war sehr positiv überrascht. Unmittelbar nach Betreten der Lokalität steht man in einem kleinen Vorraum, natürlich mit Tresen für die Befriedigung des leiblichen Wohls ausgestattet, und kann sogar noch eine Treppe hoch, um von etwas höher gelegener Warte das Treiben um den Ausschank herum zu beobachten. Nachdem wir uns also mit Getränken versorgt hatten, begab ich mich mit meinem ausgesprochen netten Begleiter in den Konzertraum, zu diesem frühen Zeitpunkt noch menschenleer, so dass man sich sehr gut umsehen konnte.


Der Raum dürfte nach meinen Schätzungen Platz für etwa dreihundert Leute bieten und erinnerte mich ein wenig an den kleinen Saal der Straßburger Laiterie. Ich jedenfalls fühlte mich sofort wohl, einzig als etwas störend empfand ich (neben den wie ich meine äußerst unschicken "Rauchen verboten"-Schildern) das hinter der Bühne angebrachte Schild mit der Aufschrift und dem Logo des Veranstaltungsortes. Ich weiß ja nicht, wie es anderen Leuten geht, aber wenn ich den Weg zu einem Konzert hinter mich gebracht habe, weiß ich im Allgemeinen, wo ich mich in diesem Moment befinde und benötige nicht mit jedem Blick auf die Bühne den Hinweis darauf.
Nun gut, nach einiger Konversation unsererseits und nachdem sich der Saal zusehends gefüllt hatte, betrat das Londoner Trio Telly die Bühne, um ein etwa halbstündiges Vorprogramm zu bestreiten. Schlagzeuger, Bassistin, Gitarrist und Sänger sahen alle drei auf ihre Art irgendwie witzig aus, wie ich fand, durchaus sympathisch, und solcher Art sollten sie denn auch musizieren. Ein wenig britpoppig angehaucht, mit gelegentlich in Ansätzen experimentellen Passagen. Alles in allem recht nett anzuhören, doch fehlte mir ein wenig die eigene Note. Wie dem auch sei, zum Aufwärmen angenehm und unaufdringlich.


Nachdem sie ihr Set beendet hatten, sollte es nicht allzu lange dauern, bis Spearmint die Bühne betreten durften. Um den hageren Sänger, Gitarristen und Songschreiber Shirley Lee, der optisch entfernt etwas an Jarvis Cocker erinnert, scharten sich ein bäckgroundsingender Keyboarder, ein tanzender Bassist, ein groovender Schlagzeuger und ein effektverliebter Leadgitarrist, Letzterer übrigens bereits bei der Vorbänd am Sechssaiter. Von den ersten Klängen an war alsbald klar: die Musik stand ganz im Zeichen ziemlich klassischer, schön arrangierter britischer Popmusik, mit vielen "aaahs" und "uuuhs" im Hintergrund, feinen Melodien und gewitzten Texten, das Ganze mit echt britischem Charme vorgetragen. Nach gutem Anfang zeigte die Spannungskurve dann zwischenzeitlich etwas nach unten, es plätscherte so ein wenig, doch gab es auch bald wieder eine Steigerung, die für mich dann bis zum Ende des Sets anhalten sollte. Gelegentlich wurde ein wenig gerockt, z. B. bei einer Hommage an die Lemonheads, das Gros der Songs aber blieb wie erwähnt auf süßlichem, melodiegeschwängertem Pop basierend, insgesamt recht unspektakulär dargeboten, doch unbestreitbar schön anzuhören.


So spielten sie sich offensichtlich gut gelaunt durch ihr Programm, welches etwa eineinhalb Stunden plus zweier Zugaben dauern sollte, um danach noch ein wenig im Publikum zu verweilen, wo man allen voran den Bassisten nochmals mit seinen durchaus gekonnten Tanzeinlagen betrachten konnte.
Für mich gab es noch ein Bier mit meinem charmanten Begleiter und außerdem zwei ausgesprochen hübsche Vinyl-Singles, die eine rot, die andere weiß, mit den beiden Songs, die mir mit am besten gefallen hatten. Eine schöne kleine Erinnerung an einen zwar nicht alles überragenden, doch durchaus schönen und angenehm entspannten Konzertabend.
 

 

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Heißer Scheiß

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