RÜLPSSENF |
oder ÄBAUT Ä KÖRPERfUNKTION
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Scheiße, verdammt!! Ist das dunkel hier. Und dabei sitz ich doch grade mal beim Late-Afternoon-Tea. Zum Kotzen das. Da wartet man zunächst – so wie jedes Jahr – wochenlang auf den Sommer, der, als er sich dann endlich dazu bequemen kann, sich in jahreszeitgemäßem Gewand zu zeigen, erstmal komplett von der EM verschluckt wird und sich hiernach nicht mehr richtig fängt. Danach hofft man zur Entschädigung auf einen schön warmen Herbst, der sich wiederum einen feuchten Kehricht darum schert, und schließlich, ehe man auch nur ein klein wenig angefangen hat, sich das niemals auch nur eine einzige einsame Seele zufrieden stellende Wetter schön zu reden, geht draußen das Licht aus. Anfang November, Donnerstagnachmittag, halb sechs, zappendeppendüdeldüdusterli. So wird das wohl auch dann noch aussehen, wenn ich morgen früh zur Arbeit eile.
Tja, und da ich sicher nicht der Einzige in diesen breiten Graden bin, dem das so negativ aufstößt, dachte ich mir: „Schreibsch hald mol en kloine Aufsatz, gell?“. Zum Lindern, liebe Leute, zum Lindern. Und was muss nicht alles gelindert werden dieser Tage, von den Klassikern Husten, Schnupfen, Liebeskummer – nein, nicht ich, nix von alledem betrifft mich persönlich; mir geht’s bestens – bis hin zum Verlust des unbeliebtesten US-Präsidenten aller Zeiten. Und worüber sollen die ganzen amerikanischen Bänds nun wütende Hasslieder schreiben? Über einen Mann, den die Weißen als Farbigen ansehen und die Farbigen nicht uneingeschränkt als solchen akzeptieren? Der also in den multipel colorierten Bevölkerungsgruppen, die in den USA bekanntlich nicht grade verschwindend gering sind, als Weißer oder aber zu aller mindest Halbweißer gilt? Das geht doch nicht!! So was tut man nicht!! Wer auch immer auf diesen frisch gebackenen Amtsinhaber des meiner Meinung nach unpopulärsten und mitunter schäbigsten Arbeitsplatzes dieses Universums schimpft, kann doch allein auf Grund dieser Tatsachen sofort und direkt als Faschist verhaftet und sicherheitsverwahrt werden. Ach herrje, wie schnell tut sich doch schon wieder ein neuer Wirtschaftszweig auf:
Amerikaner, baut mehr Gefängnisse!!
Hm, ob ich wohl den Ossama, äääh, verflucht, ich meine natürlich den smarten Mr. Obama und bitte aufrichtigst um Entschuldigung – die mitunter stürmischen Herbstwirren halten mich offenbar in lockerem Griff – also ob ich den Herrn Präsidenten wohl gleich mal anrufen sollte, um ihm diesen heißen Tipp flüsternd hinter vorgehaltener Hand am Telefonhörer zu vermitteln? Zumal es jetzt ja eh egal ist, da ich den Übergang zum eigentlichen Thema nun sowieso schon total vermasselt habe ob dieser heutigen höchst intimen Bekanntgabe meines außerordentlich großen Interesses am Weltgeschehen. Egal. Zur Sache, Kätzchen!! Lasset ussem Sack!! Und schelmt nicht, weil IHR Böses dabei denkt, ich bin unschuldig!! Mir ist nur der Bogen abhanden gekommen, ganz abgesehen vom Pfeil, der sowieso nie trifft, was er treffen soll und wirr durch die Welt pfeift, mal hier und da was streift, zumeist jedoch daneben greift…
Nichtsdestotrotz finde ich es nun mehr als an der Zeit, diese zwar überaus tieferen Sinnes behaftete, jedoch in dieser Länge nicht gerade zwingend notwendige Einleitung hier kurzerhand abzuhacken um zum Thema zu kommen:
Ruktation.
Habe ich da ein unverständiges „Hä??“ vernommen? Gut möglich. Hätte mir auch passieren können ob dieses plötzlichen Fremdwortüberfalls. Doch gibt es natürlich für die Faulen unter meiner werten Leserschaft auch ein kürzeres Wort mit identischer Bedeutung, in diesem Falle wäre der gemeinte Vorgang schlicht als Ruktus zu bezeichnen. Immer noch „Hä??“? Also gut, noch einfacher und exclusiv für die Spracherhaltungsfetischisten:
Das Rülpsen.
Noch nie konnte ich verstehen, dass ein Vorgang, der von der Physiologie des Menschen, durchaus berechtigt zum Zwecke eingesetzt wird, den Magen von überschüssiger und sich offenbar fehl am Platze befindlicher Luft zu entledigen, völlig ungerecht und in gemeinster Weise gesellschaftlich so verpönt ist. Und dies obschon sicherlich jeder unter der treuen wie teuren Lesergemeinde dieser wundervollen Homepäge bereits erlebt hat, wie befreiend es sein kann, diesem Vorgang gelegentlich gütig nachzugeben, gleichgültig, ob man in der Nahrungsmittelspeicherhöhle entweder ausreichend neuen Raum für zu verzehrenden Ernährungsnachschub schaffen möchte oder der kontrollierte Luftentweichungsprozess einfach nur der abdominellen Erleichterung zum Vorteil gereichen soll. Und was gibt es nicht für Künstler dieser Disziplin!! Es gibt Menschen, die können z. B. klar und deutlich artikuliert „Arschloch“ sagen, während sie aufstoßen. Manche bringen es sogar auf ganze Sätze mit ihren Riesenrülpsern, wie „geh mir aus der Sonne, Depp“. Ein Phänomen der Evolution, wie ich meine. Es soll sogar schon bei einer bekannten Wettsendung im deutschen Fernsehen den Wettvorschlag gegeben haben, die Nationalhymne im Zuge des Ruktierens vorzutragen. Doch wurde meines Wissens dieser Vorschlag von den offenbar allzu konservativen Programminhaltsverantwortlichen leider nicht angenommen. Schade. Allein dieser ungewöhnlichen Ehrung des Vaterlandes zuliebe hätte doch sogar ich für einige Augenblicke gerne in den Flimmerkasten geschaut, dieses potentiell historisch-revolutionäre Ereignis zu verfolgen.
Paradoxerweise und trotz der gesellschaftlichen Ächtung jener völlig normalen, natürlichen, ja geradezu kontrolliert biologischen Begebenheit, ist wiederum gerade besagtes Phänomen des Luftablassens eine der ersten, wenn nicht überhaupt die allererste Lehrdisziplin, die Eltern an ihren noch sehr jungen Kindern durchzuführen pflegen. Gar häufig unter Anwendung zärtlich-diktatorischer Gewalt seitens der Erziehungsberechtigten. Die Situation stelle man sich vor wie folgt:
Der Säugling hat soeben einen großen Teil des Vorrats aus der mütterlichen Milchzentrale abgesaugt, welche vormals bekannt und geschätzt als sekundäres feminines Geschlechtsmerkmal war, nun jedoch als Dauerlutscher des Nachwuchses in manchen Fällen ein übel und entzündlich zugerichtetes Dasein fristet. Das Köpfchen schmiegt der sich keinster Schuld bewusste und mitnichten zur Verantwortung ziehbare Verursacher sanft und um Schutze heischend an die Schulter des Elternteils. Unterm Mäulchen hat er ein weiches Tüchlein für eventuelle Kollateralmitbringsel aus dem Minimagen, während der Elternteil ihm mantra-artig gut zuredet: „ja, schöööön hast du gegessen, soooo, und jetzt schööön ein Bäuerchen machen…“. Währenddessen bezieht der unschuldig-hilflose Kleinstmensch stetig feinste Schlägchen auf den Rücken, bis dann „ööörps“, der Rülpser kommt, woraufhin postwendend das Lob folgt: „jaaaaa, das hast du fein gemacht…“. Hier ist denn nun das „Hä??“ auf meiner Seite. Hat zu mir nämlich seit ich denken kann keiner mehr gesagt: „Hast du fein gemacht!!“, wenn ich mal das dringende Bedürfnis zur Ruktation hatte, weil Gase und Lüfte mich plagten und quälten und ich mich endlich mit einem herzhaft-beschwingten Aufstoßen davon befreien konnte, bevor es eine hoffnungslose Überdehnung der Magenwände oder Schlimmeres hätte zu verbuchen geben können. „Du SAUUUU, duuu…“. Das ja. So was kriegt man immer gleich gesagt. Charmantes muss immer viel länger im Kehlkopf harren….harrrrr!!!... „Aber aber!!“, muss ich mich an dieser Stelle nun glatt selbst ein klein wenig zurecht weisen. Wer wird denn gleich zickig werden, nanu? Nun aber schnell mal wieder runterschalten, ja? Wir wissen ja nicht erst seit heute, dass das Leben nicht uneingeschränkt Gerechtigkeit walten lässt, was solls. Die Blumen sind im Frühling doch trotzdem schön, oder etwa nicht?!
Wie auch immer, es mag mir einfach nicht in die verdammte „ja-klar-versteh-ich-Schublade“ inmitten meiner Cerebralien gleiten, was letzten Endes so schlimm daran sein soll, auch mal als grundsätzlich gesellschaftsfähiger Erwachsener laut und deutlich für sein Wohlbefinden zu sorgen, egal, ob beim Geschäftsessen, der Weihnachtsfeier, oder beim ersten Rendezvous mit der neuen Flamme. Bin doch nicht alleine schuld an der Evolution!! Zumal andere Völker uns diesbezüglich offenbar etwas vorausgeeilt sind, allen voran die in so übermächtig großer Zahl auftretenden Chinesen. Und die werden ja wohl in absehbarer Zeit sowieso die neue Großmacht sein und laut rülpsend über die Geschicke der Weltwirtschaft herrschen, während ein gewisser Herr Obama noch mit dem Aufräumen der Scherben seines Vorgängers beschäftigt sein wird.
Sollte es also wider Erwarten nun wenigstens in dieser Sache etwa doch noch Hoffnung für unseren Planeten geben? I believe in Liberty!!