Kristofer Aström

15.09.07 KiFF, Aarau (CH)

 

 

Nachdem ich mir ob der lediglich vier Konzerte, die Herr Aström in eher weiter entfernten deutschen Großstädten zu spielen gedachte, bereits etwas schmollend abgeschminkt hatte, einen Auftritt des von mir seit Jahren sehr geschätzten schwedischen Songwriters besuchen zu können, ergab sich überraschend die entzückende Möglichkeit, stattdessen in ein kleines Städtchen in der benachbarten Schweiz zu fahren. Sollte der Junge also gedacht haben, sich meiner scharfzüngigen Kritik entziehen zu können, so hat er sich leider geschnitten!!


Sehr pünktlich, trotz kleiner Wirrungen bei der Wegfindung in den Club mit dem wohlklingenden Namen, traf unsere nette, kleine Konzerttouristengruppe in Aarau ein. Die Lokalität befand sich im zweiten Obergeschoss des offenbar alternativen Kulturzentrums des Städtchens, mit schön abgedunkeltem Licht und sehr dunklem Wandanstrich und mochte etwa drei- bis vierhundert Menschen aufzunehmen in der Lage sein. Eine ausgesprochen schöne Einrichtung, wie ich fand, mit waschechter Clubatmosphäre. Das frühe Ankommen gab uns ausreichend Zeit, sowohl mit den Thekenkräften den Währungskurs zu verhandeln, als auch musikalische wie fußballerische Vorlieben und Meinungen auszutauschen.
Kurz vor 21 Uhr betrat ein junger Mann die Bühne, hängte sich eine akustische Gitarre um und stellte sich mit eindeutig schweizerischem Akzent als Julian vor, und dass er nun ein paar Songs spielen würde. Aha, dachte ich, ein Local Hero also.


Nun, er machte seine Sache recht ordentlich, wie ich fand. Seine Lieder waren eher von der ruhigeren Seite, mit melancholisch gewitzten, akzentfreien, englischsprachigen Texten, schönem Gesang und gutem Gitarrenspiel dazu. Einzig die Abwechslung fehlte mir ein wenig, fand ich das Dargebotene durchweg ähnlich klingend, doch konnten nicht alle meiner Mitgereisten diese Ansicht mit mir teilen.


Gegen 22 Uhr war es dann an der Zeit, dass Kristofer Aström und seine vier Mitstreiter die Bühne für ihre Zwecke in Beschlag nahmen. Als Mitstreiter zugegen waren ein Schlagzeuger, mit kleinem, aber feinen wie wohlklingenden Drum-Set, ein freakig aussehender, bärtiger Bassist, ein Mann an der elektrischen Gitarre, die er gelegentlich gegen eine halbakustische austauschte und zur Rechten des natürlich im Bühnenmittelpunkt allzeit präsenten Sängers und Gitarristen ein Pedal-Steel-Spieler, welcher ebenfalls von Zeit zu Zeit auch mal eine normale E-Gitarre zur Hand nahm. Alle miteinander wirkten von Beginn an gut eingespielt, ohne Vorrede starteten sie das Set, lediglich nach dem zweiten Lied gab es kleine technische Probleme mit der Anlage der Pedal Steel, die allerdings souverän überspielt und schnell behoben waren, und vom Sänger, der übrigens hauptverantwortlich für die Songs ist, beiläufig mit einem Bob-Dylan-Zitat quittiert wurden: "something is happening but we don´t know what it is".

Allein diese Randszene zu Beginn verdeutlichte, mit welch entspanntem Charme Herr Aström zweifellos ausgestattet ist. In der Folgezeit sollte sich dann auch dementsprechend lässig wie ebenfalls hochkonzentriert und durchweg guter Akustik durch das ziemlich komplette neue Album gespielt werden, zu beschreiben wohl am ehesten als Country-Songwriter-Folk-Pop im allerpositivsten Sinne und mit ebensolcher Ausstrahlung. Das Set wurde zusätzlich gespickt mit zwei Songs vom ersten Solo-Album des Künstlers, einem ganz neuen Stück und einem Lied von einem, wie man erfahren durfte, sich in Planung befindlichen Album. Letzteres war ein recht langes, mit drei Gitarren dargebotenes, sehr spannungsgeladenes Stück, fast schon nach Prog-Songwriter-Folk-Pop klingend, falls es eine so bezeichnete Spielart in der wirren Schubladenwelt der modernen Musik geben sollte. In jedem Fall aber markierte es für mich einen Höhepunkt des regulären Sets.


Die intensivsten Momente hatte das Konzert jedoch zweifelsohne, wenn Aström alleine mit Gitarre und Stimme in Aktion trat, und damit von Zeit zu Zeit, meist zu Beginn und/oder Ende eines Stückes, unter Beweis stellte, dass seine Songs sowohl in einem fünfköpfigen Kollektiv, als auch ganz auf sich selbst gestellt hervorragend funktionieren, womit er sich bei mir persönlich ja schon lange einen Ausnahmestatus erspielt hat.


So bleibt mir nach diesem etwas mehr als anderthalb Stunden andauernden, sehr schönen Konzerterlebnis lediglich der Wunsch, eines Tages vielleicht auch mal einem Soloauftritt des überaus sympathischen Schweden beiwohnen zu dürfen.

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