Emirsian & Spooky Ruben

14.11.06 Rattenspiegel, Freiburg

 

 

Kleine feine Konzerte haben kleine feine Berichte verdient. Dies gilt besonders, wenn sie zudem in einer kleinen, nicht weniger feinen Lokalität stattfinden wie am gestrigen Dienstag in der Ratte. Nachdem ich dort bei den letzten paar Konzerten aus verschiedensten Gründen zu meinem tiefsten Bedauern nicht anwesend sein konnte, war es natürlich Ehrensache, diesmal nicht schon wieder zu fehlen. Ich schaffte es sogar, sehr pünktlich nur wenige Minuten vor Beginn mit einer äußerst charmanten Begleiterin an meiner Seite einzutreffen. Insgesamt mochten inclusive Wirt und Musikern etwa 25 bis 30 Leute da gewesen sein; man könnte fast sagen, intimer gehts nimmer.

Die drei Musiker hatten beschlossen, auf dieses Headliner- und Vorprogrammding gänzlich zu verzichten und spielten mal solo, mal im Duett und als Trio in stetem Wechsel, was dem Ablauf insgesamt sehr zuträglich war. So begannen sie zu dritt, ein streichender Kontrabassist, Spooky Ruben an Percussion und Bäckground-Gesang, Emirsian sang und spielte Gitarre dazu. Letztgenannter spielt eigentlich in einer Rockbänd namens Harmful, war aber, wie er bereits sehr früh am Abend kundtat, in den vergangenen Monaten ziemlich damit beschäftigt gewesen den Tod seines Vaters zu verarbeiten und -- für ihn ungewohnt -- erstmals alleine und ohne Bänd unterwegs.

Trotz der entsprechend überwiegend ruhigen, recht nachdenklichen Songs sollte es alles andere als ein trauriger Abend werden, Künstler wie Publikum zeigten sich gut gelaunt, standen immer wieder in Interaktion miteinander, was nicht zuletzt durch die Gegebenheit gefördert wurde, dass man fast komplett auf Strom verzichtete. Lediglich das Keyboard, welches bei einigen Liedern zum Einsatz kam, konnte natürlich nicht ohne Steckdose auskommen, ebenso Spookys Comedy-Einlage, als er ein Telefonat mit seiner Vereehrten zu führen vorgab. Alles andere wurde gänzlich unverstärkt dargeboten. Und das war gut so, ist doch gerade Mr. Ruben ein wahrer Stimmkünstler, der selbst die höchsten Töne noch glasklar zu singen vermag, ohne dass durch irgendwelche Technik etwas zu kaschieren notwendig gewesen wäre. Seine Songs waren ebenso wie die seines Kollegen Emirsian klassischer Singer/Songwriter-Stoff, handelten vorrangig von Liebe, Einsamkeit und Selbstverwirklichung, bei Emirsian kamen zeitweise auch dessen armenische Wurzeln zum Tragen und eben Erinnerungen an den Vater.

So musizierten sie sich in stetem Besetzung-wechsel-dich-Spielchen durch den Abend und erreichten dadurch eine solche Kurzweiligkeit, dass man gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Nach knapp zwei Stunden sollte jedoch auch dieser schöne Konzertabend zu Ende gehen, schlicht, weil die drei nicht mehr Songs im gemeinsamen Repertoire hatten. Wir dagegen genehmigten wir uns noch ein letztes Bier und genossen die Atmosphäre in der während des ganzen Abends auf fast sommerliche Temperaturen aufgeheizten kleinen Kneipe, die es tragischerweise in absehbarer Zeit wohl nicht mehr zu erleben gibt, während sich die Musiker noch fleißig dem Verkauf von CDs und Shirts hingaben.

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